9. Mai 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im September 2023: -7,3 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im September 2023 gegenüber August 2023 kalender- und saisonbereinigt um 7,3 % gesunken. Die Entwicklung war dabei zweigeteilt: Während der Auftragseingang im Hochbau um 7,9 % stieg, sank er im Tiefbau um 18,8 %. Allerdings war der Auftragseingang im Tiefbau im August 2023 durch einige Großaufträge besonders hoch ausgefallen (+18,6 % zum Juli 2023).

Im Vergleich zum Vorjahresmonat September 2022 stieg der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 13,2 %. Dabei nahm der Auftragseingang im Hochbau um 12,6 % und im Tiefbau um 13,8 % zu. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang lag im Bauhauptgewerbe im September 2023 um 14,9 % über dem Vorjahresniveau.

Da die Auftragseingänge zum Jahresbeginn sehr niedrig waren, lagen die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe in den ersten drei Quartalen 2023 kalender- und preisbereinigt real um 5,6 % unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Nominal stiegen die Auftragseingänge aufgrund der in der ersten Jahreshälfte stark gestiegenen Baupreise um 3,3 % gegenüber den ersten drei Quartalen des Jahres 2022.

Realer Umsatz nur leicht gestiegen

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im September 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5 % gesunken. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Baupreise um 2,2 % auf 10,3 Milliarden Euro.

In den ersten drei Quartalen 2023 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 3,6 % und stiegen nominal um 4,9 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im September 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,9 %.

Quelle: Statistisches Bundesamt | Destatis

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Bauindustrie: Erneut Auftragsminus im Wohnungsbau – Sorge vor Personalabbau

Beim Wohnungsbau ist die Talsohle immer noch nicht erreicht: Die Bauunternehmen1 meldeten für September im Vorjahresvergleich in dieser Sparte ein reales Orderminus von 15 Prozent. „Dieser Rückgang ist besonders dramatisch, da die Unternehmen schon im September 2022 ein Minus von 26,6 Prozent verkraften mussten. Wir befürchten, dass die katastrophale Lage auf dem Wohnungsmarkt bei den politischen Entscheidern immer noch nicht angekommen ist. Schon heute finden viele Menschen keine Wohnung mehr oder zahlen Mieten, die sie sich kaum leisten können. Neben sozialen Verwerfungen wird der Konjunktureinbruch zwangsläufig dazu führen, dass die Wohnungsbauunternehmen Personal abbauen, wichtige Kapazitäten gehen so über Jahre verloren. Dieser Teufelskreis ist Realität.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. Schließlich hätte im Rahmen der Herbstumfrage des DIHK schon jedes dritte Hochbauunternehmen angegeben, in den kommenden zwölf Monaten Beschäftigung abzubauen.

Die negative Entwicklung im Wohnungsbau werde derzeit noch durch die positive in den übrigen Bausparten ausgeglichen. Für das gesamte Bauhauptgewerbe1 werde somit – im Vorjahresvergleich – ein reales3 Orderplus von 13,2 Prozent ausgewiesen. „Wir erleben seit Monaten eine gespaltene Entwicklung. Der fast tote Wohnungsbau auf der einen Seite und der Wirtschaftsbau und der Öffentliche Bau auf der anderen.“ Neben dem Wirtschaftstiefbau, der schon in den vergangenen Monaten von diversen Großprojekten profitiert hätte, hätten die Unternehmen im September nun auch für den Wirtschafts- und den öffentlichen Hochbau – aufgrund mehrerer Großprojekte – ein Orderplus gemeldet. Die Orderrückgänge im ersten Halbjahr hätten damit aber nicht ausgeglichen werden können, über die ersten drei Quartale läge der reale3 Auftragseingang im gesamten Bauhauptgewerbe1 noch mit 5,6 Prozent im Minus. Im Vergleich zum Vormonat sei der Auftragseingang2 im September nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes sogar um 7,3 Prozent zurückgegangen. Es wundere somit nicht, dass der baugewerbliche Umsatz im Bauhauptgewerbe1 im September um real 1,5 Prozent und über den gesamten Zeitraum von Januar bis September um real 3,6 Prozent zurückgegangen sei.

Müller: „Sorge bereitet uns – neben der Situation im Wohnungsbau – das Urteil des Bundesverfassungsgerichts und dessen Auswirkungen auf die Haushalte bei Bund und Ländern. Es darf auf keinen Fall dazu kommen, dass Investitionen eingespart und wichtige Infrastrukturprojekte auf Eis gelegt werden. Projektvergaben müssen weiterlaufen, ebenso wie die Vorbereitung neuer Maßnahmen. Wenn es jetzt zu einem Stopp kommen würde, wäre der Effekt über Monate nicht aufzuholen. Deutschlands teils völlig marode Infrastruktur mit all den schwerwiegenden Folgen für unsere Bürger:innen und Wirtschaft würden es nicht verzeihen.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 saison-, kalender- und preisbereinigt | 3 kalenderbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugewerbe: „Bundesregierung muss sich für Wohnungsbau einsetzen“

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Seit mehr als einem Jahr verzeichnen wir nun schon negative Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Wohnungsbau. Von Januar bis September wurden fast 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Order sind im September um real 15 Prozent zurückgegangen, kumulativ sind es real minus 23,7 Prozent.

Der beim Kanzlergipfel verabschiedete 14-Punkte-Plan zeigt bisher keine Wirkung. Zum einen sind nur wenige Maßnahmen tatsächlich umgesetzt, zum anderen sind sie eher auf eine langfristige Wirkung angelegt. Der Wohnungsbau braucht aber kurzfristige Hilfe, sonst wird der Einbruch noch dramatischer.

Erschwerend kommt die Haushaltssperre hinzu, die mit Blick auf die Investitionsbedingungen im kommenden Jahr zu großer Verunsicherung führt. Im gesperrten Klima- und Transformationsfonds (KTF) sind nicht nur Maßnahmen zur Förderung der Sanierung und des Neubaus budgetiert, sondern auch für den Bahnbau. Die finanziellen Einschnitte bei der Bundesregierung zeigen schon unmittelbar Wirkung. Das Bauministerium hat einen sofortigen Stopp des Förderprogramms zum altersgerechten Umbau ausgesprochen. Es können keine Anträge mehr gestellt sowie alle vorliegenden Anträge nicht mehr zugesagt werden. Eine weitere Hiobsbotschaft für den Bau.

An den im KTF und den Haushalten des Bau- und Verkehrsministeriums geplanten Budgets hängen hunderttausende Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft. Schon jetzt ist es für die Wohnungsbauunternehmen angesichts eines 18 Monate anhaltenden Auftragsrückgang eine enorme Herausforderung, ihr Personal zu halten. Diese Fachkräfte sind aber die, die die Wohnungen in Deutschland bauen sollen.

Wir appellieren an die Bundesregierung, sich wirklich für den Wohnungsbau einzusetzen und die für 2024 geplanten Investitionsbudgets für den Bau aufrecht zu halten. Der Wohnungsbau braucht dringend und schnell einen Impuls und keine weitere Verunsicherung. Am wichtigsten ist eine Zinsstützung beim EH 55 Standard.“

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes gingen im September insgesamt Order in Höhe von 9,4 Mrd. Euro ein, nominal ein Plus von gut 14 Prozent, das sich in den Bereichen des gewerblichen und öffentlichen Hochbaus wie auch gewerblichen Tiefbaus auf einige Großprojekte stützt. Nach drei Quartalen liegen die Order bei 78 Mrd. Euro und damit nominal bei +3 Prozent, real bei fast -6 Prozent. Der Umsatz erreichte per September knapp 80 Mrd. Euro, nominal ein Plus von 5 Prozent, real ein Minus von 3,6 Prozent.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe