17. Dezember 2025

Bayern: Erste positive Signale im Wohnungsbau – Frust im Öffentlichen Hoch- und Straßenbau

München (pm) – „Die Rückmeldungen unserer Mitgliedsbetriebe zeigen, dass die Geschäftslage im Baugewerbe aktuell nach wie vor kritisch ist. Die Erwartungen für die nächsten Monate sind etwas besser als noch vor einem Jahr – vor allem im Ein- und Zweifamilienhausbau sind erste positive Signale sichtbar. Von einer nachhaltigen Verbesserung kann man angesichts der historisch schlechten Basis allerdings noch nicht sprechen.“ So fasste Georg Gerhäuser, Präsident des Landesverbandes Bayerischer Bauinnungen, die Ergebnisse der in München vorgestellten Herbst-Konjunkturumfrage zusammen. Während im Vorjahr noch über die Hälfte der befragten Unternehmen eine Verschlechterung ihrer Geschäftsentwicklung erwarteten (53 Prozent), sind es aktuell nur noch 33 Prozent. Der Großteil der Betriebe erwartet eine gleichbleibende Entwicklung (61 Prozent), nach wie vor blicken nur wenige Unternehmen (7 Prozent) uneingeschränkt optimistisch in die Zukunft. Wenn auch zaghaft, geben die im Wohnungsbau tätigen Betriebe mit 10 Prozent die beste Prognose ab. Am pessimistischsten zeigen sich die Betriebe im Öffentlichen Hochbau (41 Prozent erwarten hier eine schlechtere Geschäftsentwicklung) sowie im Straßenbau (39 Prozent schlechter) und im Wirtschafsbau (33 Prozent schlechter).

Leichter Anstieg der Baugenehmigungszahlen

Von Januar bis September 2025 wurden insgesamt 41.237 Baugenehmigungen für Wohnungen erteilt. Nach Auskunft des Bayerischen Landesamts für Statistik stieg das Genehmigungsvolumen im dritten Quartal 2025 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 13 Prozent (4.858 Wohnungen). Damit setzt sich auch im Herbst die Stabilisierung der Nachfrage auf niedrigem Niveau fort. Gestützt wird sie insbesondere durch den Einfamilienhausbau mit einem Anstieg um 21 Prozent. Dieses Segment war aber bis Ende 2024 bundesweit um 63 Prozent gegenüber dem Ausgangsniveau 2021 eingebrochen. „Der Bauturbo der Bundesregierung ist ein wichtiger Baustein, um schneller ins Bauen zu kommen. Die Kommunen müssen dieses Instrument jetzt auch nutzen“, appellierte Präsident Gerhäuser. „Parallel hierzu muss kurzfristig die bereits angekündigte Förderung des EH-55-Standards starten. In unserer Umfrage gaben 71 Prozent der Betriebe an, dass sie diese Fördermaßnahme als besonders geeignet sehen, um den Wohnungsbau wiederzubeleben. Voraussetzung ist allerdings eine ausreichende Mittelausstattung, damit abrupte Förderstopps, wie wir sie in den vergangenen Jahren erlebt haben, ausbleiben.“

Kaum Aufträge im Öffentlichen Hoch- und Straßenbau

Im Öffentlichen Hochbau sowie im Straßenbau bleibt die Nachfrage schwach. 75 Prozent der im Öffentlichen Hochbau tätigen Betriebe und 56 Prozent der Straßenbauunternehmen gaben in unserer Umfrage an, dass ihre Auftragsbestände zu klein seien. In beiden Sparten hatten die Betriebe 2025 im Vergleich zum Vorjahr mit Umsatzeinbußen zu kämpfen: 65 Prozent der Unternehmen, die Öffentliche Hochbauprojekte umsetzen und 53 Prozent der Straßenbauer gaben an, dass sich ihre Umsätze verringert oder deutlich verringert hatten. Bei der Umsatzprognose für das Jahr 2026 bleiben dementsprechend vor allem Unternehmen, die für die Öffentliche Hand bauen, verhalten: Nur 4 Prozent gehen von einer Umsatzerhöhung aus, während 46 Prozent erwarten, dass sich ihre Umsätze verringern oder deutlich verringern. Präsident Gerhäuser betonte, dass die Finanznot, besonders bei Städten und Gemeinden, besorgniserregend sei. „In dieser Situation ist es wichtig, dass der Freistaat Bayern, wie mit den Eckpunkten zum neuen Doppelhaushalt angekündigt, die Investitionsquote weiter steigert. Denn die Bauaufgaben, die in den nächsten Jahren vor uns liegen, sind gewaltig. Von der Wohnungsnot und der in die Jahre gekommenen Verkehrsinfrastruktur bis zur Energiewende und der Verteidigung unseres Landes – all das wird ohne die Betriebe des Baugewerbes nicht funktionieren. Ich bin froh, dass unsere Mitgliedsbetriebe das erkannt und überwiegend rückgemeldet haben, dass sie ihr Personal halten und im gleichen Umfang wie bisher ausbilden wollen.“

Quelle: Landesverband Bayerischer Bauinnungen