2. Mai 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Mai 2023: +3,5 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Mai 2023 gegenüber April 2023 kalender- und saisonbereinigt um 3,5 % gestiegen. Im Hochbau stieg der Auftragseingang um 2,2 % und im Tiefbau um 4,7 %.

(c) Statistisches Bundesamt | Destatis

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai 2022 fiel der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 5,7 %. Dabei sank der Auftragseingang im Hochbau um 15,2 %, während er im Tiefbau um 4,7 % stieg. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang lag im Mai 2023 mit einem Volumen von 8,7 Milliarden Euro 2,1 % unter dem Vorjahresniveau.

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2023 sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahreszeitraum kalender- und preisbereinigt (real) um 14,7 % und nominal um 3,7 %.

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich weiter rückläufig

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im Mai 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,1 % zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Baupreise um 3,8 % auf 9,5 Milliarden Euro.

In den ersten fünf Monaten des Jahres 2023 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 7,3 % und stiegen nominal um 4,8 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im Mai 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,5 %.

Pressemitteilung: Statistisches Bundesamt | Destatis

Kommentare

Bauindustrie: (Wohnungs-)Bau weiter im Abwärts-Sog

„Die weiterhin stockende Nachfrage hat die Auftragseingänge am Bau auch im Mai zurückgehen lassen. Dies ist mittlerweile der vierzehnte Rückgang in Folge, der Abwärts-Sog hat den Bau damit fest im Griff.” Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. Demnach hat das Statistische Bundesamt für das deutsche Bauhauptgewerbe1 für den Monat Mai 2023 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat einen Auftragsrückgang3 von real 5,7 Prozent gemeldet. Dass der Rückgang nicht noch stärker ausgefallen ist, ist auf die sich abschwächende Baupreissteigerung zurückzuführen, welche im Mai “nur” noch bei 6 Prozent lag.

Im Vergleich zum Vormonat2 ist der Auftragseingang um 3,5 Prozent gestiegen, den Bauunternehmen standen im Mai zwei Arbeitstage mehr als im April zur Verfügung. Das konnte den Einbruch am Bau aber nicht aufhalten: Für den gesamten Zeitraum von Januar bis Mai wurde ein Auftragsminus3 von 14,7 Prozent ausgewiesen. Der Umsatz1 ist im Mai im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar mit nominal 3,8 Prozent noch leicht im Plus, real ist dies aber ein Rückgang von 2,1 Prozent. Für die ersten fünf Monate ergibt sich damit ein Umsatzminus von real 7,3 Prozent.

„Zwar ‚leben‘ die Unternehmen noch von ihren Auftragsbeständen, aber spätestens im Herbst dürfte sich die Lage weiter verschärfen. Schon jetzt ist unsere Branche von einem deutlichen Anstieg der Zahl der Insolvenzen betroffen.“ In den ersten vier Monaten hätten 437 Unternehmen des Bauhauptgewerbes Insolvenz anmelden müssen, das seien 20,4 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Müller: „Dabei sind von der Entwicklung überwiegend die Unternehmen betroffen, die im Neu- und Rohbau tätig sind.“ Im Ausbaugewerbe hätte die Zahl der Insolvenzen nur um 3,2 Prozent zugelegt. „Auch hier merken wir die kostenbedingte Verschiebung von Neubau- zu Bestandsinvestitionen. So wichtig Investitionen in den Bestand auch sind, die dringend benötigten neuen Wohnungen entstehen so nicht“, kritisiert Müller die aktuelle Entwicklung. „Der Wohnungsbau ist nach wie vor im freien Fall. Im Mai wurden preisbereinigt 21,5 Prozent weniger Aufträge vergeben. Für die ersten fünf Monaten sind wir schon bei einem Minus von 32,1 Prozent. Wenn da nicht bald was nachkommt, gehen uns nicht nur die Wohnungen, sondern den Unternehmen auch die Arbeit aus.”

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

1Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2saison-, kalender- und preisbereinigt | 3kalenderbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Auftragseingänge im Wohnungsbau gehen weiter zurück: „Weckruf an die Politik“

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Auftragseingänge im Wohnungsbau kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe: „Leider ist keine Trendwende bei der Nachfrage im Wohnungsbau erkennbar. Wir haben zum Vorjahr einen Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohngebäude von 41.155 Wohneinheiten zu verzeichnen, ein Rückgang um mehr als 30 Prozent. Bei den Auftragseingängen im Wohnungsbau beträgt der Rückgang ebenfalls ein Drittel (minus 32 Prozent). Die Rückmeldungen aus den Unternehmen lassen eine Fortsetzung dieses Negativtrends in den kommenden Monaten erwarten.

Hohe Bauzinsen, anhaltende Inflation und sinkende Förderbudgets verengen den finanziellen Handlungsspielraum potentieller Bauherren und Investoren. Noch zehren wir von den Auftragsbeständen der Vorjahre. Ein Drittel der Unternehmen berichtet aber im Wohnungsbau schon jetzt über Auftragsmangel. Da wächst ein enormer Druck, den Beschäftigungsstand zu halten. Hier allein auf das Prinzip Hoffnung zu setzen, bedeutet, sehenden Auges sich vom Wohnungsbauziel von 400.000 WE zu verabschieden.

Das wirkt sich bereits jetzt auf die Ausbildungszahlen aus. Im ersten Halbjahr 2023 wurden 13.172 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Das sind 8,5 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Nach sechs Jahren in Folge, in denen die Unternehmen ihre Ausbildungszahlen steigern konnten, sehen wir seit über einem halben Jahr einen Rückgang bei den Neueinstellungen. Das liegt vor allem an der negativen Auftragsentwicklung im Hochbausektor.

In dieser Situation setzen die Unternehmen alles daran, ihr Personal zu halten. Das zeigt sich auch an der Bruttolohnsumme, die im ersten Quartal 2023 mit lediglich minus 1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf einem weiterhin hohen Niveau liegt. Aber Neueinstellungen sind in der aktuellen Situation sehr schwierig.

Diese Entwicklung ist ein Weckruf an die Politik. Ein positives Signal an Häuslebauer, Investoren und die Bauwirtschaft ist jetzt so wichtig wie lange nicht mehr: beispielsweise eine höhere Darlehensgewährung und höhere Zinsstütze durch die KfW-Bank, ein reduzierter Mehrwertsteuersatz oder die Möglichkeit schaffen, dass die Länder die Grunderwerbssteuer bis auf Null reduzieren können. Aber auch die energetisch ambitionierten Anforderungen und die entsprechende Förderung müssen in einem ausgewogenen Verhältnis stehen, sonst fehlen uns morgen die Fachkräfte für die anstehenden Bauaufgaben. Bund und Länder stehen eine Reihe von Instrumenten zur Verfügung. Es muss was geschehen für den Wohnungsbau.

Kumuliert liegen die Order in der Bauwirtschaft insgesamt nominal um 3,7Prozent unter Vorjahresniveau, real um 15,2 Prozent. Einzig im gewerblichen Tiefbau sehen wir einen nachhaltigen Investitionsansatz in den letzten Monaten. Hier liegen die Order nominal um gut 18 Prozent über dem Vorjahresniveau. Die Investitionen der Bahn, aber auch der Ausbau der Energieinfrastruktur schlagen sich in diesem Bereich nieder. Der mit zwei Dritteln anteilig starke gewerbliche Hochbau kommt allerdings auf ein nominales Minus von ca. 7,3 Prozent. Weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise und die Zinskosten bremsen auch Investitionen in Industriekapazitäten hierzulande.

Schließlich verharrt bei der Nachfrage der öffentliche Bau auf Vorjahresniveau, was real auch einem deutlichen Rückgang entspricht. Die Umsätze in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten im Bauhauptgewerbe liegen nach fünf Monaten bei 39 Mrd. Euro, nominal noch ein Plus von knapp 5 Prozent, real ein Rückgang um 7,3 Prozent. Wir sehen insgesamt zu wenig Investitionsimpulse für die Bauwirtschaft. Die Volkswirtschaft braucht aber Wachstumsimpulse aus dem Bau. Anders werden Wohnungsnot, Klima- und Mobilitätswende nicht zu beherrschen sein.“

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe