Wiesbaden (pm) – Im Juni 2025 wurde in Deutschland der Bau von 19 000 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 7,9 % oder 1 400 Baugenehmigungen mehr als im Juni 2024. Im gesamten 1. Halbjahr 2025 wurden 110 000 Wohnungen genehmigt. Das waren 2,9 % oder 3 100 Wohnungen mehr als im 1. Halbjahr 2024, als die Zahl genehmigter Wohnungen auf den niedrigsten Stand für eine erste Jahreshälfte seit 2010 gesunken war. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

1. Halbjahr 2025: Aufwärtstrend nur bei Einfamilienhäusern
In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Juni 2025 insgesamt 15 200 Wohnungen genehmigt. Das waren 9,5 % oder 1 300 Wohnungen mehr als im Vorjahresmonat. Im gesamten 1. Halbjahr 2025 wurden 4,3 % oder 3 700 mehr Neubauwohnungen in Wohngebäuden genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Dabei stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 14,1 % (+2 600) auf 21 300. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl um 8,3 % (-500) auf 6 000 genehmigte Wohnungen. In Mehrfamilienhäusern, der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, wurden im 1. Halbjahr 2025 insgesamt 57 300 neue Wohnungen genehmigt. Damit blieb die Zahl genehmigter Neubauwohnungen in Mehrfamilienhäusern nahezu unverändert (+0,1 % oder 31 Wohnungen) gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt
Kommentare
ZIA zu den aktuellen Baugenehmigungszahlen: Kaum Veränderung bei dringend benötigten Mehrfamilienhäusern
„Auf den ersten Blick positiv, auf den zweiten enttäuschend“, so fasst ZIA-Hauptgeschäftsführerin Aygül Özkan die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Baugenehmigungen zusammen. Im Juni wurden 19.000 Wohnungen genehmigt, das sind 7,9 Prozent beziehungsweise 1.400 mehr im Vergleich zum Vorjahresmonat.
„Von einer Trendwende kann dennoch keine Rede sein. Der Anstieg beruht in erster Linie auf dem Zuwachs bei Einfamilienhäusern, bei den so dringend benötigten Mehrfamilienhäusern gibt es kaum Veränderung. Der Bau-Turbo, der bis Herbst 2025 beschlossen sein soll, ist ein wichtiger Schritt – aber er allein wird den Wohnungsbau nicht in Schwung bringen“, sagt Özkan.
Kritisch sieht der ZIA den geplanten Zustimmungsvorbehalt der Kommunen und die zeitliche Befristung des Bau-Turbos. „Wir brauchen schnellere Verfahren ohne neue Hürden und langfristige Planungssicherheit. Die Befristung sollte gestrichen werden“, so Özkan.
Um den Wohnungsbau nachhaltig anzukurbeln, fordert der ZIA weitere Maßnahmen:
- Absenkung der Baustandards, um günstiger bauen zu können,
- Optimierte KfW-Förderbedingungen,
- steuerliche Anreizmodelle und
- einen Abbau der „Staatsquote“ z.B. durch Aussetzung/Senkung der Grunderwerbsteuer.
„Der Bau-Turbo ist nur ein Baustein. Wir brauchen jetzt das ganze Set, um wirklich Tempo aufzunehmen“, betont Özkan.
Quelle: Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA)
Bauindustrie: Allein der politische Wille baut nicht die dringend benötigten Wohnung
„Nach den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres müssen wir eine gedämpfte Bilanz für den Wohnungsbau ziehen. Denn der enorme Wohnungsmangel in Ballungsgebieten und ihrem Umland hält trotz hohem Bedarf weiter an. Die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache“, so kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die heute vom Statistischen Bundesamt bekanntgegebenen Genehmigungszahlen für den Juni. Zwar wurde im ersten Halbjahr 2025 das Ergebnis des Vorjahreszeitraums mit 110.000 Wohnungen im Neu- und Umbau (Wohn- und Nichtwohngebäude) um 2,9 Prozent überschritten (Juni: + 7,9 Prozent). Doch ein genauer Blick zeige, dass die Entwicklung in den Segmenten unterschiedlich ausfalle.
Die Baugenehmigungen für Wohnungen in Einfamilienhäusern habe zwar mit rund 21.300 (+ 14,1 Prozent) im ersten Halbjahr 2025 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen positiven Trend (auf niedrigem Niveau) verzeichnet. Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen in Zweifamilienhäusern war allerdings von Januar bis Juni 2025 um 8,3 Prozent auf 6.000 rückläufig. Das wichtigste Segment für die Wohnungsversorgung der Bevölkerung sei der Bau von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, auf den zwei Drittel des Neubaus entfielen. Hier habe sich das Genehmigungsvolumen im ersten Halbjahr 2025 nur auf rund 57.300 Wohnungen (+ 0,1 Prozent) gegenüber dem Vorjahreszeitraum stabilisiert, nachdem bereits zwischen 2021 und 2024 ein Rückgang um mehr als 40 Prozent verzeichnet wurde. Im Zangengriff weiterhin hoher Zinsen und Baukosten springe der Wohnungsbau auch bisher nicht an.
„Die neue Bundesregierung unterstreicht mit dem „Bau-Turbo“ zur beschleunigten Aufstellung von Bebauungsplänen in den Kommunen ihren guten Willen, neuen Wohnraum zu schaffen. Doch allein der politische Wille baut noch keine Wohnung. Im zweiten Halbjahr muss die Bundesregierung deshalb dringend einen Maßnahmenplan zur Umsetzung der weiteren Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag vorlegen. Denn alles, was nicht 2025 angestoßen wird, hat für den Wohnungsbaumarkt kaum noch einen Effekt in dieser Legislaturperiode. Schließlich kann die Wohnungsknappheit in Deutschland nur durch einen großen Mix an Maßnahmen bekämpft werden. Dazu gehören insbesondere der Abbau von lähmender Regulatorik und Bürokratie, die Schaffung einer effektiven Förderkulisse sowie die Vereinfachung von Planungs- und Genehmigungsverfahren“, ergänzt Müller. Wurden 2011 in den sieben A-Städten noch 5,850 Millionen Quadratmeter Bauland verkauft, waren es 2024 mit 1,633 Millionen nur noch rund ein Viertel. „Eines der größten Hemmnisse für die Ausweitung des Wohnungsbaus ist – vor allem in den Ballungsgebieten – das nicht ausreichend zur Verfügung stehende und zu teure Bauland.“
Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.
Baugewerbe: Wohnungsbau weiter im Tief. Keine Spur von Trendwende
„Auch wenn wir im Juni erfreulicherweise ein Plus von knapp 1.400 genehmigten Wohneinheiten gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnen (plus 7,9 Prozent), bleibt die Performance im ersten Halbjahr 2025 insgesamt schwach. Mit von Januar bis Juni genehmigten 109.760 Wohnungen liegt das Plus zum Vorjahr nur bei knapp drei Prozent. Im Juni 2021 und 2022 wurden zum Halbjahr jeweils noch über 185.000 Wohnungen genehmigt. Von diesem Niveau sind wir weit entfernt. Statt eines Aufschwungs erleben wir das alte Muster: ein leichtes Auf und Ab auf historisch niedrigem Niveau. Es gibt derzeit keinen Impuls, der den Wohnungsbau aus der Krise holen könnte. Besonders deutlich wird das mit Blick auf den Mehrfamilienhausbau, dem Segment des Mietwohnungsbaus. Hier stagniert das Niveau bei gut 57.300 Wohnungen. Zum Halbjahr 2021 und 2022 waren es jeweils noch über 90.000 genehmigte Wohnungen.
Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe
Während Milliarden in Infrastrukturprojekte fließen – was zweifellos wichtig ist – bleibt der Wohnungsbau das Stiefkind der Investitionspolitik. Trotz akuter Wohnungsnot, vor allem in wachsenden Städten, tritt er auf der Stelle. Bauherren halten sich zurück: Hohe Kosten und hohe Zinsen lassen Projekte wanken oder scheitern.
Unser Appell bleibt: Damit wieder mehr Menschen bauen können, braucht es jetzt ein neues EH 55-Plus-Programm – eine Förderung, die den Effizienzhausstandard 55 mit einer 100 Prozent regenerativen Heizlösung kombiniert, etwa Wärmepumpe, Pelletheizung oder Fernwärme. Und: Dieses Programm muss für neue Projekte offen sein, nicht nur für bereits genehmigte.
Der Bundestag entscheidet im Herbst über die Haushalte 2025/2026. Dort muss die Förderpolitik nachjustiert werden. Mit durchschnittlich 26 Monaten Vorlauf bis zur Fertigstellung einer Wohnung wäre die Legislatur dann fast vorbei. Deswegen heißt es: Jetzt handeln!
Jedes Zögern verschärft den Wohnungsmangel und treibt Mieten weiter nach oben. Das bringt Menschen an ihre Belastungsgrenze – und birgt erheblichen gesellschaftlichen Sprengstoff. Wohnen darf nicht zum Luxusgut werden.
Es ist höchste Zeit, dass mehr Wohnungen auf den Markt kommen. Es ist höchste Zeit, für den zweiten Bauturbo, der das Bauen einfacher und günstiger macht.“
Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe
Stillstand beim Mietwohnungsbau gefährdet Zukunft Deutschlands
Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen zeigen: Im ersten Halbjahr 2025 wurden bundesweit 110.000 Wohnungen genehmigt – ein leichtes Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Doch dieser Zuwachs kommt vor allem durch Einfamilienhäuser zustande (+14,1 Prozent). Bei den so dringend benötigten Mietwohnungen in Mehrfamilienhäusern herrscht dagegen faktisch Stillstand: Gerade einmal +0,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
„Das bedeutet: Für die Menschen, die auf bezahlbare Mietwohnungen angewiesen sind, gibt es keinerlei Entlastung. Damit verschärft sich die Lage auf den Wohnungsmärkten weiter. Der Mangel an Mehrfamilienhäusern gefährdet nicht nur den sozialen Frieden, sondern auch den wirtschaftlichen Erfolg unseres Landes“, erklärt Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
Der GdW fordert daher entschlossenes Handeln:
- Verfahren beschleunigen: Bauämtern fehlt zu häufig immer noch schmerzlich die Möglichkeit einer durchgehenden digitalen Bearbeitung. Aber selbst dann brauchen sie dringend eine juristische Stärkung für eine Genehmigungskultur statt einer Lähmung und Demotivierung durch unzählige juristische Einzelinteressen. Das Instrument der Stunde ist daher ein klares Abwägungsgebot zugunsten des Wohnungsbaus in Wohnraummangelgebieten: Das ist die „Fast Lane“ fürs Wohnen.
- Bereits genehmigte Vorhaben aktivieren: Mit einer befristeten Neuauflage der EH55-Förderung könnten kurzfristig bis zu 120.000 Wohnungen realisiert werden – bei überschaubarem Mitteleinsatz.
- Baukosten senken: Ohne spürbare Entlastungen bei Standards, Abgaben und Steuern bleibt der Wohnungsbau wirtschaftlich nicht darstellbar.
- Planungssicherheit schaffen: Eine Befristung zentraler Instrumente wie des Bau-Turbos gefährdet Vertrauen und Investitionsbereitschaft.
- Ausreichend Bauland ausweisen: Kommunen müssen aktiv dafür sorgen, dass genügend Flächen für den Wohnungsbau zur Verfügung stehen.
„Die Zahlen belegen schwarz auf weiß, dass die Politik beim Mietwohnungsbau nicht länger zusehen darf. Jeder weitere Monat Stillstand setzt die Zukunftsfähigkeit Deutschlands als Wirtschafts- und Wohnstandort aufs Spiel. Nur wenn wir jetzt konsequent den Bau von Mehrfamilienhäusern ermöglichen, bleiben unsere Städte lebenswert und unser Land stabil“, sagt Gedaschko.
Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen