26. April 2024

BDA Mittelhessen vergibt Studierendenförderpreis 2022

Frankfurt am Main (pm) – Der BDA Mittelhessen vergibt zum vierten Mal den hessenweit ausgelobten Studienpreis des BDA Hessen an der Technischen Hochschule Mittelhessen THM in Gießen.

Der diesjährigen Jury – Frank Dorbritz aus Bad Hersfeld, Jörg Sturm aus Dipperz und Johannes Wehner aus Fulda – standen dazu mit einer Vorauswahl aus fünf Arbeiten aus dem Bachelor- sowie sieben Arbeiten aus dem Masterstudium, die „best practice“ des vergangenen Jahres zur Wahl.

Neben einer bemerkenswerten Qualität vieler Visualisierungen zeigte sich die Jury beeindruckt von der inhaltlichen Tiefe, mit der die Studierenden den jeweiligen thematischen Schwerpunkt der unterschiedlichen Entwurfsaufgaben bearbeitet haben. Besonders erwähnenswert ist außerdem, dass sich eine Vielzahl der Arbeiten der Herausforderung des Um- oder Weiterbaus von bestehenden Gebäuden und damit einer der großen Aufgaben unserer Zeit stellte. Auch die Ergänzung städtischer Strukturen und Blockränder wird besonders gewürdigt.

Der BDA Mittelhessen bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, ihren Lehrenden sowie bei Prof. Nikolaus Zieske für die Organisation und gratuliert den folgenden Preisträgerinnen und Preisträger des Studienpreises 2022. Die offizielle Preisübergabe findet im Rahmen der Abschlussfeier der Absolventinnen und Absolventen am 10. Mai 2023 statt.

· Auszeichnung Bereich Bachelor Architektur

Anne Döpfer, Johanna Bangert und Zacharias Haug
„WOHNEN UND ARBEITEN AM UNTEREN HARDTHOF“

 

BDA Studienpreis MH 2022 (c) Anne Döpfer, Johanna Bangert und Zacharias Haug

Die Bestandsstruktur eines ehemaligen Brauereigeländes wird in gelungener Weise durch ein Gebäudeensemble erweitert, das eine vielfältige Durchmischung von Wohn- und Arbeitswelten zeigt. In Körnung, Formgebung und Materialität erfolgt eine städtebauliche Fortschreibung, zugleich wird gekonnt auf die Topografie reagiert – die Schichtung der Nutzungen spielt mit dem Verlauf des Geländes. Die Qualität der Außenanlagen in Hinblick auf Gemeinschaft, Aufenthalt und Begegnung ist gut ablesbar. In besonderer Weise wird die rhythmische Ausbildung der komplexen Fassadenabwicklung und Dachgestalt gewürdigt, was in anschaulicher Weise in den Ansichten und hochwertigen Perspektiven zum Ausdruck kommt. Der hohe Durcharbeitungsgrad offenbart aber auch die Mängel des Entwurfs: Die Ausbildung der hinteren Arbeits- und Gemeinschaftsriegel als Stützwand lässt im EG weder Terrassen noch raumhohe Fenster zu, anders als das im visualisierten Schnitt suggeriert wird. Hier hätte sich die Jury eine genauere Darstellung der EG-Grundrisse gewünscht. Die kleinteilige Struktur wird in Hinblick auf Mängel beim CO2-Abdruck und der Barrierefreiheit diskutiert, letztlich aber als städtebauliche Setzung gewürdigt. Die Arbeit stellt einen hervorragenden Beitrag zum Thema Wohnen und Arbeiten dar und zeigt ein attraktives Wohnquartier, mit dem die Gemeinschaft unterschiedlicher Nutzergruppen gefördert werden kann.

· Auszeichnung Bereich Master Architektur

Enno Janßen und Annalena Orlob
„THEATERCAFÉ UND URBAN GARDENING für Theaterschaffende und Bürger der Stadt Gießen“

 

BDA Studienpreis MH 2022 (c) Enno Janßen und Annalena Orlob

 

Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Verwertung und Aktivierung vorhandener Bausubstanz; außerdem mit der Frage, inwieweit Stadtbegrünung nicht nur als dekoratives Beiwerk sondern auch als substanzielle Aufgabe berücksichtigt werden kann („urban gardening“). Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um Bestandserhalt und CO2-Reduktion in Planung und Baumethodik wird dies besonders gewürdigt. Im vorliegenden Fall geht es um die Umnutzung eines 1970er Jahre-Anbaues an das Stadttheater in Gießen. Neben der funktionalen Umorientierung sollen dabei technische Mängel der vorhandenen Bausubstanz behoben werden (Dachsanierung). Es gelingt der Verfasserin und dem Verfasser, bei handwerklich guter Durcharbeitung des Raumprogramms und durch Hinzufügung weniger neuer Architekturelemente, eine markante und insgesamt überzeugende Lösung zu finden. Ein neues, sich über das Dach der gesamten Bausubstanz hinziehendes Terrassendeck, ordnet wohltuend den Raum und gibt als klar strukturierter „Bügel“ dem darunter liegenden Baukörper Richtung und Achse. Die markant einfache und gleichsam „schwebende“ Form mit den großen Auskragungen wirkt überzeugend und erscheint in ihrer Dominanz dem Ort und der besonderen Funktion angemessen. Die formale Ausbildung des „Bügels“ als konstruktives Tragwerkselement könnte aus Sicht der Jury jedoch deutlicher zum Ausdruck kommen. Alternativ wäre das Thema des Rankgerüsts stärker in den Vordergrund zu stellen. Eine besondere Stärke der Arbeit besteht darin, das Terrassendeck durch die geschickte Einbindung von Öffnungen aufzulockern und mit der vielfältig nutzbaren Treppenanlage interessante Innenräume, Außenräume und Durchblicke zu schaffen.

Pressemitteilung: Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Hessen e.V.