Berlin (ab) – Auf dem Baugewerbetag machte der ZDB-Präsident Reinhard Quast deutlich, wie es um die Baubranche im Zuge der aktuellen wirtschaftlichen, politischen und geopolitischen Situation steht. Zum Austausch beigetragen haben Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, Christian Lindner, Bundesfinanzminister und Friedrich Merz, Bundesvorsitzender der CDU.
„Vor einem Jahr haben wir gedacht mit Corona ist es schlimm. Dieses Jahr ist es schwerer. Weltfrieden, Wohlstand und Demokratie können durch Entscheidungen einiger weniger vollkommen im Frage gestellt werden. Klimaschutz, Gas- und Energiekrise, Inflation und Zinssteigerung ist womöglich mehr als unser Land und wir alle verkraften können. Aber: Wie die Politik, so müssen auch wir als Unternehmer, als Bürger dieses Staates uns auf die neuen Situationen und Herausforderungen einstellen. Und wir wären nicht Unternehmer, wenn wir nichts unternehmen würden.“, eröffnet Quast.

Bau-Agenda
Auf der Bau-Agenda stehen 400.000 Wohnungen, die jährlich gebaut werden sollen. In den kommenden 20 Jahren soll der Gebäudebestand mit rund 30 bis 35 Mio. Wohnungen energetisch ertüchtigt werden. „Gleichzeitig sollen Windenergie und Wärmenetze ausgebaut werden, damit Deutschland 2045 klimaneutral ist. Die Infrastruktur muss erhalten, die Ladeinfrastruktur aufgebaut werden“, fasst der ZDB-Präsident die größten Herausforderungen der kommenden Jahre und Jahrzehnte zusammen, vor denen die Bauwirtschaft in Deutschland steht.

Auftragseinbrüche nehmen zu
Aber entgegen dieser Ziele nehmen die Aufträge in nahezu allen Bereichen ab. „Wir haben keine Aufträge für 400.000 Wohnungen in den Büchern, denn sonst hätten wir sie ja gebaut. Wir haben keine Aufträge für wesentlich mehr Brückensanierungen. Um genau zu sein, gibt es zu wenige neue Aufträge für Brückensanierungen. Und wir haben keine Aufträge zur energetischen Sanierung von 1,75 Mio. Wohnungen pro Jahr, die wir eigentlich bräuchten.“
„Das heißt: Wir wissen, was gebaut werden müsste, aber wir haben nicht die Aufträge dafür. Und das liegt nicht an fehlenden Fachkräften noch an fehlendem Material.“ Es liegt an fehlenden Aufträgen.
Die derzeitige Energiekrise verbunden mit der hohen Inflation und den stark gestiegenen Zinsen führe laut dem ZDB-Präsidenten dazu, dass Bauvorhaben auf die lange Bank geschoben, Projekte storniert und Aufträge zurückgenommen werden.

Finanzielle Entlastung durch Sonder-AfA
Um beispielsweise im Wohnungsbau wieder mehr Wohnungen fertigstellen zu können, setzt sich Quast für eine Sonder-AfA ein: „Investitionen brauchen Verlässlichkeit in den Rahmenbedingungen. Und dieses Jahr haben wir leider genau das Gegenteil erlebt. Die Förderung wurde abgeschafft, der Standard für die Förderung auf EH 40 verschärft – und damit die Baukosten mal eben so um rund 30.000 Euro für ein normales Einfamilienhaus erhöht. Und weil aus Sicht der Regierung nicht gefördert werden darf, was gefordert wird, gibt es jetzt EH 40 Plus!
Im Mietwohnungsbau ist die Sonder-AfA schon ausgelaufen. Hier ist zumindest die Erhöhung der linearen AfA von zwei auf drei Prozent in Sicht. Sie soll für Bauten, die ab Januar 2024 fertig gestellt werden, gelten. Ob diese Erhöhung ausreichen wird, daran haben wir unsere Zweifel. Um einen richtigen Wumms, wie der Bundeskanzler zu sagen pflegt, im Mietwohnungsbau zu bekommen, schlagen wir vor, noch einmal über eine Sonder-AfA nachzudenken.“

„Unsere Agenda für die Zeitenwende ist klar: Wir wollen bauen -nachhaltig und smart. Wir können das.“ „Wir stehen bereit. Wir verfügen über das notwendige Material, über die Menschen, die es verbauen sollen, und wir verfügen über ein großes know how, das wir gerne einbringen. Denn wir bauen. Für die Menschen. Für die Zukunft.“

Einen großen Applaus für Teilnehmer des Nationalteams des Deutschen Baugewerbes, die positiv in die Zukunft schauen und bereit sind, sich den Herausforderungen zu stellen.