8. Mai 2024

Baugenehmigungen für Wohnungen im Februar 2024: -18,3 % zum Vorjahresmonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im Februar 2024 wurde in Deutschland der Bau von 18 200 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 18,3 % oder 4 100 Baugenehmigungen weniger als im Februar 2023. Im Vergleich zum Februar 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 35,1 % oder 9 900 Wohnungen. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Zeitraum Januar bis Februar 2024 insgesamt 28 200 Wohnungen genehmigt. Das waren 24,9 % oder 9 300 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 35,1 % (-3 300) auf 6 100 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 15,4 % (-400) auf 2 200. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um 21,5 % (-5 100) auf 18 600 Wohnungen.

Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Kommentare

Bauindustrie: Keine Bodenbildung in Sicht

„Die Genehmigungszahlen im Wohnungsbau kennen seit drei Jahren nur eine Richtung – abwärts. Daran hat sich auch im Februar 2024 nichts geändert. Insgesamt wurden bei Neu- und Umbauten nur noch 18.200 Wohnungen genehmigt, gegenüber dem Vorjahresmonat war dies ein weiterer drastischer Rückgang um 18 Prozent. Weiterhin ist die Lage im Eigenheimbau besonders dramatisch. Bei den Ein- und Zweifamilienhäusern ist ein Genehmigungsrückgang von 23 Prozent zu verzeichnen. Der Traum vom Leben in den eigenen vier Wänden wird für immer größere Teile der privaten Haushalte unerfüllbar“. Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Tim-Oliver Müller die Genehmigungszahlen, die das Statistische Bundesamt heute bekannt gegeben hat.

Auch im Geschosswohnungsbau sehe es nicht viel besser aus, hier lag der Rückgang im Februar ebenfalls bei 23 Prozent. „Wenn sich dieser Trend fortsetzt, und sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich verändern, steht die Regierung im Bundestagswahljahr 2025 vor dem wohnungspolitischen Offenbarungseid. Statt der verkündeten 400.000 Wohnungen dürfte dann nur etwas mehr als die Hälfte tatsächlich realisiert werden“, so Müller. Zwar sei mittlerweile das Wachstumsbeschleunigungsgesetz mit der darin enthaltenen degressiven AfA für den Mietwohnungsbau durch den Bundesrat. Allerdings sei die Wirksamkeit erst dann gegeben, wenn die Finanzierungskosten beim Immobilienkauf oder für den Neubau merklich nach unten gehen. Da die Zinswende bei der EZB nur in kleinen Schritten erfolgen werde, seien Zinsverbilligungsprogramme nach wie vor nötig, um einen Schub am Wohnungsbaumarkt zu erzeugen. „Der Wohnungsneubau ist nun mal wesentlich von den Zinsen abhängig, deshalb muss auch an dieser Stellschraube angesetzt werden, wenn ein schneller Effekt erreicht werden soll”, so Müller.

Müller mahnt an, beim Thema Kostensenkung im Wohnungsbau nicht nachzulassen und eindeutige politische Entscheidungen zu treffen. „Wir müssen endlich den über Jahre aufgekommenen Wildwuchs an vollkommen überzogenen Vorschriften im Wohnungsbau in den Landesbauordnungen drastisch beschneiden, um die Baukosten deutlich nach unten zu drücken. Hier können wir von anderen europäischen Ländern lernen, wie es billiger geht, ohne an der notwendigen Sicherheit zu sparen“, so Müller. Er stellt nochmals klar, dass es weder eine Frage von technischen Möglichkeiten sei, noch um eine Absenkung von Standards ginge. Der Gesetzgeber müsse hingehen klarstellen, dass grundsätzlich nur die so genannten Schutzvorschriften einzuhalten seien, nicht aber jegliche Normen- und Komfortanforderung. Letztere sollten frei verhandelbar sein.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

ZIA:„Es geht nicht mehr so weiter!“

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes zu den Baugenehmigungen für Wohnungen brechen weiter ein. Sie sind aus Sicht der Immobilienwirtschaft eine Herausforderung für verantwortungsvolle Politikerinnen und Politiker in Deutschland. „Der Wohnungsbau steckt in einer Abwärtsspirale. Es geht nicht mehr so weiter! Diese Abwärtsspirale muss zwingend gestoppt werden. Die Länder müssen endlich ihren Teil der Verantwortung sehen und die Grunderwerbsteuer runterfahren“, kommentiert ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner die Zahlen aus Wiesbaden.

Im Februar wurden in Deutschland 18.200 Wohnungen genehmigt. Laut Statistischem Bundesamt waren das 18,3 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2023. Im Direkt-Vergleich mit dem Februar 2022 liegt der Rückgang sogar über 35 Prozent.

„Dass sich in dieser Situation weitere Verschärfungen im Mietrecht verbieten, versteht sich hoffentlich von selbst“, betont Mattner. „Alles andere bedeutete eine Investitions-Vollbremsung.“

Aktuell gibt es laut ZIA-Analyse eine Neubaulücke von 600.000 Wohnungen. Ohne Korrektur wird sich die im Jahr 2027 auf bis zu 830.000 Wohnungen erhöhen.

Quelle: Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA)

Baugewerbe: „Der Ball liegt bei der Politik“

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen für die Baugenehmigungen von Wohnungen im Februar 2024 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Es ist einziges Trauerspiel. Im Februar haben wir gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang der Baugenehmigungen um gut 18 Prozent. Bis zum Februar wurden nur noch 35.000 Wohnungen genehmigt. Januar und Februar 2023 waren es noch 44.200, in den Jahren zuvor knapp 58.000 Wohnungen. Statt Aufwind schauen wir weiter ins Tal. Seit sage und schreibe 21 Monaten gehen jetzt die Baugenehmigungen zurück. Ein vermeintliches Ende dieser Abwärtsspirale ist nicht in Sicht.

Die Baugenehmigungen sind ein entscheidender Faktor für den Wohnungsbau. Da kann es keiner mehr leugnen: Die Wohnungsbaukrise ist real. Was heute nicht genehmigt wird, fehlt uns morgen am Markt. Dabei müssten schon jetzt Hunderttausende Wohnungen mehr gebaut werden.

Ursächlich für das Wohnungsfiasko sind vor allem die hohen Zinsen und Materialpreise, in Kombination mit schärferen Energiesparvorgaben und Bauvorschriften. Der Ball liegt deshalb schon lange bei der Politik. Sie muss entweder die Anforderungen senken oder die Förderungen für Bauherren erhöhen. Ansonsten wird der versprochene Bau-Turbo auf sehr lange Zeit ausbleiben. Bauwillige und Branche warten dringend auf den Start der neu angekündigten Förderprogramme im Neubau.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe