26. April 2024

Ausgezeichneter Wohnungsbau 2019

Das Bild zeigt die beiden ersten Preise im Kreise der Jury und Partner; links im Bild mit Trophäe die Vertreterin der Baugemeinschaft Pasteurstraße (1. Preis Neubau, von zanderroth architekten), rechts im Bild mit Trophäe Dennis Hawner von GRAFT (1. Preis Umbau – Auftraggeber Trockland Management GmbH). (c) Callwey GmbH

München (pm) – Wohnungsbau ist elementar. Doch bundesweit wird eine der wichtigsten Bauaufgaben unserer Zeit häufig mit Zahlen beschrieben – in Wohneinheiten und Baukosten. Maßgeblich für gute Baukultur ist jedoch nicht Masse, sondern Klasse. Es geht schließlich darum, zukunftsfähige Lebensräume mit Wohnqualitäten zu schaffen, die auch für kommende Generationen nicht nur dauerhaft lebenswert sind, sondern sich als anpassungsfähige, taugliche Gehäuse für den gesellschaftlichen und kulturellen Wandel bewähren. Durch bauliche Eingriffe können wir unsere Umwelt zum Guten wie zum Schlechten verändern: Nachhaltige Bauvorhaben mit langen Lebenszyklen haben größeren Nutzen als kurzfristig gedachte Renditeprojekte. Letztere mögen vielleicht eine gegenwärtige Nachfrage bedienen, werden aber spätestens für die nachfolgenden Generationen zur Belastung – entweder durch mangelhafte Materialqualität und hohe Betriebskosten oder aufgrund ihrer monotonen Gestaltung, unzureichenden Adressbildung, geringen Nutzungsflexibilität oder diffusen Quartierskonzepte. Es geht aber nicht nur darum, neue Wohnungen in möglichst hoher Gestaltungsqualität und an integrierten Standorten zu bauen, sondern bei ihrer Errichtung auch ökologische Aspekte und die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens im Auge zu behalten. Im Hinblick auf den zu reduzierenden Flächenverbrauch Deutschlands und die in Gebäuden gebundene „graue Energie“ sollte dringend benötigter Wohnraum zuerst durch Bestandsaktivierung, dann durch Innenentwicklung integrierter Lagen und erst zuletzt durch Neubau in neu erschlossenen Quartieren entstehen.

Genügend Gründe also, um nach realisierten Projekten zu suchen, die diese ambitionierten Herausforderungen gemeistert haben. Gute Beispiele wirken, und es ist immer hilfreich, sich dort, wo schon Vorbildliches geleistet wurde, Anregungen und Mut zu holen. Das vorliegende Buch geht sogar noch einen Schritt weiter und macht sich mithilfe einer unabhängigen Jury auf die Suche nach den besten Wohnbauten in Deutschland 2019.

Aus diesem Feld wurden beim diesjährigen Award Deutscher Wohnungsbau zwei erste Preise vergeben – für ein Neubauprojekt und für die besonders gelungene Erneuerung und Erweiterung eines bestehenden Ensembles. Die gestiegene Wertschätzung für Bestandsprojekte zeigt, dass es nicht nur notwendig und richtungsweisend, sondern auch attraktiv ist, Baukultur auch als Umbaukultur zu verstehen. Es liegt in der Natur der Sache, dass an komplexen Prozessen des Planens und Bauens viele Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven und Ansprüchen beteiligt sind. Baukultur entsteht da, wo Einzelinteressen in den Hintergrund rücken und im Sinne der Gemeinschaft und zum Wohle des Ganzen gearbeitet wird. Weil Bauwerke räumlich und emotional auf Menschen wirken, müssen sie gut gestaltet sein, damit sie an sich und für ihre Umwelt eine Bereicherung darstellen. Dieses Ziel erreichen wir nur durch eine offene, diskursive Kultur des Planens und Bauens, bei der alle Seiten bereits in der Bedarfs- und Entwicklungsphase kommunikativ zusammenarbeiten. Erst wenn alle diese Faktoren einfließen, entstehen dauerhaft lebenswerte Gebäude und Nachbarschaften.

Der vorliegende Bildband präsentiert eine Vielfalt gut gestalteter Wohnbauten – Beispiele für die gelungene Integration in das Quartier, für zukunftsweisende neue Wohnkonzepte und für den Umgang mit dem Bestand. Sie alle haben Vorbildcharakter und sind das Ergebnis gelebter Planungs- und Prozesskultur. So unterschiedlich die Beispiele auch sind – ihnen gemeinsam ist ein hoher Innovationsgrad und eine große Kreativität. Dass es dem Callwey Verlag gelungen ist, der architektonischen Klasse im gegenwärtigen Mehrgeschosswohnungsbau den verdienten Auftritt zu verschaffen, lässt sich nicht genug loben. In diesem Sinne wünsche ich viel Freude beim Betrachten der ausgewählten Bauwerke des Awards Deutscher Wohnungsbau 2019. Mögen sie eine Inspiration für künftige Projekte und Entscheidungen sein – egal, ob im Planungsbüro, auf Bauherrenseite oder für die eigenen vier Wände. (Reiner Nagel)

Fakten zum Wettbewerb:

Der Award Deutscher Wohnungsbau wurde 2019 zum ersten Mal ausgelobt – in 12 Kategorien:

Ästhetische Gestaltung, Experimenteller Ansatz, Generationenwohnen, Innovative Fassaden, Mischnutzung, Nachhaltiges Energiekonzept, Nachverdichtung, Partizipative Planung, Quartiersentwicklung, Revitalisierung, Sozialer Wohnungsbau und Wohnhochhaus. Im Buch sind die besten 30 Projekte dokumentiert. Die Jury vergab zwei erste Preise; einmal in der Kategorie Umbau und einmal in der Kategorie Neubau. Zusätzlich gab es drei Anerkennungen in der Kategorie Neubau und drei Anerkennungen in der Kategorie Umbau. Partner des Wettbewerbs sind das InformationsZentrum Beton, das Architektur-Magazin Baumeister und die Messe München mit der ExpoReal.

  1. Preis Neubau:

pa1925 – Neubau von vier Wohnhäusern und einem Verbrauchermarkt, Berlin

Auftraggeber: Baugemeinschaft Pasteurstraße 19–25 GbR

Architekten: zanderroth architekten

 

  1. Preis Umbau:

Paragon Apartments, Berlin

Auftraggeber: Trockland Management GmbH

Architekten: GRAFT

 

Anerkennungen Neubau gingen an:

 

Wohnvielfalt am Grasbrookpark, Hamburg

Auftraggeber: Hansa Baugenossenschaft

Architekten: BKK-3 Architektur ZT GmbH

 

Ausbauhaus, Berlin-Lichtenberg

Auftraggeber: Lichtenberg GbR

Architekten: Praeger Richter Architekten

 

H6 – Neubau Wohnhaus für eine Baugruppe, Berlin

Auftraggeber: ARGE H6

Architekten: ARGE H6 Architekten

Anerkennungen Umbau gingen an:

 

Unique3, Saarbrücken

Auftraggeber: Bauwerk Immobiliengesellschaft mbH & Co. KG

Architekten: Hauser Architektur

 

Grüner Klosteranger, Weyarn

Auftraggeber: Quest AG

Architekten: leupold brown goldbach architekten

 

K47 – Wohnen in der Kirche, Berlin

Auftraggeber: Planungs- und Baugemeinschaft K47 GbR

Architekten: sieglundalbert Gesellschaft von Architekten mbH

 

Folgenden Objekten hat die Jury eine Auszeichnung zugesprochen:
Ästhetische Gestaltung:

Tegula-Villen in Heidelberg, Auftraggeber: Epple Projekt GmbH, Architekten: Element A Architekten

The Twentyfive in Frankfurt am Main, Auftraggeber: Lang & Cie, Niedenau GbR, Architekten: Landes & Partner | Michael A. Landes Architekt BDA BDA, Frankfurt

Myliusstraße 11 in Frankfurt am Main, Auftraggeber: Eigentümergemeinschaft Myliusstraße 11 GbR, Architekten: Landes & Partner | Michael A. Landes Architekt BDA BDA, Frankfurt

Villengarten in Stuttgart, Auftraggeber: Epple Projekt GmbH, Architekten: Kühn Malvezzi Associates GmbH

Experimenteller Ansatz:

Vier gewinnt in Saarbrücken, Auftraggeber: Baugruppe August-Macke-Straße 1, 3, 5, 7, Saarbrücken, Architekten: Architekt Gerald Erdudatz

Generationswohnen:

Zu Hause in Ostholstein in Scharbeutz, Auftraggeber: WOBAU – Wohnungsbaugesellschaft Ostholstein mbH, Architekten: Roden & Kuhfeldt Partnerschaft

Innovative Fassade:

Neubau am Pfälzer Platz in Magdeburg, Auftraggeber: WBG Wohnungsbaugenossenschaft Magdeburg-Stadtfeld eG, Architekten: arc architekturconzept GmbH

Mischnutzung:

Sonnenhof in Jena, Auftraggeber: Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ eG, Architekten: J. MAYER. H. und Partner, Architekten mbB

Rathausarkaden in Essen-Kettwig, Auftraggeber: k+ Projekt GmbH, Architekten: Kirchner Architekten Partnerschaft mbB

Nachhaltiges Energiekonzept:

Newtonprojekt in Berlin, Auftraggeber: Baugemeinschaft Newtonprojekt GbR, Architekten: (Zusammenarbeit von drei Büros) Deimel Oelschläger Architekten | DMSW Architekten | ZOOMARCHITEKTEN

Nachverdichtung:

Ausbauhaus in Berlin, Auftraggeber: Flora 86 GbR, Architekten: Praeger Richter Architekten

Arcisstraße 57 in München, Auftraggeber: Euroboden GmbH, Architekten: Claus Schuh Architekten

Lagos in München, Auftraggeber: Bayerische Hausbau GmbH & Co. KG, Architekten: Denkmal: BPA Braun Architekten | Neubau: Laux Architekten GmbH

Partizipation Planung:

Stadtteilchen in Köln, Auftraggeber: Baugruppe Stadtteilchen, Architekten: office03, Waldmann & Jungblut Architekten Partnerschaft GmbH

Quartiersentwicklung:

Wohnquartier Schützenhof in Jena, Auftraggeber: jenawohnen GmbH, Architekten: arc architekturconzept GmbH

Wohnen im Rosensteinviertel in Stuttgart, Auftraggeber: Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau, Architekten: a + r Architekten GmbH

„Wohnen auf Zeit“ in Heilbronn, Auftraggeber: Kruck + Partner Wohnbau und Projektentwicklung GmbH & Co. KG, Architekten: Kauffmann Theilig & Partner, Freie Architekten Part GmbH

Höchst neu erleben in Hoechst, Auftraggeber: Krieger + Schramm GmbH & Co. KG, Architekten: happarchitecture JJH Architektengesellschaft GmbH

Revitalisierung:

Feuerlandhöfe in Berlin, Auftraggeber: CG Gruppe AG, Architekten: Fuchshuber Architekten GmbH

Sozialer Wohnungsbau:

Neue Mitte Altona in Hamburg, Auftraggeber: SAGA Unternehmensgruppe, Architekten: akyol kamps architekten bda GmbH

Wohnhochhaus:

IN-Tower in Ingolstadt, Auftraggeber: 6B47 Germany GmbH, Architekten: ATP München Planungs GmbH

AXIS in Frankfurt am Main, Auftraggeber: Wilma Wohnen Süd GmbH, Architekten: Meixner Schlüter Wendt

Die Autorin

Cornelia Dörries studierte Soziologie in Berlin und Manchester. Sie war langjährige Redakteurin beim Deutschen Architektenblatt. Als freie Journalistin publiziert sie vorrangig in den Bereichen Stadtentwicklung, Stadtgeschichte, Architektur und Innenarchitektur.

Die Jury
  • Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München GmbH (Expo Real)
  • Cornelia Dörries, Architekturjournalistin und Buchautorin
  • Isa Fahrenholz, Redakteurin Architektur-Magazin Baumeister
  • Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender Bundesstiftung Baukultur
  • Ulrich Nolting, Geschäftsführer InformationsZentrum Beton
  • Amandus Sattler, Allmann Sattler Wappner Architekten
  • Josef Schmid, Mitglied des Ausschusses für Wohnen, Bau und Verkehr im Landtag
  • Prof. Sophie Wolfrum, Professorin für Städtebau und Regionalplanung an der TU München

 

Cornelia Dörries

Ausgezeichneter Wohnungsbau 2019

Die besten Wohnungsbauten 2019

272 Seiten, 429 farbige Abbildungen und Pläne

23 x 30 cm, gebunden im Schuber

€ [D] 98,- / €[A] 100,80; sFr. 79,00

ISBN: 978-3-7667-2429-8

 

Weitere Infos unter: deutscher-wohnungsbau.de.

Pressemitteilung: Callwey GmbH