12. Juli 2025

Baugenehmigungen für Wohnungen im Juni 2024: -19,0 % zum Vorjahresmonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im Juni 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 19,0 % oder 4 100 Baugenehmigungen weniger als im Juni 2023. Im Vergleich zum Juni 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen um 42,1 % oder 12 800 Wohnungen. Im 1. Halbjahr 2024 wurden 106 700 Wohnungen genehmigt. Das waren 21,1 % oder 28 500 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. In diesen Ergebnissen sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Juni 2024 insgesamt 13 900 Wohnungen genehmigt. Das waren 20,8 % oder 3 700 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Im 1. Halbjahr 2024 wurden 85 300 Neubauwohnungen genehmigt und damit 23,5 % oder 26 200 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 30,9 % (-8 300) auf 18 600 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 14,9 % (-1 200) auf 6 600. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um 20,8 % (-15 100) auf 57 300 Wohnungen.

Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

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Baugenehmigungen: Düstere Halbjahresbilanz im Wohnungsbau

„Das erste Halbjahr lieferte aus wohnungsbaupolitischer Sicht eine weitere große Enttäuschung. Wir steuern auf das schwächste Genehmigungsniveau seit dem Jahr 2010 zu. Der Wohnungsmangel in Ballungsgebieten und ihrem Umland sowie in vielen Regionalzentren wird dadurch zementiert. Auch im Juni ist die Zahl der genehmigten Wohnungen weiter zweistellig zurückgegangen, zum 21. Mal in Folge“, so kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim Oliver Müller, die heute vom Statistischen Bundesamt bekanntgegebenen Genehmigungszahlen für den Juni. Mit nur noch 17.600 Wohnungen im Neu- und Umbau wurde das Ergebnis des Vorjahresmonats um weitere 19,0 Prozent unterschritten (Januar bis Juni: Minus 21,1 Prozent). Hoffnung auf eine Belebung sei weiterhin nicht in Sicht, so Müller.

Das wichtigste Segment für die Wohnungsversorgung der Bevölkerung sei der Bau von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, auf den zwei Drittel des Neubaus entfielen. Hier sei das Genehmigungsvolumen von Januar bis Juni um weitere 20,8 Prozent eingebrochen, nachdem bereits im Vorjahr ein Rückgang um ein Viertel verzeichnet wurde. Noch schlimmer sehe es im klassischen Eigenheimbau aus. Halte die aktuelle Genehmigungsflaute an, würde im Jahr 2024 mit rund 45.000 Wohnungen in Ein-und Zweifamilienhäusern der bisherige Tiefpunkt des Jahres 2008 um die Hälfte unterboten, so Müller. „Das führt in der Konsequenz auch dazu, dass potentielle Eigenheimbauer weiter in ihren Mietwohnungen bleiben, und diese somit nicht für andere Mieterinnen und Mieter frei werden“, ergänzt Müller.

„Die Ampel unterstreicht ihren Willen, günstigen Wohnraum zu schaffen. Der politische Wille allein baut aber noch keine einzige Wohnung. Die harte Währung für die Bauunternehmen sind Aufträge für konkrete Projekte. Hier geht es nicht vorwärts. Im Gegenteil: Ein Jahr vor der Bundestagswahl hat sich die vielerorts herrschende Wohnungsnot zum sozialen Sprengstoff entwickelt. Und deshalb ist es ja so wichtig, dass wir alle, Politik, Wohnungsbaugesellschaften und Bauindustrie noch mehr machen, damit das Ruder rumgerissen wird. Mit dem industriellen Bauen zeigen wir dies bereits und senken Mieten um über 20 Prozent. Hingegen helfen immer neue staatliche Anforderungen und Vorgaben nicht weiter. Hier sind insbesondere die Bundesländer in der Pflicht, bei denen einige noch mit angezogener Handbremse agieren. Sie sollten dringend ihre Hausaufgaben erfüllen, dem Beispiel Niedersachsens folgen und ihre Landesbauordnungen entschlacken. Das alles zusammen schafft den Wohnungsbauturbo, den die Branche und zigtausende Mieterinnen und Mieter benötigen.“

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugenehmigungen im Dauertief, Immobilienwirtschaft: „Es braucht den Abschied vom Routine-Modus, und zwar schnell“

Angesichts der neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) zu den Baugenehmigungen für Wohnungen hält die Immobilienwirtschaft einen Abschied vom Routine-Modus für zwingend. „Die Veröffentlichung der Statistik der Baugenehmigungen erinnert immer mehr an Dinner for One: The same procedure as every month“, sagt ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. „Nur dürfen wir uns auf keinen Fall an diese traurigen Zahlen gewöhnen, weil Wohnungssuchende zunehmend verzweifeln.“ Die außergewöhnliche Lage erfordere „außergewöhnliche Antworten“, so Schöberl. „Es braucht den Abschied vom Routine-Modus, und zwar schnell.“ Es komme gerade einiges politisch in Bewegung, aber eben „noch nicht genug“.

Im Juni dieses Jahres wurde der Bau von nur 17.600 Wohnungen genehmigt. Nach Berechnungen der Wiesbadener Behörde waren das 19 Prozent oder 4.100 Genehmigungen weniger als im Juni 2023. Von Januar bis Juni 2024 wurde der Weg freigemacht für den Bau von 106.700 Wohnungen. Das waren 21,1 Prozent oder 28.500 Wohnungen weniger als im gleichen Zeitraum 2023.

Der ZIA sieht im neuen Baugesetzbuch eine große Chance auf die Beseitigung wichtiger Hürden. Hier sind aber nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft. „Die Neubaulücke beträgt etwa 600.000 Wohnungen – da können wir nicht starr an alten Regeln festhalten. Als 2015 Flüchtlinge nach Deutschland kamen, wurden Sonderregeln geschaffen. Genau die braucht es jetzt wieder“, sagt Schöberl. Konkret: Die Sonderregeln im Paragrafen 246, die bisher nur für Flüchtlingsunterkünfte gelten, sollen auf Mietwohnungsbau ausgeweitet werden. „Das ist ein ganz entscheidender Punkt, der unbedingt in die Novelle des Baugesetzbuchs aufgenommen werden muss“, sagt Schöberl. Es sei jetzt entscheidend, dass schneller Grundstücke für den Wohnungsbau genutzt werden können.

Der ZIA beziffert die Neubaulücke aktuell auf etwa 600.000 Wohnungen und warnt, dass die Zahl ohne Extra-Anstrengungen auf bis zu 830.000 im Jahr 2027 ansteigen könnte.

Quelle: ZIA

Rasanter Absturz bei Baugenehmigungen geht weiter – weitreichende Reform der Bauvorschriften und Zinsprogramm notwendig

Bei der Zahl der genehmigten Wohnungen setzt sich der rasante Absturz fort. Im Juni 2024 wurden in Deutschland mit einer Zahl von 17.600 insgesamt 19 Prozent weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahr. Im Vergleich zum Juni 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 42,1 Prozent. Im gesamten ersten Halbjahr 2024 betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum 21,1 Prozent. Die sozial orientierte Wohnungswirtschaft ruft die Bundesregierung auf, den Absturz endlich zu stoppen.

Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„In den letzten zwei Jahren sind die Baugenehmigungen um über 42 Prozent gesunken. Die von der Regierung geäußerte Hoffnung, im Jahr 2024 werde die Talsohle erreicht, hat sich bislang als schwerer Irrtum herausgestellt.

Die Zahlen sind mehr als alarmierend. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung in Deutschland und in immer mehr Regionen ist für Wohnungssuchende einfach gar nichts mehr da. Die Regierung muss erkennen, dass sich hier ein immer größeres Frustpotential quer durch alle Bevölkerungsschichten aufbaut, und endlich gegensteuern.

Die angestrebten gesetzlichen Änderungen reichen bei weitem nicht aus, um den notwendigen kräftigen Investitionsimpuls bei unseren sozial orientierten Unternehmen auszulösen: In einer aktuellen Umfrage berichten zwei Drittel unserer Unternehmen, dass sie in diesem Jahr gar keine neuen Wohnungen bauen können. 2025 werden es sogar 70 Prozent sein, die nicht bauen können.

Wir fordern deshalb eine weiterreichende Reform der Bauvorschriften. Unsere Vorschläge geben wir der Regierung an die Hand. Ein zentraler Punkt ist dabei, einen absoluten Abwägungsvorrang für den Bau von Wohnungen einzuführen, solange es eine Wohnraummangelsituation gibt. Ein solcher Abwägungsvorrang wurde zugunsten des Baus erneuerbarer Energien wie Windräder eingeführt und erleichtert deren Bau entscheidend. Wir sind der Überzeugung, dass in der jetzigen Situation der Regierung und dem Parlament der Bau von Wohnungen mindestens genauso wichtig sein sollte, wie der bevorzugte Bau von Windrädern.

Das Baugesetzbuch muss daher so gestaltet werden, dass das Bauen von Wohnungen gegenüber anderen Belangen regelmäßig im Vordergrund steht.

Das allein wird aber nicht ausreichen: In der aktuellen Krise ist ein Zinsprogramm für den bezahlbaren Wohnungsbau die einzige wirklich schnell wirkende Hilfe, um den weiteren Absturz zu verhindern. Ein Zinssatz von einem Prozent könnte die Bautätigkeit enorm ankurbeln und wieder garantierte, bezahlbare Mieten von 10 bis 12 Euro pro Quadratmeter ermöglichen.

Wir fordern dies mantraartig seit vielen Monaten. Die Regierung hat mit Kleinprogrammen darauf reagiert, die klar erkennbar keine Trendwende am Markt bewirken. Wenn sich die Leistung der Regierung in Sachen Wohnungsbau nicht entsprechend ändert, sind die Bürger die immer massiver Betroffenen.“

Den 10-Punkte-Plan der sozial orientierten Wohnungswirtschaft für bezahlbaren Wohnungsbau und eine gelingende Transformation finden Sie hier.

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen

Wohnungsbau 1. Halbjahr 2024: Baugenehmigungen brechen weiter ein

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen für die Baugenehmigungen von Wohnungen im Juni 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Das Wohnungsbaufiasko geht weiter. Im Juni genehmigten die Behörden 17.626 Wohnungen, 19 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Im ersten Halbjahr sind gerade einmal 106.654 Genehmigungen erteilt worden. So ein schlechtes Niveau gab es zuletzt vor gut 10 Jahren. Und es ist ein kontinuierlicher Rückgang seit nunmehr 26 Monaten.

Der Monatsdurchschnitt im ersten Halbjahr liegt bei ca. 17.800 genehmigten Wohnungen, im ersten Halbjahr 2021 waren es noch ca. 31.600 Wohnungen. Mit diesem Niveau haben die Bauunternehmen auch ihre Kapazitätsentwicklung seinerzeit weiter geplant, gemäß der Zielstellung der Bundesregierung, jährlich 400.000 WE zu errichten. Von diesem Ziel entfernen wir uns immer weiter. Eine Verschärfung am Mietwohnungsmarkt ist mit diesen Genehmigungszahlen vorprogrammiert.

Die bisher von der Bundesregierung gesetzten Impulse sind zu schwach, um den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bringen. Vor allem wegen hoher Bauzinsen und strenger Energieanforderungen ist das Bauen für viele unerschwinglich geworden beziehungsweise es rentiert sich einfach nicht mehr.

Zwei Drittel aller Wohnungen in Deutschland bauen private Bauherren. Gerade sie sind angesichts der schwierigen Finanzierungsbedingungen mehr denn je auf die Förderung des EH 55-Standards angewiesen und hoffen nun schon lange auf bessere Zinssätze sowie attraktivere Förderungen. Die Bundesregierung sollte sich endlich zu ihren eigenen Zielen bekennen und mehr in den Wohnungsbau investieren.

Aber auch Länder und Kommunen können den Wohnungsbau ankurbeln. Die Landesbauordnungen sind das schärfste Schwert, um das Bauen zu vereinfachen. Niedersachsen hat gerade seine Landesbauordnung novelliert und eine echte Blaupause für andere Länder vorgelegt. Grenzabstände wurden reduziert, wodurch Gebäude größer gebaut werden können. Auch die Pflicht, beim Wohnungsbau gleichzeitig Autostellplätze zu schaffen, fällt weg. Zudem sind die Möglichkeiten zum Dachgeschossausbau oder zur Aufstockung einfacher geworden. Könnten wir in allen 16 Bundesländern so bauen, würden auch wieder mehr bezahlbare Wohnungen entstehen.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe