25. April 2024

Bêka & Lemoine: Film demokratisiert Architektur

Düsseldorf (pm) – Einen einzigartigen, etwas schrägen Blick auf die Darstellung von Architektur im Medium Film zeigt die 32. Ausgabe der Reihe „Architektur und Film“ der Architektenkammer NRW und des Filmmuseums der Landeshauptstadt Düsseldorf: Das wohl berühmteste Duo der internationalen Architektur- und Filmszene – der Italiener Ila Bêka und die Französin Louise Lemoine – haben in den letzten fünfzehn Jahren über zwanzig Filme gedreht und produziert, die allesamt ein andere Perspektive einnehmen, als wir es sonst gewohnt sind. – Die Reihe startet am 1. März in Düsseldorf und ist dann auch in Programmkinos in Dortmund, Münster und Bielefeld zu sehen.

Bêka und Lemoine distanzieren sich in ihren außergewöhnlichen Dokumentarfilmen zur Architektur vehement von der oft stillen oder auch der spektakulären Art, Architektur auf der Leinwand sichtbar zu machen. Vielmehr plädieren sie für die Darstellung einer bewohnten Architektur und fokussieren sich deswegen auf die Körper im Raum. Sie betrachten den gelebten Alltag in den Gebäuden. Auf diese Weise dekonstruieren ihre Filme den Typus des Meisters, der hier so gut wie nie zu Wort kommt oder zu sehen ist. Für Bêka und Lemoine scheint der künstlerische Anspruch wichtiger zu sein als der dokumentarische Ansatz. Entsprechend werden ihre Filme sowohl im musealen als auch im Kinokontext verortet. Gezeigt werden folgende Filme:

· „Butohouse“ (J 2019, 33 min, englisch ZT; Deutschlandpremiere)
Architektur als Solo-Improvisationstanz: Das könnte die Definition der Herangehensweise von Keisuke Oka zu seinem Bau Arimaston sein, den er im Herzen Tokios über die letzten fünfzehn Jahre Stück für Stück errichtet hat. Eine skurrile, zum Teil unterirdische Betongrotte, deren abstrakte und eckige Form gen Himmel ragt und sich dem Außen an vielen kleinen Stellen öffnet.

Im Anschluss: „Moriyama-San“ (F 2017, 63 min, englisch und japanisch, OmU)

Die Welt in grün und weiß: Zehn minimalistische Blöcke ragen in der japanischen Hauptstadt aus dem Boden in der Mitte eines Waldes, der sich im Zentrum der Stadt befindet. Es handelt sich um ein Meisterwerk der japanischen Architektur, das Moriyama-Haus, das der berühmte zeitgenössische Architekt Ryue Nishizawa 2005 für den kunst-, musik- und architekturbegeisterten Herrn Moriyama konzipierte. Bêka und Lemoine bleiben eine Woche mit dem Hausherrn zusammen, hören Noise-Musik und filmen ihn aus verschiedenen Perspektiven.

· „The infinite Happiness“ (F·DK 2017, 85 min, englisch und schwedisch, OmU)
Bêka und Lemoine beobachten, inwiefern das ambitionierte „8 House“ seine Auszeichnung als „bestes Wohnensemble der Welt“ verdient. 2009 in Kopenhagen von der dänischen BIG-Bjarke Ingels Group gebaut, bietet das vertikale Dorf mit Handel, Wohnraum und Natur eine durchmischte, multifunktionale Nutzung.

· „Barbicania“ (F·GB 2014, 90 min, englisch, OmU)

Das Londoner Barbicon Centre & Estate ist im Inneren extravagant, farbenfroh, vielfältig – und von außen ein kaltes, dunkles und massives Betonschloss, das beispielhaft für den britischen Brutalismus steht. Hier beginnen Bêka und Lemoine ihre Erkundung im Kleinen, im Inneren und gehen zum Großen. Es wird über den Ort und seine soziale Struktur gesprochen, bevor er überhaupt selbst zu sehen ist. Das Duo kommt hinter der Kamera ins Gespräch mit den Bewohner*innen des Gebäudes oder mit Mitarbeiter*innen des Kulturzentrums, wodurch ein vielstimmiges Portrait des gewaltigen Baus entsteht.

· „Spiriti“ (I 2015, 15 x 3 min, italienisch, OmU; Deutschlandpremiere)
Die Doppeldeutigkeit des italienischen Wortes „Spirito“ – Alkohol und Geist – funktioniert hier wunderbar. Bêka und Lemoine „zeigen“ die alten Geister der Milanen-Destillerie, wo die Fondazione Prada von Rem Koolhaas und seinem Büro OMA ihren musealen Komplex bauen ließ. In 15 kurzen Tableaus nutzt das Duo die Chance, den Bau zu filmen. Die Filmemacher lassen sich sehr viel Zeit, um auf die Hände der Bauarbeiter*innen zu schauen, über die Materialität der Wände zu schwenken oder mit dem ehemaligen Besitzer eines der Häuser zu sprechen. Es entstehen absurde, unheimlich lustige Bildkonstellationen.

Im Anschluss „Koolhaas Houselife“ (F 2008, 58 min, OmeU)

Ein Haus zu porträtieren, ohne es wirklich zu zeigen. „Maison à Bordeaux“ ist ein Privathaus, das von einer Familie bei Rem Koolhaas in Auftrag gegeben und 1998 fertiggestellt wurde. Bêka und Lemoine lassen diejenige berichten, die den Ort am besten kennt: die Putzfrau Guadelupe Acedo, die mit einem ehrlich-naiven Blick hemmungslos, aber mit Humor die moderne, beeindruckende Architektur und ihre technischen Probleme analysiert.

In alle Filme wird mit einem prägnanten cineastischen Vortrag von Océane Gonnet eingeführt, in dem die Kunsthistorikerin auf die Besonderheiten des jeweiligen Werks hinweist. Eine Ticket-Reservierung wird empfohlen. Bitte informieren Sie sich vorab über mögliche Einlassbedingungen.

Termine und Kinos:

Düsseldorf, Black Box: 01.03., 08.03., 15.03. und 22.03.2023 (jeweils 20.00 Uhr)

Dortmund, sweetSixteen: 14.03., 21.03., 04.04. und 11.04.2023 (jeweils 19.30 Uhr)

Münster, Cinema: 02.04., 16.04., 23.04. und 30.04.2023 (jeweils 17.15 Uhr)

Bielefeld, Lichtwerk: 14.03.2023 (20.00 Uhr), 19.03. (13.00 Uhr), 21.03.2023 (20.00 Uhr) und 26.03.2023 (13.00 Uhr)

 

Pressemitteilung: Architektenkammer Nordrhein- Westfalen