23. April 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Oktober 2022: +7,3 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm)  – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Oktober 2022 gegenüber September 2022 kalender- und saisonbereinigt um 7,3 % gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Oktober 2021 fiel der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 12,9 %. Aufgrund der deutlich gestiegenen Baupreise lag der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang im Oktober 2022 mit einem Volumen von 7,7 Milliarden Euro lediglich 0,6 % unter dem Vorjahresniveau.

 

(c) DESTATIS | Statistisches Bundesamt

 

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahreszeitraum kalender- und preisbereinigt um 7,9 %, während sie nominal um 6,9 % stiegen.

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich rückläufig

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im Oktober 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 9,6 % zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 5,9 % auf 10,0 Milliarden Euro.

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2022 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 5,3 % und stiegen nominal um 10,4 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im Oktober 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,2 %.

Pressemitteilung: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

 

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Konjunktur Bauhauptgewerbe im Oktober: Talfahrt im Wohnungsbau beschleunigt sich

Nach Daten des Statistischen Bundesamtes sind die Auftragseingänge im Wohnungsbau im Oktober um nominal 14 % unter dem Vorjahreswert geblieben. Dazu der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, Felix Pakleppa: „Das ist der dritte Monat in Folge, wo im Wohnungsbau die Aufträge in deutlich zweistelliger Höhe ausbleiben. Real ist es ein Rückgang um fast 26 % im Vergleich zum Vorjahr. Eine Trendumkehr ist mit Blick auf die Baugenehmigungen in den nächsten Monaten nicht in Sicht. Die genehmigten Wohneinheiten gingen im Oktober um gut 14% zurück.

Was uns große Sorgen macht: Das betrifft nun auch den Mehrfamilienhausbau. Im Oktober wurden fast 2.000 WE weniger genehmigt als im Vorjahr (-12 %). Die heute fehlenden Aufträge sind die fehlenden Fertigstellungen von morgen.

Man sieht deutlich, dass Inflation und steigende Zinskosten nachhaltig die Investitionsbereitschaft im Wohnungsbau bremsen. Es ist gut, dass die Bundesregierung mit der Gas- und Strompreisbremse Signale setzt, der Verteuerung bei der Lebenshaltung entgegenzuwirken. Auch die zum Jahresbeginn 2023 avisierten verbesserten Abschreibungsbedingungen können dem Mietwohnungsbau Impulse bringen“, so Pakleppa weiter.

„Das allein wird aber nicht reichen. Um dem drohenden Abwärtsszenario zu begegnen, müssen die Förderbedingungen für Neubau und Sanierung auskömmlich und niedrigschwellig ausgestaltet werden. Die geplante Veröffentlichung der Fördervoraussetzungen erst zum März 2023 bringt nicht die erforderliche Planungsklarheit. Wir halten das angekündigte Volumen von 1 Mrd. Euro für deutlich zu niedrig. Eine Orientierung bietet hier das bisherige Volumen um 10 Mrd. Euro. Die geplante Bindung der Förderung an das EH 40 Niveau ist zu ambitioniert. Zudem stehen zu wenig Kapazitäten zur Zertifizierung und an Ausrüstungen zur Verfügung“, betont der Hauptgeschäftsführer abschließend.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes erreichen die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten im Oktober einen Umsatz von ca. 10 Mrd. Euro, nominal ein Plus von ca. 6 %, real ein Verlust von ca. 10 % gegenüber dem Vorjahresmonat. Bis einschließlich Oktober haben die Betriebe 85,7 Mrd. Euro umgesetzt, nominal ein Zuwachs um ca. 10 %, real ein Rückgang um ca. 5 %. Stützend wirkt hier das erste Quartal nach, in dem die Umsätze noch um nominal ca. 20% und real ca. 6% über dem Vorjahresquartal lagen.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

 

Jahresendspurt: Kein Rückenwind für den Bau

Das Statistische Bundesamt meldete für Oktober einen preisbereinigten Einbruch des Umsatzes1 im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahresmonat von real 9,6 Prozent. „Die Bauindustrie startet damit leider nicht mit Rückenwind ins Schlussquartal. Im Gegenteil: Der Gegenwind wird immer stärker. Insbesondere der Wohnungsbau ist fast zum Erliegen gekommen. Hier wird ein reales Umsatzminus von 12,1 Prozent gemeldet.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft. Für die ersten zehn Monate werde damit ein reales Minus von 5,3 Prozent ausgewiesen. „Unsere bisherige Umsatzprognose von minus 5 Prozent für das laufende Jahr könnte somit obsolet sein. Eine neue Einschätzung für 2022 und einen Ausblick für 2023 werden wir im Januar bekanntgeben.“

Anders als das ifo Institut kürzlich einschätzte, könne man die Branche nicht als Inflationsgewinner darstellen – auch wenn der Umsatz 2022 nominal noch im Plus ist und das reale Minus auf überdurchschnittliche Preissteigerungen für Bauleistungen zurückzuführen ist. “Die Einschätzung ist ein Schlag ins Gesicht der Bauunternehmen, die aufgrund steigender Preise für Baumaterialien und Energie um ihre Existenz kämpfen. Schließlich konnten viele ihre gestiegenen Kosten – auch schon aufgrund langlaufender Verträge – nicht oder erst mit Zeitverzögerung an ihre Auftraggeber weitergeben.“ Dies belege eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages aus dem Frühsommer, dem Höhepunkt der Baumaterialpreissteigerung. Demnach hatten nur 34 Prozent der befragten Bauunternehmen angegeben, gestiegene Kosten weitergeben zu können, 16 Prozent hatten gemeldet, dass eine Weitergabe wegen langfristiger Verträge oder fehlender Kundenakzeptanz nicht möglich sei, deutlich mehr als in der Industrie (8 Prozent).

„Angesichts der ausgesprochen schwachen Auftragslage und des starken Wettbewerbs in unserer Branche wird dies 2023 auch nicht besser werden“, fasst Müller die Situation zusammen. Demnach sei der Auftragseingang1 im Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich preisbereinigt um 15,2 Prozent eingebrochen (kalenderbereinigt: – 12,9 Prozent). Der einzige Lichtblick sei das (saison-, kalender- und preisbereinigte) Orderplus zum Vormonat von 7,3 Prozent. Da im Rahmen der ifo-Konjunkturumfrage Mitte Dezember aber 23 Prozent der befragten Bauunternehmen über Auftragsmangel geklagt hätten, dürfte es sich hierbei nicht um einen Turnaround, sondern um einen rein statistischen Bereinigungseffekt handeln.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.