Wiesbaden (pm) – Die BDA Gruppe Wiesbaden hatte den BDA Studienpreis an der hsrm Hochschule RheinMain ausgelobt. Studierende aller Semester konnten Arbeiten der letzten drei Semester einreichen. Die Jury-Mitglieder Katrin Bialucha, Sven Burghardt, Prof. Andreas Fuchs, Lisa Knieper und Marcus Vaupel überzeugten die besondere Qualität und die vielfältige Bandbreite an Themenfelder der abgegebenen Projekte. In diesem Jahr entschied sich die Jury, einen Preis und zwei Anerkennungen zu vergeben.
Der BDA Wiesbaden bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden sowie bei der Jury und gratuliert den folgenden Ausgezeichneten 2024:
Moritz Scheufele – Preis
Projekt: „Gallusdino“
Eindrucksvoll und sensibel beschäftigt sich die Arbeit mit der Transformation eines untergenutzten Bürohochhauses hin zu einem lebendigen Stadtbaustein. Fein programmiert und zoniert – mit quartiersöffentlichen Nutzungen in der Sockelzone und einem vielfältigen Mix an Wohnformen in den beiden Türmen – steht der Gallusdino „mit seinen Füssen fest im Viertel verankert“ und macht gleichzeitig ein Angebot für Menschen, auf der Suche nach neuen Wohnangeboten und Nachbarschaften. Die Arbeit betrachtet genau, greift bestehende Qualitäten auf, stärkt diese, nutzt sie als Impuls und entwickelt so eine ganz eigene Identität. Sichtbar wird diese unter anderem in der Fassade. Diese greift Gliederung, Proportion und Material des Bestands auf und gibt sich gleichzeitig in ihrer architektonischen Ausformulierung und erneuerten Bedeutung als Wohnfassade zu erkennen. So zeigt diese Arbeit beispielhaft, sorgfältig und überzeugend auf, wie Bestandsbauten vor dem Hintergrund aktueller Bedürfnisse und Fragen weitergenutzt, umgenutzt und weiterentwickelt werden können.
Paulina Knapp – Anerkennung
Projekt: „Modulares Wohnen am Parkfeld Nord“
In einem Wohngebiet mit einer strikten Nachkriegszeilenbebauung, auf einer großen Parkplatzfläche, setzt der Entwurf diesen Bautypus zwar konsequent fort, variiert ihn aber in einem sehr interessanten Höhen-Rhythmus und lässt so eine gut proportionierte Gebäudelandschaft entstehen, welche sich mit vielen Durchblicken, Dachterrassen und einem luftigen Laubengang zum benachbarten Schlosspark „hinbewegt“. Neben der gut durchgearbeiteten, atmosphärischen und verständlichen Plangrafik gefiel der Jury, die wohltuende, sichere Materialauswahl der Fassaden. Die Wohnungsgrundrisse überzeugen in ihrer Klarheit und die Erdgeschosszone mit den öffentlichen Nutzungsmöglichkeiten, ist eine Bereicherung für das gesamte Wohngebiet. Das Ganze als modulares Gebäude konzipiert, gibt eine Antwort auf die drängenden Fragen der Zeit: Flexible, nachhaltige und kosteneffiziente Baulösungen bieten angesichts steigender Bevölkerungszahlen und knapper Wohnressourcen, schnelle Anpassungen an individuelle Bedürfnisse und Lebensstile.
Jan Bienefeld und Stefan Simon – Anerkennung
Projekt: „Carlo und die zwei Türme“
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Umnutzung der Carl-von-Ossietzky-Schule aus den 1970er Jahren sowie einer Nachverdichtung des umliegenden Außenraums. Aus der Schule als Sockel und bereichernd programmiertes Quartierszentrum entwickelt sich ein Wohnturm, der sich in seiner Formfindung an den Bestandsgebäuden orientiert. Ein zweiter Wohnturm im Süden des Gesamtgeländes vervollständigt das Ensemble. Die mutige Setzung der Baukörper erlaubt den Erhalt der großzügigen Freiflächen und führt zu einer minimalen Versiegelung des für das Gesamtviertel wichtigen Grünraums. Gleichzeitig schaffen die zwei Türme ein Entrée zur Ernst-May-Siedlung und verbessern somit die Adressbildung und Orientierung im Viertel deutlich. Die Vielfalt der angebotenen Wohnformen sowie die behutsam gestaltete Fassadenentwicklung bereichern das Projekt zusätzlich. Die Arbeit erweitert aus unserer Sicht den in der Stadt bereits geführten Diskurs um den Experimentierraum Carlo und zeigt deutlich, dass die dringend benötigte Nachverdichtung auch im Einklang mit den Zielen einer nachhaltigen Stadtplanung geschehen kann.
Die Preisverleihung fand am 19. November 2024 im Künstlerverein Walkmühle in Wiesbaden im Rahmen der Vortragsreihe „Architekturumtrunk“ der hsrm statt. Den Gastvortrag hielt Marc Frohn von FAR frohn&rojas aus Berlin.
Quelle: BDA Hessen