8. Mai 2024

Baubranche: Fehlerkosten betrugen 2022 mindestens 13 Milliarden Euro

Düsseldorf (pm) – Planungsfehler, Kommunikationspannen, Pfusch bei der Umsetzung, katastrophale Zustände bei der Bauabnahme, die zu weiteren Verzögerungen bei der Fertigstellungen führen und und und …. Berühmt-berüchtigt gewordene Katastrophenbaustellen wie der Berliner Flughafen sind zwar mittlerweile fertig gebaut, doch die Fehlerkultur, die in den medienträchtigen Fällen bekannt geworden sind, stellen nur die Spitze des Eisbergs dar. Und mit Fehlern sind natürlich stets Kosten verbunden: Wie hoch, schätzten die von BauInfoConsult befragten Bauakteure für die Gesamtbranche auf. Die 17. BauInfoConsult-Fehlerkosteneinschätzung im Rahmen der Studie „Jahresanalyse“ wirkt dabei nur auf den ersten Blick ermutigend.

Im Rahmen der BauInfoConsult-Studie „Jahresanalyse: Marketing und Trends“ wurden 600 Architekturbüros, Bauunternehmen, Dach-, Maler-, Trockenbau- und SHK-Handwerksbetriebe in telefonischen Interviews von den Düsseldorfer Marktforschungsspezialisten um ihre professionelle Meinung gebeten, wie viel Prozent des Jahresumsatzes in der deutschen Baubranche im Jahr 2022 von Fehlerkosten aufgefressen worden sein dürfte.

Die Fehlerkosten lagen zwar hoch, doch die Schätzung war in den Vorjahren pessimistischer
Nach Einschätzung der von uns befragten Bauakteure betrug der Anteil der Fehlerkosten am gesamten Jahresumsatz der Baubranche im abgelaufenen Jahr im Mittel 8,1 Prozent. Bezogen auf die ca. 160,3 Milliarden Euro, die allein im Bauhauptgewerbe laut Schätzung des Hauptverbands der deutschen Bauindustrie im Jahr 2022 erzielt worden ist, entspräche das einer stattlichen Fehlerkostensumme von rund 13,0 Milliarden Euro.

Der Trend der vergangenen Jahre, nämlich rückläufige Fehlerkosten (zumindest in der Wahrnehmung der von uns befragten Akteure) hat sich damit weiter fortgesetzt. Zum Vergleich: 2021 lag der Fehlerkostenanteil noch bei geschätzt 11,4 Prozent der Branchenumsätze, 2020 noch bei 12,8 Prozent.

In Bezug auf die Gesamtbranche mehr Optimismus – trotz desolater eigener Erfahrungen?

Ob sich der größere Optimismus der Bauakteure auf Erfolge bei der größeren Transparenz durch mehr Digitalisierung im Bauablauf erklären lässt? Oder daran, dass die Mittel, die in vergangenen Befragungen von unseren Bauprofis immer wieder als Rezept gegen Fehlerkosten genannt wurden, besser befolgt werden, etwa Verbesserungen bei der Planung, eine bessere Kommunikation zwischen den Gewerken oder Verbesserungen beim Zeitmanagement und bei der Koordination?

Skeptisch stimmt dabei leider, dass die Einschätzungen der Bauakteure zum Fehlerkostenanteil sich in ihren eigenen Projekten genau gegenläufig entwickelt haben – der Optimismus der Bauakteure in Bezug auf Verbesserungen innerhalb der Baukultur somit womöglich auf Hörensagen beruhen könnte. Insgesamt berichten die befragten Bauakteure von deutlich höheren Fehlerkostenraten in den Projekten, in denen sie selbst im vergangenen Jahr beteiligt waren (Durchschnittswert: 15,9 Prozent Fehlerkostenanteil bei den eigenen Projekten). Oder anders betrachtet: Zwar mögen die Fehlerkosten zwar insgesamt gesunken, die Fehler aber dafür deutlich häufiger geworden sein.

Quelle: BauInfoConsult GmbH