Berlin (pm) – Das Bundesbauministerium hat eine Strategie für den Hitzeschutz in der Stadtentwicklung und im Bauwesen vorgelegt. Diese legt die Entstehung von Hitzeinseln und deren Vermeidung dar und fasst zusammen, was bereits von Stadtplanern und Bauingenieuren angewendet wird und welche Entwicklung im Stadtraum zukünftig notwendig wird, damit Städte auch im Sommer lebenswerte Orte sind.
„Der Klimawandel und seine Folgen werden vor allem in unseren Städten in den Sommermonaten deutlich spürbar. Wer in der Stadt lebt, leidet in Rekordhitzesommern unter tropischen Nächten und schwülen Tagestemperaturen. Dies stellt gerade für ältere Menschen und kleine Kinder ein Gesundheitsrisiko dar.
Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen
Unsere bebaute Umgebung – von der Stadt als großem Ganzen, über das Viertel bis hin zum einzelnen Gebäude selbst – nimmt dabei ebenso maßgeblich Einfluss auf unser Wohlbefinden. Die Hitzeschutzstrategie ist eine gute Nachricht, weil sie zeigt, welche Anpassungsmaßnahmen bereits gegen Hitze greifen. Und sie zeigt auch auf, an welchen Stellschrauben Stadtplaner und Bauingenieure weiter drehen müssen, um einen Wärmestau in Städten zu vermeiden. Als Bundesbauministerium bestimmen wir die rechtlichen Grundlagen mit. So sieht die neue Baugesetzbuch-Novelle u.a. vor, dass Kommunen mehr Handlungsspielraum bei Klimaanpassungsvorgaben bei Bauvorhaben haben sollen.
Und, wer frisches Geld aus unseren Förderprogrammen will, muss Klimaanpassung mitdenken und nachweisen. Dabei fördern wir, dass Flüsse von Beton befreit werden und wieder kühle Luft bringen. Zudem fördern wir u.a. das Aufgraben und Neu-Begrünen von zubetonierten, kaum genutzten Plätzen, die in der prallen Sonne niemanden zum Bleiben anregen.
Hitzeschutz ist ein soziales Thema. Vor allem Menschen mit wenig oder keinem Einkommen leiden unter hohen Temperaturen. Was wir im Winter schon regelhaft absichern – Wärmestuben und die Notversorgung über die Kältehilfe bspw. – wird zunehmend auch in den warmen Monaten ein Thema werden. Vom Bund, über die Länder bis hin zu den Kommunen: Hitzeschutz ist und bleibt ein großes Thema in der Politik und Verwaltung.“
Kernaussagen der BMWSB-Hitzeschutzstrategie:
- Mehr Raum für Grün schaffen, das für Abkühlung sorgt: Grüne, vernetzte Freiräume in Form von Parkanlagen, Bäume, die die Straßen säumen, oder Grünflächen als schattige Klimaoasen sowie Dach- und Fassadengrün.
- Hitzevorsorge und wassersensible Stadtstrukturen gemeinsam gestalten: Das Grün nützt uns wenig zur Hitzevorsorge, wenn es vertrocknet. Nur mit ausreichend Wasser kann das Stadtgrün dichte Baumkronen für Schatten bilden und durch Verdunstung kühlen. Um dies insbesondere über längere Trockenperioden zu erreichen, braucht es in den Quartieren lokale Versickerungsmöglichkeiten und Flächen müssen entsiegelt werden.
- Verschattung besonders hitzebelasteter Orte (bspw. Stadtplätze, Spielplätze); auch Lösungen wie Sonnensegel können dazu beitragen, einen schattenfreien Spielplatz im Sommer überhaupt nutzbar zu machen.
- Kühle Orte in der Stadt identifizieren, bspw. Kirchen, Museen, die bei großer Hitze kühle Erholungsorte bieten können (Kältepläne in Berlin oder Potsdam)
- Hitzeschutz für Wohnungslose: Wohnungslose Menschen können sich bei Hitze nicht in kühlere, private Innenräume zurückzuziehen. Hier brauchen wir besondere Hilfen, mehr Trinkbrunnen, Duschmöglichkeiten, kühle Rückzugsorte. Hierbei arbeiten wir eng mit dem BMG zusammen im Kontext unseres Nationalen Aktionsplans gegen Wohnungslosigkeit.
- Hitzeschutz von Gebäuden: Im Bestand und Neubau brauchen wir vorrangig passive Hitzeschutzlösungen (bspw. außenliegender Sonnenschutz) und naturbasierte Lösungen wie Dach- und Fassadenbegrünung. So können wir gleichzeitig Klimaschutz und Artenvielfalt fördern.
Was das BMWSB tut:
- Wir stärken Hitzeschutz im Zuge der Gesetzgebung (insbesondere in der BauGB Novelle). Damit möchten wir den Handlungsrahmen der Kommunen verbessern, um Hitzeschutz vor Ort umzusetzen.
- In unseren Förderprogrammen fördern wir gezielt Maßnahmen des Hitzeschutzes, gute Beispiele finden Sie in unserer Strategie. In der Städtebauförderung ist Klimaanpassung zum Schutz der Menschen ein entscheidendes Förderkriterium und im Bundesprogramm Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel nutzen die Kommunen die Gelder, um unter anderem den Hitzeschutz in ihrer Kommune zu verbessern.
- Wir möchten gute Forschungsansätze in der Praxis erproben: Mit dem Förderaufruf „Urban Heat Labs“sollen Lösungen gefunden werden, wie Hitzevorsorge bei den Menschen im Alltag ankommt. Das was sich in der Praxis bewährt, kann dann auf andere Städte und Quartiere übertragen werden.
- Wir integrieren Hitzeschutz in laufende Strategieprozesse (z.B. Klimaanpassungsstrategie) der Bundesregierung.
- Im Weißbuchprozess Stadtgrün wird das BMWSB den Stakeholder-Prozess zur grün-blauen Infrastruktur mit zahlreichen Verbänden und Kommunen fortführen, in dem gemeinsam Ideen und Vorschläge für eine stärkere Rolle des urbanen Grüns zur Hitzevorsorge entwickelt werden.
Lernen von Anderen:
- Viele Partnerländer in der EU und weltweit haben Erfahrungen, wie Städte, Quartiere und Gebäude gebaut werden können, um die Gefahren starker Hitzebelastung abzumildern. Auch von ihnen lernen wir.
- Paris entsiegelt systematisch Schulhöfe, und schafft sogenannte „Frischeinseln“. Hier, wie auch in Wien und anderen europäischen Städten, wurden an heißen Orten in der Stadt Nebelduschen installiert, in Rathäusern und Seniorentreffpunkten werden gezielt „kühle Bürgerräume“ zum Schutz im akuten Hitzefall bereitgestellt, auch Barcelona hat „Klimaunterkünfte“ geschaffen. New York setzt gezielt auf helle Dachoberflächen und Straßenbeläge, damit Hitze in der Stadt nicht so stark gespeichert wird.
- Das Lernen von Anderen ist Teil unserer Strategie – wir stehen dazu im Austausch mit europäischen Partnerländern.
Weitere Informationen zur Hitzeschutzstrategie finden Sie hier.
Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen