9. Mai 2024

Büronutzer-Umfrage von CBRE: Hybride Arbeitsmodelle werden zum europäischen Standard

Frankfurt am Main (pm) – Die Rückkehr von Arbeitnehmern ins Büro beschäftigt Unternehmen weiterhin: Fast die Hälfte der europäischen Unternehmen (48 Prozent) meldet aktuell eine Anwesenheitsquote ihrer Arbeitnehmer im Büro von weniger als 40 Prozent. Das ist das Ergebnis der diesjährigen Büronutzerumfrage, für welche der globale Immobiliendienstleister CBRE 136 Unternehmen mit Bürostandorten in Europa befragt hat. Die gesamte Studie ist hier zu finden.

Hybrides Arbeiten als neuer Standard

Viele Unternehmen scheinen sich inzwischen mit der veränderten Arbeitswelt arrangiert zu haben: Mehr als die Hälfte (56 Prozent) glaubt, dass die derzeitige Situation langfristiger Natur sein wird. Von den kleineren Unternehmen mit maximal 1.000 Mitarbeitenden gehen sogar 68 Prozent von einem Dauerzustand aus. Zudem haben inzwischen zwei Drittel der Unternehmen verbindliche Regelungen für die Anwesenheit im Büro eingeführt. Vor einem Jahr hatten nur etwa 40 Prozent entsprechende Vorschriften implementiert. Die meisten Unternehmen (41 Prozent) setzen dabei auf eine Anwesenheitspflicht von mindestens drei Tagen pro Woche.

Ein hybrides Arbeitsmodell, bei dem die Mitarbeiter ihre Zeit zu gleichen Teilen im Büro und „Remote“ verbringen, wie es aktuell weit verbreitet ist, würden auch langfristig rund die Hälfte der befragten Unternehmen präferieren. 38 Prozent streben hingegen an, ihre Mitarbeiter wieder überwiegend in das Büro zurückzuholen und lediglich elf Prozent wünschen sich, dass die Beschäftigten überwiegend remote arbeiten. Kaum ein Unternehmen setzt auf die Extreme – vollständige Büropräsenz oder vollständige Remotearbeit.

„Die Präferenzen der Unternehmen haben sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. Sowohl bei den Arbeitgebern als auch den Mitarbeitenden scheint sich langsam ein neues Arbeitsmodell zu etablieren, Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel,“ sagt Oliver Küppers, Head of Advisory & Transactions bei CBRE in Deutschland. „Wir sehen immer deutlicher, dass das mobile Arbeiten zwar ein fester Bestandteil der europäischen Bürokultur geworden ist, dass aber zugleich auch das physische Büro mit seinen Vorteilen der Zusammenarbeit und des Wissens- und Erfahrungsaustauschs nicht wegzudenken ist.“

„An Büroimmobilien werden heute andere Anforderungen gestellt als noch vor einigen Jahren“, ergänzt Pawel Krolikowski, Head of Workplace Consulting bei CBRE in Deutschland. „Mitarbeitende kommen nicht mehr ins Büro, um den ganzen Tag nur an ihrem Schreibtisch zu arbeiten, sondern für den persönlichen Austausch und die Interaktion mit Kollegen und Kunden. Flächen und Räume müssen deswegen nicht nur offener und kollaborativer, sondern auch flexibel und tätigkeitsbezogen gestaltet werden. Nicht zu vergessen sind aber auch Räume, in denen konzentriertes und ungestörtes Arbeiten möglich ist, also all die Arbeitsstation, die aus dem Home Office meistens bekannt ist. Da die Tätigkeiten während des Arbeitsalltags sich ändern, ist eine entsprechende Quantität und Anordnung der jeweiligen Raummodule unabdingbar. “

Folglich reduzieren nicht nur 83 Prozent der Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern die Anzahl der fest zugewiesenen Arbeitsplätze, sondern 81 Prozent erhöhen auch die Zahl der tätigkeitsbezogenen Arbeitsumgebungen. Kollaborative Modelle wie das Hot-Desking (65 Prozent) nehmen insgesamt zu und führen dazu, dass inzwischen 24 Prozent der befragten Unternehmen ein höheres Mitarbeiter-Arbeitsplatz-Verhältnis als 2:1 aufweisen (2022: sieben Prozent). Der Anteil von Unternehmen mit einem Verhältnis von 1:1 sank hingegen von 30 Prozent im vergangenen Jahr auf nun sieben Prozent.

Unternehmen reduzieren Büroflächen

Im Rahmen dieser Neuausrichtung in der Bürogestaltung bewerten Unternehmen auch ihren Flächenbedarf neu: Fast 60 Prozent der befragten Unternehmen haben in den vergangenen drei Jahren die von ihnen genutzte Bürofläche reduziert, meist um zehn bis 30 Prozent. „Der Trend zur Konsolidierung wird sich auch in den kommenden Jahren weiter fortsetzen – nicht nur aufgrund der Zunahme hybrider Arbeitsmodelle. Viele Unternehmen befinden sich aufgrund der anspruchsvolleren Finanzierungssituation aktuell in einem Prozess der Kostensenkung und Reduktion von Ineffizienzen. Deswegen wird bei Büros auf Qualität statt Quantität gesetzt“, erklärt Küppers. So zieht fast die Hälfte (45 Prozent) der Unternehmen ganz oder teilweise in qualitativ höherwertige Räumlichkeiten um und sind dafür auch bereit höhere Immobilienkosten, sprich Miete in Kauf zu nehmen. Weitere 23 Prozent prüfen die Möglichkeit, dies zu tun.

„Für Vermieter wird es immer wichtiger, ihre Mieter, deren Geschäftsmodelle und damit deren Anforderungen an Standort und Objekte genaustens zu kennen. Denn in Zukunft werden nicht nur die Mietverträge, sondern auch die Bürokonzepte immer individueller gestaltet werden“, sagt Krolikowski.

Zugleich wächst das Interesse an sogenannten „Flex Office“-Lösungen. Zwar geben knapp zwei Drittel (63 Prozent) der Befragten an, dass flexible Büroflächen derzeit weniger als zehn Prozent ihres Portfolios ausmachen, aber nur 46 Prozent gehen davon aus, dass dies auch in zwei Jahren noch der Fall sein wird.

Erreichbarkeit bestimmt Standortstrategien, Nachhaltigkeit die Auswahl von Gebäuden

Die Erreichbarkeit spielt für Unternehmen die größte Rolle bei der Standortwahl ihres Büros. 80 Prozent der befragten Unternehmen betrachten als wichtigstes Entscheidungskriterium die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Zweitwichtigstes Kriterium ist das Vorhandensein von Parkplätzen (57 Prozent). Auch Kriterien wie Ladestationen für Elektrofahrzeuge (48 Prozent) und Abstellmöglichkeiten für Fahrräder oder Motorroller (38 Prozent) sind wichtige Faktoren.

Bei der Auswahl des konkreten Gebäudes gewinnt die Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung – 55 Prozent der Befragten gaben an, dass nachhaltige Gebäudemerkmale und der nachhaltige Betrieb wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Objekts sind. 2022 waren es noch 44 Prozent und 2021 37 Prozent. Deutlich weniger Relevanz wird technischen Innovationen wie einer Gebäudeapp (17 Prozent) oder der kontaktlosen Bedienung von Türen und Fahrstühlen (13 Prozent) sowie persönlichen Dienstleistungen wie Tagesbetreuung (elf Prozent) oder Concierge-Services (neun Prozent) beigemessen.

Pressemitteilung: CBRE Group, Inc.