19. April 2024

Baugenehmigungen für Wohnungen im Januar 2023: -26,0 % gegenüber Vorjahresmonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im Januar 2023 wurde in Deutschland der Bau von 21 900 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, waren das 26,0 % oder 7 700 Baugenehmigungen weniger als im Januar 2022. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

(c) Statistisches Bundesamt

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Januar 2023 insgesamt 18 700 Wohnungen genehmigt. Das waren 28,5 % oder 7 400 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 25,5 % (-1 700) auf 4 900 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 48,4 % (-1 200) auf 1 300. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um 28,6 % (-4 600) auf 11 500 Wohnungen.

Pressemitteilung: Statistisches Bundesamt

Kommentare

Anzahl der Wohnungsbaugenehmigungen im Sturzflug

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen sieht mit Bestürzung auf die aktuellen Zahlen der erteilten Baugenehmigungen. Bei Einfamilienhäusern sank die Zahl der Genehmigungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 25,5 %, bei Zweifamilienhäusern um 48,4 % und bei Mehrfamilienhäusern um 28,6 %. „Diese Katastrophe mit Ansage war vermeidbar. Der Rückgang bei den Wohnungsbaugenehmigungen ist dramatisch. Sie zeigen die Lage schonungslos und müssen zu einem echten Umdenken und Umlenken in der Wohnungsbaupolitik führen“, erklärte BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Die jetzige Situation mit hohem Bedarf an Wohnungen bei gleichzeitigem Rückgang ist nicht hinnehmbar, führt sie uns doch in immer schwereres Fahrwasser, wirtschaftlich und sozial. In dieser dramatischen Lage bei hohem, wachsendem Bedarf an Wohnraum, der bezahlbar sein sollte, die Standards weiter zu verschärfen, ist nicht vermittelbar. So wird nur alles noch teurer und damit am Ende unbezahlbar für alle“, so der BFW-Präsident.

„Seit Monaten warnen wir und es passiert nichts. Wenn weiter nur Reden gehalten werden und nicht umgesteuert wird, dann erleidet einer der wichtigsten Wirtschaftszweige irreparable Schäden. Die sozialen Verwerfungen werden ebenfalls spürbar werden. Wir brauchen endlich verlässliche Rahmenbedingungen und eine auskömmliche Förderkulisse, die dem Wohnungsbau einen Schub geben“, sagte Salewski.

„Die Lösungen liegen auf dem Tisch. Priorität müssen nun unsere Vorschläge zur Beschleunigung, Vereinfachung und Entbürokratisierung beim Neu- und Umbau haben. Planungs- und Genehmigungsverfahren benötigen ein schnelles Update“, mahnte Dirk Salewski.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen

ZIA: „Ein Gewöhnungs-Effekt beim Rückgang des Wohnungsbaus wäre fatal – es braucht jetzt entschiedenes politisches Umdenken“

Der Spitzenverband der Immobilienbranche, ZIA, sieht die aktuelle Entwicklung bei den Baugenehmigungen als Beleg für die Dringlichkeit schnellen politischen Umdenkens. „Es wäre fatal, wenn sich hier ein Gewöhnungs-Effekt einstellt. Deutschland muss jetzt die Kurve kriegen und politisch entschieden umsteuern, damit der Wohnungsbau nicht bald ganz zum Stillstand kommt“, warnt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. Er reagiert damit auf die heutige Information des Statistischen Bundesamtes, dass die Baugenehmigungen für Wohnungen im Januar um 26,0 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurückgegangen sind.

Der ZIA hatte zuletzt für 2025 einen Fehlbedarf an Wohnungen von 700.000 prognostiziert. „Am Ende geht es beim Wohnraum auch um den sozialen Zusammenhalt in diesem Land“, so Mattner.

Der finanzielle Druck auf die Immobilienbranche sei durch den gestern angekündigten erneuten Zinsanstieg weiter zugespitzt, überdies sei die „Staatsquote“ am „Produkt Wohnen“ inzwischen unhaltbar hoch, so der ZIA-Präsident.

Der ZIA fordert vor allem folgende Schritte:

Staatsquote massiv senken
Serielles und modulares Bauen mit maximalem Schwung zu befördern
Steuerliche Erleichterungen wie die Korrektur der laufenden Sonder-AfA, um mehr Effizienz zu erzielen bei marktgerechten Kappungsgrenzen
Lockerung von zu scharfen Kreditrichtlinien

Quelle: Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA)

Baugenehmigungen stürzen weiter ab – Wohnungsbaukrise verfestigt sich

Die heute veröffentlichten Baugenehmigungszahlen des Statistischen Bundesamtes für Januar 2023 zeigen einen deutlichen Einbruch. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurden 28,6 Prozent weniger Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, ganze 48,4 Prozent weniger in Zweifamilienhäusern und 25,5 Prozent weniger Wohnungen in Einfamilienhäusern genehmigt.

Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„Der Absturz beim Wohnungsbau in Deutschland geht weiter. Das zeigen die erschreckenden Zahlen des Statistischen Bundesamtes unmissverständlich. Die Politik muss endlich die Augen öffnen und alles dafür tun, die Wohnungsbaukrise nachhaltig zu bekämpfen. Ansonsten werden viele Menschen in Deutschland künftig keine Wohnung mehr finden und die Preise auf dem Wohnungsmarkt weiter steigen.

Angesichts des massiven Zinsanstiegs und weiterer Preissprünge muss die Regierung endlich ein funktionierendes und verlässliches Fördersystem für bezahlbaren Wohnungsbau auf die Beine stellen. Ansonsten wird für die Mitte der Gesellschaft langfristig kein bezahlbarer Wohnraum mehr entstehen. Das ist sozialer Sprengstoff.

Statt immer weiterer kostspieliger Auflagen, die Wohnraum stark verteuern, muss zudem schnellerer und einfacherer Wohnungsbau wieder ermöglicht werden. Die Wohnungswirtschaft hat dazu gemeinsam mit der Bauindustrie und dem Bundesbauministerium diese Woche ein europaweites Ausschreibungsverfahren für innovative Konzepte des seriellen und modularen Wohnungsbaus gestartet. Es liegt jetzt an der Politik, mit Blick auf die unterschiedlichen Landesbauordnungen für mehr Vereinheitlichung zu sorgen und zu ermöglichen, dass in ganz Deutschland wieder mehr statt weniger bezahlbare Wohnungen entstehen können.“

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen

Baugenehmigungen: Negativtrend hält an

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen für Wohnungen kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe.

„Der Wohnungsbau ist in einer Schockstarre. Die Baugenehmigungen sind im Januar um 26 Prozent eingebrochen. Bei Einfamilienhäuser waren es minus 25,5 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern minus 28,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Wir sehen mehr und mehr die Ergebnisse einer rigoros zusammengestrichenen Förderpolitik im Neubau. Hinzu kommen die immensen Zinsbelastungen für Wohnungsbaukredite. Gerade private Haushalte bauen immer weniger.

Wohnungen werden gebraucht wie seit Jahrzehnten nicht – aber es fehlen die Aufträge. Wenn sich die Rahmenbedingungen nicht schnell ändern, werden wir eine handfeste Wohnungsmarktkrise erleben. Am wichtigsten ist es jetzt, die neue Realität am Markt anzuerkennen und die strikten Bedingungen bei den KfW-Förderprogrammen für eine gewisse Zeit auszusetzen. Ohne eine Zins-Unterstützung durch die KfW-Bank für alle Bauwilligen werden wir noch dramatischere Zahlen sehen.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Baugenehmigungen weiter im Rückwärtsgang

Der Rückgang der Baugenehmigungen, der im zweiten Halbjahr 2022 mit voller Stärke eingesetzt hatte, hält auch im Januar 2023 an: Die Zahl der genehmigten Wohnungen (Neu- und Umbau) ging im Vergleich zum Vorjahresmonat um 26 Prozent zurück. „Die anhaltend negativen Rahmenbedingungen zeigen ihre drastischen Auswirkungen. Die Bundesregierung muss jetzt dringend mit einer deutlich aufgestockten Neubauförderung dagegenhalten. Ansonsten wird nicht nur der Wohnungsneubau sowohl 2023 als auch 2024 einen deutlichen Einbruch erleben. Auch die Wohnungsbauunternehmen geraten mittelfristig in eine immer schwierigere Situation. Dabei sollte es doch das Ziel sein, Kapazitäten zu halten, um den dringenden Bedarf auch künftig wieder decken zu können.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die heute vom Statistischen Bundesamt bekannt gegebenen Genehmigungszahlen für den Januar 2023.

Viele Wohnungsbaufirmen beklagten, dass schon seit einem guten halben Jahr keine größeren Neubauprojekte mehr auf den Markt kämen. Der Auftragsbestand reiche im Durchschnitt nur noch bis zur Jahresmitte 2023. Müller befürchtet, dass ein erheblicher Teil des Kapazitätsaufbaus, der bereits im Jahr 2010 eingesetzt hatte, nun wieder zunichte gemacht wird.

Viele Firmen bemühten sich zwar, neue Aufträge im gewerblichen und öffentlichen Hochbau zu finden, allerdings sieht es dort ähnlich düster aus. Auch hier sind die Genehmigungen (veranschlagte Baukosten) weiterhin deutlich rückläufig. Das nominale Genehmigungsminus von 2,7 Prozent wird durch die anhaltend hohen Baupreise noch deutlich verstärkt, real* ergibt sich ein Rückgang von 17 Prozent. Müller beklagt insbesondere den anhaltenden deutlichen Genehmigungsrückgang im öffentlichen Hochbau (nominal: -32,5 Prozent, real*: -42 Prozent). „Die öffentliche Hand muss jetzt dringend gegensteuern und ihre nominalen Baubudgets kräftig aufstocken. Ansonsten laufen wir Gefahr, die Neubau- und Sanierungserfolge der vergangenen Jahre wieder zu verspielen“, so Müller.

Quelle: Statistisches Bundesamt *) eigene Berechnungen des HDB

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.