Bonn (pm) – Corona hat 2020 das ganze Land nicht nur in eine Schockstarre versetzt und wirtschaftlich in vielen Bereichen keinen Stein auf dem anderen gelassen. Viele Wirtschaftsbereiche haben empfindliche Dellen erlebt. Die Bauwirtschaft hat das Pandemiejahr auf den ersten Blick weitgehend unbeschadet überstanden. „Gerade die Mittelständler waren und sind in der Coronazeit der Fels in der Brandung der Bauwirtschaft“, ist Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen (BVMB), überzeugt. Damit die Firmen weiterhin leistungsfähig bleiben, muss laut Gilka die Politik allerdings nachhaltig die Rahmenbedingungen setzen. „Wir brauchen Sicherheit durch Verstetigung der öffentlichen Investitionen in Bauprojekte“, nennt Gilka als Kernforderung. Auf seinem Wunschzettel hat er ferner Planungsbeschleunigung und Digitalisierung.
Mittelstand bleibt sichere Bank in der Bauwirtschaft
„Die mittelständischen Bauunternehmen werden auch 2021 einer der Konjunkturmotoren bleiben“, ist sich Gilka sicher. „Unsere Betriebe sind sichere Arbeitgeber mit herausragenden Perspektiven“, verdeutlicht er. Ein Grund dafür sei die Struktur der Baufirmen dieser Größenordnung. „Das sind Betriebe, die effektiv aufgestellt sind, die vielfach inhabergeführt sind, die engagierte Mitarbeiter haben, die sich mit ihrem Unternehmen bis in die Haarspitzen identifizieren“, so der BVMB-Funktionär. Diese Parameter sorgten dafür, dass die Baumittelständler flexibel und verantwortungsbewusst sogar auf extreme Gefechtslagen wie die Coronapandemie reagieren können. Auch die Verbundenheit zu den eigenen Mitarbeitern präge die Unternehmen.
Allerdings hängt auch für die mittelständische Bauwirtschaft der Himmel nicht nur voller Geigen. „Wir sind davon abhängig, dass die Politik und die öffentlichen Auftraggeber ihre Finanzzusagen einhalten und Investitionen auch tatsächlich auf die Straße beziehungsweise die Schiene bringen“, stellt Michael Gilka klare Forderungen auf. Öffentliche Projekte und damit Aufträge für die Bauwirtschaft dürften nicht wegen Corona verschoben werden. „Gerade in der Krise steht die öffentliche Hand in der Verantwortung“, stellt Gilka klar. Das betreffe den Bundesfernstraßenbau besonders nach Übernahme des Ruders durch die Autobahn GmbH des Bundes zum Jahresanfang 2021 und auch die Deutsche Bahn, die ihre Investitionszusagen aus der LuFV III einhalten müsse.
Diese Verstetigung der zugesagten Investitionen erfordere aber auch die entsprechende Infrastruktur: „Wir leiden nach wie vor unter dem Flaschenhals der Planung“, formuliert es der BVMB-Chef. Die öffentliche Verwaltung sei vielfach qualitativ und quantitativ nicht mehr ausreichend besetzt, um die beschlossenen Projekte tatsächlich vergabereif zu machen. Mit einer Planungsbeschleunigung müsse ferner eine Entbürokratisierung einhergehen. „Unsere Mitglieder wollen bauen und keine Formularschlachten absolvieren“, attestiert Michael Gilka. Darüber hinaus müsse auch die Digitalisierung in den Amtsstuben endlich ankommen. Damit der Bau digital funktioniere, brauche es insbesondere ein ausreichend leistungsfähiges, flächendeckendes Internet. „Es kann nicht sein, dass die Baufirmen auf den Baustellen mitten in Deutschland keine Verbindung zum Netz bekommen, um zum Beispiel Daten überspielen zu können“, beklagt der Verband.
Die Politik müsse auch die rechtlichen Rahmenbedingungen gewährleisten. „Qualitätsvorgaben müssen gestärkt werden, damit Risiken auf Grund der Vergaben an Billigstbieter reduziert werden und der Mittelstand den Trumpf qualitativ hochwertiger Arbeit spielen kann“, erläutert der BVMB-Hauptgeschäftsführer. Wenn Aufträge nur an den günstigsten Bieter vergeben werden, ohne dass die Ausschreibung einen möglichst hohen Qualitätsstandard sicherstellt, seien für den Auftraggeber Probleme mit Baumängeln programmiert.
„Die Kommunen leiden am meisten unter den Coronafolgen, hier werden wir ohnehin eine spürbare Delle bei den Bauaufträgen erleben“, erwartet Gilka einen Rückgang kommunaler Bauaufträge. Die Kommunen bräuchten entsprechend auch finanzielle Unterstützung durch Bund und Länder – etwa für Gewerbesteuerausfälle – damit sie leistungsfähig bleiben. Ein gutes Praxisbeispiel, wie Kommunen entlastet werden können, sei das 2020 geänderte Eisenbahnkreuzungsgesetz, in dem die kommunalen Finanzanteile reduziert wurden. Auch im Gewerbebau würden sinkende Auftragseingänge erwartet. „Aber wir sind durchaus zuversichtlich, dass das – wenn die übrigen Parameter stimmen – nur vorübergehende Erscheinungen bleiben und die Baukonjunktur möglichst rasch wieder anzieht“. Die mittelständische Bauwirtschaft werde in jedem Fall ein verlässlicher Partner der Politik und der öffentlichen Auftraggeber bleiben.
Pressemitteilung: Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB)