Rotterdam (pm) – Das ecovillage ist eines der vielen Projekte von CITYFÖRSTER und Studiomauer, die als non-verbales Statement angesehen werden können: „Die Veränderung sein“ – anstatt darauf zu warten. Derzeit ist der Bausektor für rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen verantwortlich. Angesichts der Maßnahmen, die ergriffen werden müssen, um das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, ist es noch ein langer Weg UND uns läuft die Zeit davon. Aus diesem Grund haben Studiomauer und CITYFÖRSTER beschlossen, nicht länger zu warten und ihre Arbeitsweise zu ändern. Die beiden Architekturbüros möchten nicht länger das Problem des Klimawandels sein sondern Teil der Lösung. Was dies konkret bedeutet, zeigt das preisgekrönte Projekt ecovillage:
Eine der vielen Besonderheiten des ecovillages ist die Suffizienz, die es sich als Leitsatz gegeben hat. Diese basiert auf der Kritik an der aktuellen Wohnraumverteilung und dem weiterhin wachsenden Pro-Kopf-Anspruch sowie der Tatsache, dass die Herstellung eines Quadratmeters Neubau in konventioneller Bauweise eine Tonne CO2 verursacht. Die Wohnfläche pro Kopf wird stark beschränkt und somit der zukunftsweisende Weg geebnet: Weg von der individuellen hin zur gemeinschaftlichen und geteilten Lebensweise. Das ecovillage versteht sich als Vorreiter in einer längst überfälligen Grundsatzdiskussion, in der Genügsamkeit als Philosophie verfolgt wird.
Durch Teilen mehr haben: Ein höchst flexibler Ansatz, der nicht nur gepriesen, sondern gelebt wird. So gibt es unter anderem eigens ein Gästehaus, in welchem Besuch unterkommen kann, der nicht in die eigene Wohnung passt. Neben einem Co-Working Space und Werkstätten gibt es auch Gemeinschaftsräume in den Gebäuden und Gärten, die der Allgemeinheit gehören und von allen genutzt werden können.
Das ecovillage versteht sich als Vorreiter in einer längst überfälligen Grundsatzdiskussion, in der Genügsamkeit als Philosophie verfolgt wird.
Im Mittelpunkt des städtebaulichen Entwurfs steht das lebendige Zentrum mit Dorfplatz. Die Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und Genossenschaft bildet dabei der CYC-Hub, welcher Energiezentrale, Werkstätten, Bauteilbörse, Seminarräumen und dem Gästehaus Raum gibt. Umgeben und eingerahmt wird das Zentrum von der Allmende. Sie ist das grüne Herz des ecovillage. Hier wird Wasser versickert, Lebensmittel produziert und Gemeinschaft gelebt.
Ausschlaggebender Faktor für die Entwicklung ist der Anspruch, eine CO2-neutrale Siedlung zu werden. Der Betrieb des ecovillage ist CO2-neutral vorgesehen, aber auch beim Bau soll die CO2-Verursachung auf ein Minimum reduziert werden. So wird alles aus Holz gebaut und zusätzlich die Versiegelung der Fläche minimiert. Die Biodiversität wird gefördert und Grau- und Regenwasser mit Hilfe einer Pflanzenkläranlage aufbereitet und gereinigt. Eingeleitet in einen biotopartigen See, versickert und verdunstet es oder dient den Bewohner*innen zum Bewässern ihrer Gärten.
„Uns ging es beim ecovillage vorrangig darum, alle ungenutzten Potentiale des Städtebaus zu heben und neue Maßstäbe zu setzen. Die Stadt beispielsweise als ineinandergreifendes System und als Kreislauf zu denken und Themen wie Mobilität, Nachhaltigkeit und Material vernetzt zu entwerfen. Folglich ging es nicht darum, weniger schlecht, sondern einfach besser zu sein.“
– Oliver Seidel, Gründungspartner von CITYFÖRSTER
Auch das Mobilitätskonzept verfolgt bezüglich Zukunftsfähigkeit hehre Ziele: Es fokussiert voll und ganz die Nahmobilität. (ÖPNV und Fuß- und Radwegeverkehr). Konkret bedeutet dies nur 0,2 Autostellplätze pro Wohneinheit. Im Gegenzug dazu stehen jedoch großzügige Flächen für (Lasten-)Fahrräder, Leihstationen, Bollerwagen, etc. bereit. Ein direkter Anschluss an die Stadtbahn rundet dieses Konzept ab.
Die Nachbarschaften, die von der Allmende untereinander und mit dem Zentrum verbunden werden, bestehen aus unterschiedlich großen Clustern. In diesen befinden sich diverse Bautypologien, die wiederum vielfältigen Wohnungsformen Raum geben. Der demokratische Mix fördert die soziale Durchmischung und schafft starke Nachbarschaften.
CITYFÖRSTER und Studiomauer freuen sich über das besondere Projekt und nun mit dem städtebaulichen Entwurf beauftragt worden zu sein. Nächstes Jahr kann mit den ersten Gebäuden begonnen und somit ein wichtiger Beitrag in zukunftsorientierter Stadtentwicklung geleistet werden.
Pressemitteilung: CITYFÖRSTER architecture + urbanism