18. April 2024

Baupreise für Wohngebäude im Mai 2022: +17,6 % gegenüber Mai 2021 – Kommentare dazu

Stärkster Anstieg der Baupreise seit 52 Jahren

Wiesbaden (pm) – Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Mai 2022 um 17,6 % gegenüber Mai 2021 gestiegen. Dies ist der höchste Anstieg der Baupreise gegenüber einem Vorjahr seit Mai 1970 (+18,9 % gegenüber Mai 1969). Im Februar 2022, dem vorherigen Berichtsmonat der Statistik, waren die Preise im Vorjahresvergleich um 14,3 % gestiegen. Im Vergleich zum Februar 2022 erhöhten sich die Baupreise im Mai 2022 um 6,6 %. Alle Preisangaben beziehen sich auf Bauleistungen am Bauwerk einschließlich Mehrwertsteuer.

 

(c) Statistisches Bundesamt

 

Die Preise für Rohbauarbeiten an Wohngebäuden stiegen von Mai 2021 bis Mai 2022 um 18,6 %. Den größten Anteil an den Rohbauarbeiten und auch am Gesamtindex für den Neubau von Wohngebäuden haben Betonarbeiten und Mauerarbeiten. Betonarbeiten sind gegenüber Mai 2021 um 23,0 % teurer geworden, Mauerarbeiten um 12,8 %. Für Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten erhöhten sich die Preise um 19,4 %, Erdarbeiten waren 14,8 % teurer als im Mai 2021. Zimmer- und Holzbauarbeiten kosteten 15,6 % mehr als ein Jahr zuvor.

Die Preise für Ausbauarbeiten nahmen im Mai 2022 gegenüber dem Vorjahr um 16,8 % zu. Hierbei erhöhten sich die Preise für Tischlerarbeiten um 19,3 %. Diese haben unter den Ausbauarbeiten den größten Anteil am Preisindex für Wohngebäude. Bei Heizanlagen und zentralen Wassererwärmungsanlagen stiegen die Preise um 16,6 %, bei Nieder- und Mittelspannungsanlagen um 16,2 %. Die Preise für Metallbauarbeiten erhöhten sich um 23,6 %.

Die Preise für Instandhaltungsarbeiten an Wohngebäuden (ohne Schönheitsreparaturen) nahmen gegenüber dem Vorjahr um 15,9 % zu. Die Neubaupreise für Bürogebäude stiegen um 19,0 % und für gewerbliche Betriebsgebäude um 19,4 %. Im Straßenbau erhöhten sich die Preise um 17,4 % gegenüber dem Mai 2021.

Pressemitteilung: Statistisches Bundesamt

 

Kommentare

 

Baugewerbe: Preissteigerungen am Bau belasten die Baukonjunktur zunehmend

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Zahlen zu den Baupreisen für Wohngebäude kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Wir sehen derzeit in allen Bausparten teilweise heftige Preissprünge – das betrifft auch den öffentlichen Bau und den Wohnungsbau. Gerade die Preise im Wohnungsbau sind im Mai 2022 um 17,6 % gegenüber Mai 2021 gestiegen. Das ist der höchste Anstieg seit Mai 1970. Die Folgen von Inflation und Energiekrise haben nunmehr auch die Baubranche erreicht.

Bereits im April gingen die Auftragseingänge bei unseren Unternehmen zurück; und es gibt zunehmend Stornierungen von Aufträgen. Das betrifft derzeit vor allem den Wohnungsbau.

Die öffentliche Hand ist daher gefordert, mit intelligenten Investitionsimpulsen gegenzusteuern und nicht Aufträge zurückzuhalten, bis die Preise wieder sinken.

Die immens steigenden Baustoffkosten, die seriöse Kalkulationen für die Unternehmen immer schwieriger machen, zeigen uns, dass wir schnellstens eine nationale Rohstoff- und Energiestrategie für verschiedene Baustoffe und Materialien brauchen. Wir dürfen nicht länger von Importen abhängig sein. Deutschland muss alles dafür tun, um resilienter gegen Krisen zu werden. Ein nationaler Bau- und Rohstoffgipfel wäre dafür ein wichtiger erster Schritt.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)

 

Bauwirtschaft Baden-Württemberg: Baubetriebe profitieren nicht von Preissteigerungen – Verband befürchtet Stornierungen von Bauaufträgen

Der Preis für den Neubau von Wohngebäuden ist im Mai auf ein neues Allzeithoch geklettert: Heute meldete das Statistische Bundesamt eine Zunahme von 17,6 Prozent im Vergleich zum Mai 2021. Solche Preissteigerungen beim Wohnungsneubau hatte es zuletzt 1970 gegeben. Grund ist die massive Preisexplosion für Baustoffe und die Materialknappheit seit Beginn des Ukrainekriegs. Der Preis für Rohbauten erhöhte sich um 15,2 %. Den stärksten Anstieg gab es mit +26,6 % bei Stahlarbeiten. Damit steigen auch die Preise für Bauleistungen stark an.

Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, verweist in dem Zusammenhang darauf, dass der Kostenanteil für Baumaterialien bei einem Angebot zurzeit etwa die Hälfte der Summe ausmacht. „Keiner unserer Mitgliedsbetriebe profitiert von den enormen Preissprüngen der letzten Monate. Im Gegenteil, viele Bauunternehmen arbeiten zurzeit kaum noch kostendeckend. Eine Angebotsabgabe ist daher momentan mit erheblichen Risiken verbunden. Dennoch versuchen sie im Einvernehmen mit den Auftraggebern eine akzeptable Lösung zu finden, damit trotz des massiven Preisanstiegs bei Baustoffen weiter gebaut werden kann. Wir befürchten allerdings, dass neue Wohnungsbauprojekte aufgrund der gestiegenen Baukosten und der wieder anziehenden Zinsen erst einmal zurückgestellt werden.“

Quelle: Bauwirtschaft Bade-Württemberg

 

Bauindustrie: Explodierende Materialpreise verteuern Wohnungsbau

Der Preis für den Neubau von Wohngebäuden ist im Mai auf ein neues Allzeithoch geklettert: Das Statistische Bundesamt meldete eine Zunahme von 17,6 Prozent im Vergleich zum Mai 2021. Solche Preissteigerungen beim Wohnungsneubau hatte es zuletzt 1970 gegeben. „Für die Bauunternehmen bedeuten steigende Preise aber keinesfalls eine Ertragssteigerung. Im Gegen­teil: die Baupreissteigerung ist ein Ergebnis explodierender Baumaterialpreise, auf denen die Unternehmen entweder sitzen bleiben, oder sich das Risiko erhöht, dass Investoren vor neuen Projekten zurückschrecken“, kommentierte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller, die vom Statistischen Bundesamt heute veröffentlichten Baupreisindizes. „Schließlich hat der Erzeugerpreisindex für Stahl im Mai binnen Jahresfrist – je nach Sorte – um bis zu 94 Prozent, Bauholz um 34 Prozent und Dämmwolle um 20 Prozent zugelegt. Hinzu kommt, dass Lieferanten kaum noch Preiszusagen machen. Für die Bauunternehmen ist eine Angebotsabgabe daher zurzeit mit erheblichen Risiken verbunden. Sie wissen schlicht nicht, ob ihre ursprüngliche Kalkulation bei Baubeginn noch Bestand hat, oder ob sie auf den gestiegenen Kosten sitzen bleiben. Um die Risiken angemessen zu verteilen, empfiehlt es sich, eine Stoffpreisgleitung zu vereinbaren“, rät Müller den Vertragsparteien.

Müller: „Wir befürchten, dass neue Wohnungsbauprojekte aufgrund der gestiegenen Baukosten und der wieder anziehenden Zinsen erst einmal zurückgestellt werden. Der Traum vom Eigenheim wird für einige Haushalte wohl erst einmal ein Traum bleiben, wenn das ursprünglich eingeplante Budget – auch angesichts gleichzeitig steigender Energie- und Lebenshaltungs­kosten – nicht mehr ausreicht. Aber auch der Mehrfamilienhausbau wird ins Stocken geraten. Schließlich können Immobilieninvestoren Projekte nur realisieren, wenn sie sich rechnen. Im Hinblick auf den nach wie vor hohen Bedarf an Wohnraum, der auch durch die wieder anziehende Zuwanderung erhöht wird, ist dies eine bedenkliche Entwicklung.“ Umso wichtiger sei es, an anderer Stelle Baukosten zu senken, um den Wohnungsbau weiterhin zu ermöglichen. Dies könne man durch den vermehrten Einsatz industrieller Fertigungsmethoden erreichen. „Hierfür bräuchten wir eine Vereinheitlichung der Landesbauordnungen“, appelliert Müller an die Politik.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.