Frankfurt am Main (pm) – Der BDA Mittelhessen verleiht zum fünften Mal den Studienpreis des BDA Hessen an der Technischen Hochschule Mittelhessen THM in Gießen.
Der diesjährigen Jury – Prof. Renate Fehling aus Darmstadt, Claudia Moser aus Friedberg und Nina Bondkirch aus Eiterfeld – standen mit einer Vorauswahl aus sechs Studienarbeiten aus dem Bachelor- sowie sechs Studienarbeiten aus dem Masterstudium Architektur hervorragende Entwürfe zur Wahl. Das breite Spektrum reichte von Ergänzung städtischer Strukturen und Blockränder, Wohnen für Familien, der Umgang mit vorhandener Bausubstanz, konstruktiven Lösungen sowie die Integration technischer Gebäudeausrüstung. Die Jury zeigte sich beeindruckt von der inhaltlichen Tiefe, mit der die Studierenden den jeweiligen thematischen Schwerpunkt der unterschiedlichen Entwurfsaufgaben bearbeitet haben und vergab dieses Mal drei Auszeichnungen – jeweils eine im Bereich Bachelor und im Bereich Master sowie einen Sonderpreis für die Auseinandersetzung mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“.
Die Preisverleihung wird im Rahmen der Abschlussfeier für die Absolventinnen und Absolventen des Fachbereichs Bau am 16. April 2024 stattfinden.
Der BDA Mittelhessen bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, ihren Lehrenden sowie bei Prof. Nikolaus Zieske für die Organisation und gratuliert den folgenden Ausgezeichneten des Studienpreises 2023.
Auszeichnung Bereich Bachelor Architektur
Yves Joel Gottmann
„Wohnen mit Kindern in der Wetzsteinstraße Gießen“
Die Arbeit besticht durch eine innovative Auseinandersetzung mit der Entwurfsaufgabe „Wohnen mit Kindern“ in einem bestehenden Quartier. Dem Verfasser ist es gelungen die Körnung der Umgebung aufzunehmen, auf die Umgebung zu reagieren und weiter zu interpretieren. So entstand ein anmutendes Gebäude aus scheinbar fünf Teilgebäuden, die in geschickter Verzahnung zusammengeführt wurden. Die Identität des Hauses und die damit verbundene Adressbildung werden gut formuliert. Die Auswahl des Materials wird komplex eingesetzt und liefert geradezu eine plastische Gestalt die Neugier weckt. Das Spiel mit dem Material ist in besonderer Weise auch in den Erschließungszonen zu spüren und hat eine positive Auswirkung auf den Gesamteindruck. Die Grundrisse sind vielfältig und von unterschiedlichen Außenbereichen angenehm geprägt.
Die Arbeit stellt einen hervorragenden Beitrag zum Thema „Wohnen mit Kindern“ dar und zeigt ein attraktives Erscheinungsbild für das bestehende Wohnquartier.
Auszeichnung Bereich Master Architektur
Jan Granzow und Dominik Schmalz
„Gründerzentrum Bänninger-Areal“
Vor allem durch die beiden Hochschulen angetrieben, gibt es in Gießen eine rege Gründerszene. Für den wachsenden Bedarf an Einrichtungen und Räumlichkeiten zur Unterstützung dieser Gründerszene sollte ein Zentrum auf einer Industriebrache, dem Bänninger-Areal, entworfen werden.
Die Verfasser greifen in ihrem Entwurf mit einer gerasterten, transluzenten Gebäudehülle den industriellen Kontext der Umgebung auf. In dieser Hülle entsteht ein „geschützter Außenraum“ mit Bezug zu den umliegenden Freianlagen. Die Rasterung von 4m x 4m x 4m ermöglicht eine hohe Flexibilität im Inneren und lässt immer neue Grundrisse und kleine Nutzungseinheiten entstehen, die durch recyclebare Bauelemente immer wieder neu entstehen können.
Die besondere Stärke der Arbeit liegt in ihrer hohen Bearbeitungstiefe zur Nachhaltigkeit und technischen Gebäudeausrüstung. Die Anpassung an klimatische Verhältnisse sticht in dieser Arbeit sehr positiv hervor.
Sonderpreis KI Master
Jan Granzow
„Das Amt für verlorene Berufe“
Im Rahmen des Wahlpflichtmoduls „Sondergebiete der Visualisierung – Master“ haben sich die Studierenden mit dem Thema „Künstliche Intelligenz“ auseinandergesetzt. Es galt ein fiktives Gebäude an fiktivem Ort und Zeit auf Basis einer dafür selbstgeschriebenen Geschichte mittels einer KI-Visualisierungssoftware zu entwerfen.
Die Arbeit „Das Amt für verlorene Berufe“ setzt sich in sensibler und kritischer Art und Weise vor allem mit dem Wandel des Berufs der Architekt*innen durch den Einsatz von KI auseinander. Der Verfasser skizziert dabei mögliche Folgen eines unreflektierten Umgangs mit KI und leistet in seiner Geschichte und seinem Gebäudeentwurf Hilfestellung, diese wieder aufzulösen. Der Entwurf hinterlässt, trotz des hier gezeichneten düsteren und schweren Ausblicks am Ende die Hoffnung, dass man dabei auch die menschliche Komponente sowie die Leichtigkeit sinnvoll erhalten kann. Dies gelingt vor allem durch die sehr künstlerische und kraftvolle Art der Darstellung sowie dem sensiblen und sehr bewussten Einsatz von Farbe in der Bildergeschichte und deren Transformation in den Gebäudeentwurf.
Die Jury hat sich entschieden, dieser besonderen Arbeit aufgrund ihrer Auseinandersetzung mit dem reflektierten Einsatz von KI in der Architektur einen Sonderpreis zu verleihen. Jan Granzow ist es gelungen, die Emotionen seiner zugrunde liegenden Geschichte in die Bilder aber auch in die Darstellung des sich daraus entwickelten Gebäudes zu transportieren.
Quelle: Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Hessen e.V.