9. Mai 2024

Baugenehmigungen für Wohnungen im August 2023: -31,6 % gegenüber Vorjahresmonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im August 2023 wurde in Deutschland der Bau von 19 300 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach teilweise geschätzten Ergebnissen mitteilt, waren das 31,6 % oder 8 900 Baugenehmigungen weniger als im August 2022. Von Januar bis August 2023 sank die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 28,3 %. Dies entspricht einem Rückgang um 69 100 Wohnungen auf 175 500 Wohnungen. Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem steigende Baukosten und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

(c) Statisches Bundesamt | Destatis

Deutliche Rückgänge der Baugenehmigungen bei allen Gebäudearten außer in Wohnheimen

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden von Januar bis August 2023 insgesamt 143 900 Wohnungen genehmigt. Das waren 32,0 % oder 67 700 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um über ein Drittel (-37,8 % beziehungsweise -20 900 Wohnungen) auf 34 400 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern hat sich die Zahl genehmigter Wohnungen sogar mehr als halbiert (-52,5 % beziehungsweise -11 100) auf 10 100. Auch bei der Gebäudeart mit den insgesamt meisten Wohnungen, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich und zwar um mehr als ein Viertel (-28,0 % beziehungsweise -36 400) auf 93 600. Nur die Wohnheime konnten einen Anstieg auf 5 800 neu errichtete Wohnungen verzeichnen (+13,5 % beziehungsweise +700).

Quelle: Statistisches Bundesamt | Destatis

Kommentare

Bauindustrie: Wochen nach Wohnungsgipfel wartet die Branche auf Signale

„Vor wenigen Wochen fand der Wohnungsbaugipfel im Kanzleramt statt und noch immer warten wir auf ein deutliches Signal für den Wohnungsbau. Zwar können die beschlossenen Maßnahmen erst mittelfristig wirken. Wenn aber die Regierung nicht über die angekündigten Mittel hinaus weitere Initiativen ergreift, wird die Wohnungsnot zu einem der drängendsten politischen Probleme des kommenden Jahres.“ So kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie Tim-Oliver Müller die Genehmigungszahlen, die das Statistische Bundesamt heute bekannt gegeben hat. „Wir sind mittlerweile – bei einer um gut drei Millionen Menschen höheren Bevölkerungszahl – wieder auf das Genehmigungsniveau von Anfang 2014 zurückgefallen. So werden weder die Menschen im Land mit genügend bezahlbaren Wohnraum versorgt, noch werden wir attraktiv für die Fachkräfteeinwanderung. Ganz abgesehen von der wirtschaftlichen Bedeutung der Baubranche, denen die Aufträge im Wohnungsbau auszugehen drohen.“

Im August sei laut Destatis die Zahl der genehmigten Wohnungen (Neu- und Umbau) gegenüber dem Vorjahresmonat um 31,6 Prozent zurückgegangen, in neuen Mehrfamilienhäusern um 28,2 Prozent. „Der Wunsch nach Wohneigentum ist mittlerweile für breite Kreise der Bevölkerung unerschwinglich geworden. So sind im August 46,8 Prozent weniger neue Ein- und Zweifamilienhäuser genehmigt worden als im Vorjahr“, ergänzt Müller. In den ersten 8 Monaten 2023 sei insgesamt die Zahl aller Genehmigungen um 28,3 Prozent niedriger gewesen als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Müller begrüßt zwar das auf dem Wohnungsgipfel vorgelegte Bau-Paket der Bundesregierung. Es würden wichtige Punkte aufgegriffen, die die Bauindustrie gefordert habe. Er mahnt aber auch die schnelle Prüfung eines attraktiven Zinsverbilligungsprogramms an, das die Bundesregierung ins Spiel gebracht habe. Angesichts des starken Zinsanstiegs in den vergangenen 18 Monaten sei ein solches Programm notwendig, um den Investoren wieder Zugang zu bezahlbaren Krediten zu verschaffen.

Mit Blick auf die Bauministerkonferenz im November wies Müller darauf hin, dass viele der im Bau-Paket genannten Punkte von einer Zustimmung der Bundesländer abhängig seien, so etwa die Beschleunigung der Baugenehmigungen oder die Senkung der Grunderwerbsteuer. Müller: „Die vom Bund geplanten Maßnahmen des Bau-Pakets müssen größtenteils durch die Länder umgesetzt werden. Hier fand bisher aber keine bemerkbare Bewegung statt. Mit Spannung schauen wir deshalb auf die Bauministerkonferenz, die zwingend Ergebnisse liefern muss. Es ist absolut notwendig, dass die Bundesländer ihre Interessenunterschiede zu Gunsten einer bundesweiten Lösung zurückstellen, sonst wird es keinen spürbaren Impuls für den Neubau bezahlbarer Wohnungen geben.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugewerbe: Seit dem Wohnungsgipfel nichts Neues: Baugenehmigungen brechen weiter ein

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen für Wohnungen kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Weiter keine Trendwende bei den Baugenehmigungen in Sicht. Das Statistische Bundesamt meldet für August 31,6 Prozent weniger Baugenehmigungen im Vergleich zum Vorjahresmonat. Von Januar bis August wurden fast 70.000 Wohnungen weniger genehmigt. Besonders drastisch war der Rückgang in diesem Zeitraum bei Zweifamilienhäusern mit einem Minus von 52,5 Prozent, während bei Mehrfamilienhäusern ein Rückgang von 28 Prozent und bei Einfamilienhäusern von 37,8 Prozent verzeichnet wurde.

Nach den letzten Meldungen zur Rekord-Stornierungswelle im Wohnungsbau sollte allen klar sein, dass die auf dem Wohnungsbaugipfel angekündigten Maßnahmen zügig umgesetzt werden müssen. Wenn jetzt dem Regierungsbekenntnis keine Taten folgen, werden wir im nächsten Jahr nicht einmal mehr 250.000 Wohnungen schaffen.

Am wichtigsten ist jetzt, dass der EH 55-Standard für den Wohnungsbau auch gefördert wird, damit die Nachfrage in Gang kommt. Mit Blick auf den Wohnraummangel ist jedes gebaute EH-55 Haus besser als kein EH-40 Haus.

Die ganze Branche hofft noch in diesem Jahr auf einen echten Baukrisengipfel, der seinen Namen auch verdient.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

GdW: Absturz beim Wohnungsbau endlich stoppen!

Im August 2023 wurden mit einem Minus von 31,6 Prozent erneut deutlich weniger Baugenehmigungen erteilt als im Vorjahresmonat. Das zeigen die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes.

Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW:

„Der Absturz bei den Wohnungsbaugenehmigungen geht unvermindert weiter. Schon wieder offenbart der Blick auf die monatlichen Zahlen ein katastrophales Bild: Es wurden erneut fast ein Drittel weniger neue Wohnungen genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Es kann aber nicht sein, dass wir uns an diesen Absturz für das Wohnen gewöhnen. Denn Deutschland braucht dringend neue bezahlbare Wohnungen. Ansonsten steht der soziale Frieden auf dem Spiel.

Angesichts zu hoher Baukosten und schlechterer Finanzierungsbedingungen brauchen wir jetzt unmittelbar ein neues Versprechen für bezahlbares Wohnen in unserem Land. Die Regierung muss kurzfristig handeln: Hier ist eine Zinsverbilligung – wie sie auch in anderen europäischen Ländern stattfindet – überfällig. Im Gegenzug müssen dafür entsprechend abgesenkte Mieten garantiert werden.

Die Wohnungswirtschaft tut alles dafür, ihren Beitrag zum bezahlbaren Bauen und Wohnen zu leisten und hat dazu ganz aktuell eine neue Rahmenvereinbarung für seriellen und modularen Wohnungsbau geschaffen. Die Rahmenvereinbarung entstand in einem aufwändigen Prozess in den vergangenen sieben Monaten unter Einbeziehung der Deutschen Bauindustrie, des Bundesbauministeriums sowie unterstützt von der Bundesarchitektenkammer. Sie umfasst 25 innovative Angebote des seriellen und modularen Wohnungsbaus, bietet Preissicherheit und sendet mit einem Baukosten-Medianwert von rund 3.200 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche ein starkes Preissignal in den Markt.

Mithilfe der Zinsabsenkung und den günstigen Baukosten aus der Rahmenvereinbarung könnten die sozial orientierten Wohnungsunternehmen wieder in die Lage versetzt werden, Wohnungen zu Mieten von 9 bis 12 Euro zu errichten.

Jetzt muss auch die Regierung endlich handeln und die Rahmenbedingungen für den bezahlbaren Wohnungsbau schnell verbessern.“

Weitere Infos zur Rahmenvereinbarung „Serielles und modulares Bauen 2.0“ finden Sie hier.

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen

ZIA: „Die Politik muss den Worten Taten folgen lassen. Jetzt.“

Der Rückgang der Baugenehmigungen für Wohnungen ist aus Sicht der Immobilienwirtschaft „äußerst dramatisch“. Laut Statistischem Bundesamt gingen im August gegenüber dem Vorjahresmonat die Genehmigungen um 31,6 Prozent zurück. „Die Zahlen belegen, dass der Wohnungsbau ins Bodenlose abzustürzen droht. Die politische Kehrtwende muss schleunigst kommen“, sagt ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner. „Die Politik muss den Worten Taten folgen lassen. Jetzt.“

Der Bündnis-Tag im Kanzleramt hat aus Sicht der Immobilienwirtschaft wichtige Impulse für bezahlbaren Wohnraum gesetzt. Nur: „Jetzt müssen die 14 beschlossenen Maßnahmen im Turbo-Tempo realisiert werden, um kurzfristig den Wohnungsmarkt anzukurbeln“, drängt Mattner. „In ernsten Zeiten, in denen verstärkt Menschen in Deutschland Zuflucht suchen, ist ein Schub für bezahlbaren Wohnraum dringender denn je. Denn es geht auch um den Zusammenhalt in diesem Land.“

Die Forderungen des ZIA: Die steuerlichen Erleichterungen bei der degressiven Afa, die die Bundesbauministerin angeregt hat, müssen nun unbedingt in die Tat umgesetzt werden. Auch ein großvolumiges KfW-Kreditprogramm „Wohnen“ mit einem Zinssatz von zwei Prozent für Neubauten ab Standard EH55 ist überfällig.

„Es ist trotz aller Ankündigungen bisher nicht gelungen, den Abwärtstrend zu brechen und ins Positive oder zumindest in eine Seitwärtsbewegung zu bringen,“ analysiert Mattner. Er sieht auch Kommunen und Länder verstärkt in der Pflicht. Der ZIA fordert ein temporäres Aussetzen oder mindestens ein flächendeckendes Absenken der Grunderwerbsteuer sowie eine verbindlichen Quote von 30 Prozent für serielles und modulares Bauen beim Zubau einer Stadt. „Die Lage ist sehr ernst. Wir müssen uns vom Routine-Modus verabschieden“, sagte Mattner.

Quelle: Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA)