29. September 2025

Baugenehmigungen für Wohnungen im März 2024: -24,6 % zum Vorjahresmonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im März 2024 wurde in Deutschland der Bau von 18 500 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 24,6 % oder 6 000 Baugenehmigungen weniger als im März 2023. Im Vergleich zum März 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 46,9 % oder 16 300 Wohnungen. Im gesamten 1. Quartal 2024 wurden 53 500 Wohnungen genehmigt. Das waren 22,2 % oder 15 200 Wohnungen weniger als im Vorjahresquartal. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im März 2024 insgesamt 14 700 Wohnungen genehmigt. Das waren 27,3 % oder 5 500 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Im gesamten 1. Quartal 2024 wurden 42 800 Neubauwohnungen genehmigt und damit 25,7 % oder 14 800 Wohnungen weniger als im Vorjahresquartal. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser gegenüber dem Vorjahresquartal um 35,6 % (-5 100) auf 9 200 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 20,0 % (-800) auf 3 200. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um 22,9 % (-8 500) auf 28 700 Wohnungen.

Quelle: Statistisches Bundesamt | Destatis

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BFW: Blick zurück, verstellt den Blick nach vorn

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen bewertet die vom Statistischen Bundesamt heute veröffentlichten erneut stark gefallenen Baugenehmigungszahlen im Neubau und die kursierenden Berichte über stagnierende Fertigstellungszahlen. „Die Baugenehmigungszahlen sind historisch schlecht und schreiben den Negativ-Trend nur fort. Die in Medienberichten erwähnten stagnierenden Fertigstellungszahlen für das Jahr 2023 sind ein Blick in den Rückspiegel, denn die nun abgeschlossenen Projekte wurden vor Jahren begonnen und noch früher geplant. Die Aussagekraft der Fertigstellungzahlen über die aktuelle Lage tendiert gegen null“, betont BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Die wirklich harte Zeit kommt erst noch und wer jetzt so tut, als seien wir durch das Tal der Tränen durch, ruht sich in Wirklichkeit nur auf den Lorbeeren von vorgestern aus. Es ist wie mit dem Warnhinweis im Rückspiegel: Die Dinge wirken größer, als sie es in Wirklichkeit sind. Die Planungsphasen dieser Gebäude sind vor Jahren erfolgt. Die Aufträge der Bauunternehmen wurden bislang abgearbeitet. Alles, was angefangen wurde, wurde nun fertig gestellt. Jetzt läuft die Auftragspipeline leer. Jedes zweite Unternehmen klagt konkret über Auftragsmangel. Jetzt wird nicht geplant und damit wird in den kommenden Jahren auch nicht gebaut. Die mageren Jahre liegen eindeutig noch vor uns.

Die Baukosten sind insgesamt dermaßen hoch, dass sich das Bauen nicht mehr rechnet, auch und vor allem, weil es schlicht keine Käufer gibt bei diesen Preisen. Solange sich nichts grundlegend an den Rahmenbedingungen ändert, verharren wir beim Wohnungsbau weiter im Mangel. Wir müssen mit den teuren Standards runter, dann wird Bauen und Wohnen wieder erschwinglicher“, so der BFW-Präsident.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen

Bauindustrie: Abwärtsspirale setzt sich fort

„Die Genehmigungszahlen im Wohnungsbau lassen immer noch keine Bodenbildung erkennen, der Rückgang setzte sich auch im März ungebremst fort. Seit dem Höhepunkt im März 2022 hat sich die Zahl der genehmigten Wohnungen halbiert. Insgesamt wurden bei Neu- und Umbauten nur noch 18.500 Wohnungen genehmigt, gegenüber dem Vorjahresmonat war dies ein weiterer drastischer Rückgang um 24,6 Prozent. Noch deutlicher ist der Einbruch im Eigenheimbau. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern ist im März sogar ein Genehmigungsrückgang von 32,1 Prozent zu verzeichnen, das Niveau vom März 2022 wird mittlerweile um 60 Prozent unterschritten.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Tim-Oliver Müller die Genehmigungszahlen, die das Statistische Bundesamt heute bekannt gegeben hat.

Im Geschosswohnungsbau lag der Rückgang im März mit 22,9 Prozent nur unwesentlich niedriger. „Selbst wenn die Fertigstellungszahlen in 2023 nicht so dramatisch ausfallen, wie befürchtet wurde, heißt dass doch nur, das dicke Ende kommt erst noch“, so Müller. Zwar seien die – für den Bau maßgeblichen – Hypothekenzinsen seit dem November 2023 leicht zurückgegangen und auch die Baukosten würden nicht mehr weiter steigen. Damit würden aber nur die negativen Rahmenbedingungen festgeschrieben, so Müller. Daher seien nach wie vor Zinsverbilligungsprogramme nötig, um endlich wieder mehr Nachfrage am Wohnungsbaumarkt zu erzeugen.

Müller verwies auf eine lange Liste staatlicher Regulatorik, die im Wohnungsbau Innovationen und Produktivität hemmt, die geforderte Kostensenkung blockiert und den Neubau ausbremst. Dazu zählten: Eine unzureichende Ausweisung von Bauflächen durch die Kommunen, lange Planungs- und Genehmigungszeiten, überzogene Umweltschutzauflagen und die fehlende Digitalisierung sowie eine mangelnde personelle Besetzung in den Bauämtern. Hinzu kämen sich ständig verändernde Vorgaben zur Bauqualität, ausufernde Bauvorschriften sowie unterschiedliche Landesbauordnungen „Wenn wir die Schere an diesem Vorschriftenwirrwarr ansetzen, könnten wir mehr industriell und seriell bauen und Kosten aus eigener Kraft deutlich reduzieren. Auch wir wollen nicht immer nach Vater Staat rufen, sondern durch eigene Lösungen bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung realisieren. Bis das aber möglich sein kann, müssen Bund und Länder mit in die Verantwortung“, so Müller.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugewerbe: Hohe Baufertigstellungszahlen sind Vergangenheit – Blick in die Zukunft bleibt düster

„Die Fertigstellung von 295.000 Wohnungen ist schon jetzt Vergangenheit – die Zahl wird 2024 nicht zu halten sein.“ Mit diesen Worten kommentiert Felix Pakleppa die Meldungen des Statistischen Bundesamtes zu den Baugenehmigungen im März 2024. Demnach wurden im März insgesamt noch 18.464 WE in Wohn- und Nichtwohngebäuden insgesamt genehmigt.

„Das sind gut 6.000 Wohnungen weniger als im Vorjahr und 16.330 weniger als im März 2022. Insgesamt fehlen uns im ersten Quartal 2024 ca. 15.200 Wohnungen zum Vorjahresquartal und sogar 39.000 WE zum Jahr 2022. Bei diesem Frühindikator „Baugenehmigungen“ schauen wir jetzt seit zwei Jahren Monat für Monat auf Rückgänge zum Vorjahr. Wenn jetzt, wie berichtet wird, im Vorjahr noch einmal ca. 295.000 Wohnungen errichtet wurden, ist das erfreulich viel. Es zeigt, dass die Bauunternehmen die verfügbaren Auftragsbestände weiter mit hohem Tempo abgearbeitet haben.

Angesichts der nachhaltigen Auftragsschwäche ist es aber auch eine hohe Fallhöhe, die es abzufedern gilt. Fehlende Baugenehmigungen von gestern und heute werden fehlende Wohnungen von morgen sein. Und die Zahlen zeigen es: Es ist keine Trendwende in Sicht. Und es wäre völlig falsch, auf Basis hoher Fertigstellungszahlen von gestern, jetzt erstmal abzuwarten und tatenlos auf eine Trendwende zu hoffen.

Wir warten dringend auf den Start der neu angekündigten Förderprogramme im Neubau. Ankündigungen reichen hier nicht, eine Umsetzung im zweiten Halbjahr kommt zu spät. Die Bundesregierung muss weiter an der Förderkulisse für den Wohnungsneubau arbeiten. Die energetischen Anforderungen und die Zinssätze in den KfW-Programmen müssen herabgesetzt werden. Wir sehen seit mehreren Monaten, wie die Zinssätze in den Förderprogrammen beim Wohngebäude-Kredite-Effizienzhaus und beim klimafreundlichen Neubau angehoben werden. Die Zinssätze liegen hier jetzt nahe 3 % und damit nur noch einen halben Prozentpunkt unter dem Marktniveau. Hier sollen Fördermittel offensichtlich gestreckt werden. Impulse werden so jedenfalls nicht gesetzt. Fördertöpfe müssen auskömmlich und verlässlich gefüllt sein! Zudem braucht es eine kurzfristige Bearbeitung der Förderanträge.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

GdW: Regierung muss rasanten Absturz endlich aufhalten

Der rasante Absturz bei den Baugenehmigungen geht weiter. Die Zahl der genehmigten Wohnungen ist im März 2024 um 24,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf nur noch 18.500 gesunken – und damit nochmal deutlich stärker als im Februar, als der Absturz 18,3 Prozent betrug. Im Vergleich zum März 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen sogar um 46,9 Prozent.

Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„Der alarmierende Absturz beim Wohnungsneubau geht wie befürchtet weiter und gewinnt dabei sogar noch an Geschwindigkeit. Obwohl Ideen und Lösungen auf dem Tisch liegen, bleiben eine Reaktion und wirksame Maßnahmen der Regierung gegen die Wohnungsbaukrise quasi aus. Wenn dieser Abwärtsstrudel noch aufgehalten werden soll, muss jetzt endlich gehandelt werden. Wir fordern die Regierung erneut auf, die Förderung für den bezahlbaren Neubau mithilfe eines Zinsprogramms endlich zu verbessern. Durch eine dann wieder auflebende Baukonjunktur wäre das für den Staat auch noch komplett kostenlos.

Angesichts des Fachkräftemangels und der Überalterung der Gesellschaft brauchen wir in den kommenden Jahren mehr Zuwanderung. Aber bereits heute liegt in zahlreichen Städten der Wohnungsleerstand bei unter einem Prozent. Das bedeutet, dass für die Menschen, die verzweifelt nach einer Wohnung suchen, dort gar nichts mehr geht.

Wir appellieren deshalb mit Nachdruck an die politischen Entscheider: Nehmen Sie Ihre soziale Verantwortung wahr und ermöglichen Sie es unseren Unternehmen, wieder bezahlbaren Wohnungsbau für die Mitte der Gesellschaft zu schaffen!“

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen