4. Mai 2024

Bauwirtschaft bleibt Stabilitätsanker – aber Auftragspolster schrumpft

München (pm) . „Die bayerische Bauwirtschaft wird auch dieses Jahr mit einem Umsatzplus beenden. Baugewerbe und Bauindustrie haben in 2020 rund 6.500 neue Arbeitsplätze geschaffen und auch im kommenden Jahr rechnen wir mit einem weiteren moderaten Beschäftigungszuwachs. Damit bleibt die Baubranche auch in der Krise ein wirtschaftlicher Stabilitätsanker. Damit das so bleibt, müssen die öffentlichen Auftraggeber aber ihre Investitionslinie hochhalten.“ Mit diesen Worten fasste Wolfgang Schubert-Raab, Präsident der Bayerischen Baugewerbeverbände, wichtige Ergebnisse einer gemeinsamen Herbst-Konjunkturumfrage der Bayerischen Baugewerbeverbände und des Bayerischen Bauindustrieverbandes unter ihren Mitgliedsbetrieben zusammen. An der Umfrage beteiligten sich über 450 Bauunternehmen.

Der baugewerbliche Umsatz stieg auf den bayerischen Baustellen von Januar bis August im Wohnungsbau um 10,5 %, im Öffentlichen Bau um 5,5 % und im Gewerbebau immerhin um 3,5 % an. Insgesamt erwirtschaftete die Branche in den ersten acht Monaten des Jahres ein deutliches Umsatzplus von 6 Prozent. Damit setzte sich die wirtschaftliche Dynamik der vergangenen Jahre in der bayerischen Bauwirtschaft fort.

Die Auftragslage hat sich in den vergangenen Monaten abgeschwächt. Von Januar bis August lagen die Gesamtauftragseingänge um fast 5 % unter dem Vorjahreszeitraum. Während im Wohnungsbau die Auftragseingänge mit 3,4 Mrd. € konstant blieben, gingen diese im Gewerbebau mit 7,6 % und im Öffentlichen Bau mit 5,6 % zurück. Beim Straßenbau fiel der Auftragseinbruch mit -15,2 % besonders deutlich aus. Im Durchschnitt haben die Bauunternehmen aktuell einen Auftragsbestand von 13,58 Wochen (Vorjahr: 14,4 Wochen) in ihren Büchern stehen. Allerdings hat mehr als die Hälfte der Straßenbauer zum Jahresende eine schlechtere Auftragslage als vor einem Jahr.

2021 ist auch für die Bauwirtschaft mit großen Unsicherheiten verbunden. Im Öffentlichen Bau wirken sich das aufgrund der Corona-Krise entstandene Milliarden-Minus in den Kassen der bayerischen Kommunen und die fehlenden Personalkapazitäten aus. Die Zahl der Ausschreibungen nimmt deutlich ab. Mehr als die Hälfte aller befragten Straßenbauunternehmen erwartet sinkende Umsätze in 2021. Auch im Öffentlichen Hochbau, also etwa beim Bau von Schulen und Krankenhäusern, rechnet etwas mehr als die Hälfte der Betriebe in 2021 mit verringerten Umsätzen. Josef Geiger, Präsident des Bayerischen Bauindustrieverbandes, appellierte deshalb an die Städte und Gemeinden, bei den pflichtigen Leistungen wie Kläranlagen, Straßen, Wasserversorgung, Schulen nicht zu sparen und auch in Krisenzeiten notwendige Investitionen zu tätigen. Die Bauwirtschaft habe in den vergangenen Jahren nicht zuletzt wegen des Versprechens steigender Bauinvestitionen der öffentlichen Auftraggeber Personal aufgebaut. Um die Arbeitsplätze am Bau zu erhalten, seien aber verstetigte Investitionen die wichtigste Voraussetzung. Die Baupreise waren in diesem Jahr relativ niedrig. Mittelfristig werden die Baupreise aber nach Auffassung der bayerischen Bauspitzenverbände ansteigen. Dies wird von den Ergebnissen der Herbst-Konjunkturumfrage der Bauwirtschaft bestätigt. 84 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarten 2021 steigende Einkaufspreise für Baustoffe und Rohmaterial. In der bayerischen Bauwirtschaft sind 13.400 Bauunternehmen mit 170.000 Beschäftigten tätig.

Pressemitteilung: Bayerischer Bauindustrieverband e. V.