29. September 2025

Baugenehmigungen für Wohnungen im Mai 2024: -24,2 % zum Vorjahresmonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im Mai 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 800 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 24,2 % oder 5 700 Baugenehmigungen weniger als im Mai 2023. Im Vergleich zum Mai 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,9 % oder 13 900 Wohnungen. Von Januar bis Mai 2024 wurden 89 000 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,5 % oder 24 400 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

© Statistisches Bundesamt | Destatis

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Mai 2024 insgesamt 14 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 25,9 % oder 5 000 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Von Januar bis Mai 2024 wurden 71 400 Neubauwohnungen genehmigt und damit 24,0 % oder 22 600 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 31,5 % (-7 100) auf 15 500 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 15,7 % (-1 000) auf 5 500. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um 21,7 % (-13 300) auf 47 900 Wohnungen.

Quelle: Statistisches Bundesamt | Destatis

Kommentare

Bauindustrie: Wohnungsbau weiter enttäuschend

„Noch immer herrscht tiefe Flaute auf dem Wohnungsmarkt und die soziale Frage unserer Zeit, wie Wohnen in Deutschland für breite Teile der Bevölkerung wieder bezahlbar wird, bleibt weiter unbeantwortet. Mit dem Genehmigungsniveau des Jahres 2013 bei gleichzeitig deutlich gestiegener Bevölkerungszahl und ungebremstem Zuzug in die Ballungsgebiete werden die wohnungsbaupolitischen Ziele deutlich verfehlt. Schließlich ist auch im Mai die Zahl der genehmigten Wohnungen weiter deutlich zurückgegangen“. Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller, die heute vom Statistischen Bundesamt bekanntgegebenen Genehmigungszahlen für den Mai. Mit nur noch 17.800 Wohnungen im Neu- und Umbau wurde das Ergebnis des Vorjahresmonats um weitere 24,2 Prozent unterschritten (Januar bis Mai: minus 21,5 Prozent). Der Absturz gehe somit ungebremst weiter, so Müller.

Zwar habe die Bundesregierung mittlerweile eine Fülle von Maßnahmen zur Belebung der Wohnungsbaukonjunktur auf den Weg gebracht. Diese seien allerdings entweder mit noch zu geringen Geldmitteln unterlegt, befänden sich in einer langwierigen Umsetzungsphase oder seien nur mit begrenzter zeitlicher Wirkung ausgestattet. „Der Wille der Politik, das Ruder rumzureißen, ist erkennbar. Neben einer ausreichenden Förderung muss der Befreiungsschlag aber in einem Abbau der schier unendlichen Anforderungen an unsere Wohngebäude gesucht werden. Ohne einen radikalen Einschnitt baukostentreibender Vorgaben von Bund, Ländern und Gemeinden wird sich nichts ändern und Monat für Monat neue Negativrekorde verzeichnet“, so Müller weiter.

Besser sehe es dagegen im Nichtwohnungsbau aus. Nach einer schwachen Entwicklung im Vorjahr seien die Genehmigungen (veranschlagte Baukosten) von Januar bis Mai im gewerblichen Hochbau stabil gestiegen, im öffentlichen Hochbau sogar um 26 Prozent gestiegen (Nichtwohnungshochbau: plus 7 Prozent). Müller: „Die Firmen, die nicht ausschließlich auf den Wohnungsbau fixiert sind, haben mittlerweile die Konsequenzen gezogen und sind nun stärker im öffentlichen und gewerblichen Hochbau engagiert. Allerdings kann – zumindest bislang – das Genehmigungsplus im Nichtwohnungsbau den steilen Absturz im Wohnungsbau nicht kompensieren. Daher rechnen wir für 2024 im Hochbau des Bauhauptgewerbes weiter mit einem Umsatzrückgang“.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugewerbe: Der Absturz geht weiter?

„Die Baugenehmigungen in Deutschland kennen weiter nur eine Richtung: abwärts. Im Mai genehmigten die Behörden knapp 17.800 Wohnungen, das sind 24 Prozent weniger Wohnungen als im Vorjahresmonat. Damit stehen in diesem Jahr gerade einmal 89.028 Genehmigungen in den Büchern. Vor zwei Jahren waren es noch mehr als 155.000 genehmigte Wohneinheiten. Wir verzeichnen seit zwei Jahren einen kontinuierlichen Rückgang. Seit April 2022 gab es kein Plus bei den Baugenehmigungen. Der Absturz geht also weiter.
Die Baugenehmigungen sind der wesentliche Seismograph für den Wohnungsneubau. Nur wenn Bauherren und Investoren ihre Projekte genehmigen lassen und uns beauftragen, kommen rund zwei Jahre später neue Wohnungen auf den Markt. Es braucht kein Statistikstudium für die Erkenntnis, dass Deutschland in eine tiefe Wohnungsbaukrise schlittert. Für die Unternehmen im Wohnungsbau wird es absehbar immer schwieriger, ihre Kapazitäten auszulasten und zu halten. Angesichts eines enormen Bedarfes an Wohnungen ist das fatal.
Der Grund für Malaise im Wohnungsbau: Hohe Bauzinsen und überambitionierte energetische Anforderungen verschrecken Bauwillige und Investoren. Mittlerweile ist eine Zinsstütze für viele Bauwillige, insbesondere junge Familien, die einzige Möglichkeit, überhaupt noch den Traum vom Eigenheim anzugehen. Es fehlt für sie einfach das passende Förderinstrument, die von uns schon lange geforderte EH-55-Förderung. Der Blick auf die Baugenehmigungen zeigt deutlich, dass die überambitionierte EH-40-Förderung dem Wohnungsbau schlichtweg nicht genügend Schub gibt.
Ein weiterer Schritt für mehr Wohnungsbau ist, das Bauen einfacher zu machen. Es ist ein Lichtblick, dass die Politik mit einem Gesetzentwurf zum Gebäudetyp E die Initiative ergreift. Oberste Priorität muss sein, dass nicht immer der Stand der Technik, sondern auch das technisch Notwendige rechtssicher gebaut werden darf. Das zu regeln und so das so den kriselnden Wohnungsbau anzukurbeln, hat die Politik in der Hand.“

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Immer weiter fallende Baugenehmigungszahlen

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen zeigt sich schockiert angesichts der weiter fallenden Zahlen der Baugenehmigungen. Die Anzahl der Baugenehmigungen im Neubau im Zeitraum von Januar bis Mai 2024 zum Vorjahreszeitraum sank bei Einfamilienhäusern um 31,5 %, um 15,7 % bei Zweifamilienhäusern und um 21,7 % bei Mehrfamilienhäusern. „Angesichts der aktuellen Baugenehmigungszahlen kann man nur das Scheitern der Wohnungsbaupolitik in wirtschaftlich schwierigen Zeiten feststellen. Nichts scheint zu wirken, nichts scheint diesen Absturz aufhalten zu können. Dabei sind die Mittel bekannt, die dem Wohnungsbau die Impulse zum Wachstum geben“, betont BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Diese Zahlen stehen für schwierige Marktbedingungen, eine verfehlte Politik und für Unternehmen, die mit dem Rücken zur Wand stehen. Mal ums Mal stellen wir die Brisanz der Lage fest. Es kommt nicht darauf an, dass man etwas tut, sondern das man das Richtige tut. Unsere mittelständischen Unternehmen benötigen weniger bürokratische Fesseln und ein Vertrauen in ihre Innovationskraft. Uns hemmt das komplizierte Zusammenwirken aus Bund, Ländern und Kommunen. Um hier zu einem Befreiungsschlag zu kommen, braucht es den Willen und ein echtes Umdenken. Eins steht fest: Mit dem Tempo und der Konsequenz, mit der wir diese gesellschaftliche Herausforderung bisher angegangen sind, werden wir nicht weiterkommen. Der Mangel an bezahlbaren Wohnraum wird zunehmen und wir verlängern und verlagern das Problem immer weiter in die Zukunft.

Die Deregulierung der Immobilienbranche verursacht dem Staat keine Kosten und kurbelt den Wohnungsbau an. Rund 30 Prozent aller Baukosten entstehen durch staatliche Regulierung. Bei der Deregulierung haben sich Bund und Länder bereits auf einen Pakt für Planungsbeschleunigung verpflichtet. Die Vereinbarung gilt es nun in die Tat umzusetzen. Aufgrund der aktuellen Überregulierung braucht es jedoch kurz- und mittelfristig eine verlässliche Fördersystematik, die nicht zuletzt auch zur Bildung von Wohneigentum beiträgt“, so der BFW-Präsident.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen