18. Oktober 2025

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im März 2024: +3,8 % zum Vormonat

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im März 2024 gegenüber Februar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 3,8 % gestiegen. Dabei stieg der Auftragseingang im Hochbau um 6,3 % und im Tiefbau um 1,6 %.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2023 stieg der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 2,2 %. Dabei nahm der Auftragseingang im Hochbau um 5,5 % ab, im Tiefbau stieg er dagegen um 10,0 %. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe lag um 3,4 % unter dem Vorjahresniveau. Hintergrund dieses eher ungewöhnlichen Rückgangs der nominalen Auftragseingänge bei gleichzeitigem Anstieg der realen Auftragseingänge sind die im Jahr 2023 gesunkenen Baupreise.

Im 1. Quartal 2024 lagen die realen Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe kalenderbereinigt um 1,6 % über dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Nominal waren die Auftragseingänge um 1,1 % höher.

Umsatz und Zahl der tätigen Personen sinken im 1. Quartal 2024

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe nahm im März 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 8,2 % ab. Der nominale Umsatz ging im gleichen Zeitraum um 7,5 % auf 8,4 Milliarden Euro zurück.

Im 1. Quartal 2024 reduzierten sich die Umsätze im Vergleich zum Vorjahresquartal real um 4,1 % und nominal um 3,3 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen nahm im März 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,4 % und damit den dritten Monat in Folge leicht ab. Bis zum Jahresbeginn 2024 war diese Zahl acht Jahre lang stetig gewachsen und sorgte für ein hohes Beschäftigungsniveau. Daher waren im März 2024 mit rund 531 000 Personen immer noch 30,5 % mehr tätig als vor Beginn des Anstiegs (Dezember 2015: 407 000).

Quelle: Statistisches Bundesamt | Destatis

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Bauindustrie: Kein Lichtblick im Wohnungsbau

Wie erwartet war das Auftragsplus im Februar kein Zeichen eines Turnarounds in dem seit fast zwei Jahren arg gebeutelten Wohnungsbau. Im Gegenteil: Im März meldeten die Bauunternehmen1 für diese Sparte – im Vergleich zum Vorjahr – wieder einen Orderrückgang, und zwar um real 2,3 Prozent. Für das erste Quartal ergibt sich damit ein reales Minus von 6,1 Prozent. „Es ist leider immer noch kein Lichtblick im Wohnungsbau in Sicht. Angesichts der nach wie vor rückläufigen Baugenehmigungszahlen ist dies kein Wunder. Wo sollen die Aufträge auch herkommen? Die vom Statistischen Bundesamt gestern gemeldete Stabilisierung der Wohnungsbaufertigstellungen 2023 auf Vorjahresniveau wird sich in diesem Jahr somit nicht fortsetzen. Im Gegenteil: Aufgrund der fehlenden Aufträge erwarten wir für 2024 einen deutlichen Rückgang. Dies kann am Ende zu einer echten Belastung werden, schließlich gaben bereits heute 56 Prozent der vom Institut für Demoskopie Allensbach im Frühjahr befragten Personen an, dass dringend neue Wohnungen gebaut werden sollten, 20 Prozentpunkte mehr als 2015. Nur jeder vierte findet das Angebot an Wohnraum ausreichend, 2015 war es noch jeder zweite. Das ist sozialer Sprengstoff“, kommentiert Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, die heute veröffentlichten Konjunktur-Zahlen.

Für das gesamte Bauhauptgewerbe hätten die Unternehmen im März im Vorjahresvergleich allerdings ein Auftragsplus1,2 von real 2,2 Prozent, im Vergleich zu Februar3 sogar von 3,8 Prozent gemeldet. Für das erste Quartal werde damit ein reales Plus von 1,6 Prozent ausgewiesen. Dies sei allerdings noch nicht beim Umsatz angekommen, der im März um real 8 Prozent und im ersten Quartal um 4 Prozent zurückgegangen sei.

Müller: „Auch unser – bis vor kurzem noch vorhandener – Optimismus für 2025 gerät langsam ins Wanken. Während der Einbruch im Wohnungsbau in diesem Jahr durch öffentliche Investitionen etwas ausgeglichen wird, könnte dies im kommenden Jahr – angesichts der Sparapelle auf Bundesebene – wegfallen. Dies würde sich nicht nur negativ auf die Personalkapazitäten in unserer Branche auswirken, schließlich sind die Unternehmen nicht unendlich lange in der Lage, diese vorzuhalten, sondern auch auf den Zustand unserer Verkehrsinfrastruktur. Schon jetzt sind 68 Prozent der von Allensbach Befragten der Meinung, dass die Verkehrsinfrastruktur in einem schlechten bzw. sogar sehr schlechten Zustand sei. Dabei sind 91 Prozent der Befragten der Meinung, dass die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands stark bzw. sehr stark von einer guten Infrastruktur abhängt. Dies sollte die Politik bei ihren Etatverhandlungen berücksichtigen.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des ifo Instituts

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 kalenderbereinigt | 3 saison-, kalender- und preisbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Branchenumfrage und Baukonjunktur I. Quartal: 6 Prozent weniger Wohnungsbauorder – Auftragsmangel verfestigt sich

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Bauhauptgewerbe und die Branchenumfrage des Verbands kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Es kann mit Blick auf die Baufertigstellungszahlen 2023 keine Rede davon sein, dass die Lage am Bau stabil ist. Der Wohnungsbau, der wichtigste Impulsgeber des Bauhauptgewerbes, leidet an einer eklatanten Nachfrageschwäche. Wir haben in den letzten beiden Jahren im Wohnungsbau vor allem die Auftragsbestände abgebaut. Neue Aufträge kommen aber zu wenige nach. Bereits im vergangenen Jahr mussten unsere Wohnungsbaufirmen real fast 20 Prozent weniger Aufträge verkraften als 2022. Im ersten Quartal 2024 verzeichnen wir nun einen weiteren Rückgang zum niedrigen Vorniveau um real 6 Prozent.

Branchenumfrage bestätigt negative Lage am Wohnungsbaumarkt

In unserer gerade abgeschlossenen Konjunkturumfrage zeigt sich klar: Die derzeitige Geschäftslage wird insgesamt gerade noch von 51 Prozent der Unternehmen mit „Gut“ oder „Befriedigend“ eingestuft. Fast die Hälfte der Unternehmen votiert mit „Schlecht“. Im Vorjahr war es nur ein Drittel. Auf die Gesamtstimmung drückt insbesondere der Wohnungsbau. Im Frühjahr 2023 hatten 40 Prozent der Wohnungsbaubetriebe ein negatives Urteil abgegeben, im Herbst 2023 waren es 55 Prozent, jetzt sind es über 60 Prozent, die mit „Schlecht“ votieren.

Auch die Lagebeurteilung zum Wirtschaftshochbau hat nachgegeben. Hier sehen nur noch knapp die Hälfte der Unternehmen eine gute oder zumindest befriedigende Lage. Vor einem Jahr waren es noch zwei Drittel der Unternehmen, die positiv votiert haben. Einzig im Tiefbau gibt es Lichtblicke. Der Saldo der Rückmeldungen zur Geschäftslage ist hier nahezu ausgeglichen. Mit „Gut“ stimmen bundesweit ca. 26 Prozent, mit „Schlecht“ ca. 28 Prozent der Unternehmen. Knapp die Hälfte der hier tätigen Unternehmen beurteilt die Lage immerhin mit „Befriedigend“.

Seit dem Vorjahr belegen fehlende Aufträge den Spitzenplatz unter den Baubehinderungsgründen. 60 Prozent der Unternehmen melden das. Der Mangel an Fachkräften hat unter der schwachen Nachfrage nur geringfügig nachgegeben. Die Hälfte der Unternehmen meldet weiterhin einen Fachkräftemangel. Die Betriebe wollen offensichtlich gerüstet sein, wenn die Nachfrage wieder anzieht. Diese Frist zu überbrücken, wird zu einer immer größeren betriebswirtschaftlichen Herausforderung, gerade für die Wohnungsbauer.“

An den Wohnungsbauzahlen ist deutlich zu erkennen: Bauherren und Investoren warten dringend auf den Start der neu angekündigten Förderprogramme. Politische Ankündigungen reichen nicht, eine Umsetzung im zweiten Halbjahr kommt zu spät. Genauso wichtig ist es zum einen, die Zinssätze in den KfW-Programmen zu senken. Zum anderen müssen wir die energetischen und technischen Anforderungen runterschrauben. Sie sind der Hauptgrund, dass die Baukosten in den vergangenen vier Jahren um über 40 Prozent gestiegen sind. Hier liegt immenses Potential für einen Wohnungsbau-Boom“, so Pakleppa abschließend.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten erreichte der Umsatz im Bauhauptgewerbe im ersten Quartal 2024 ca. 20,2 Mrd. Euro, ein nominaler Rückgang um mehr als 3 Prozent. Im Hochbau wurden ca. 11,1 Mrd. Euro umgesetzt, ein Rückgang um ca. 9,5 Prozent. Der Umsatz im Wohnungsbau erreichte dabei ca. 4,7 Mrd. Euro, ein Rückgang um ca. 14 Prozent. Die Baukonjunktur wird weiter von Projekten der Energie- und Mobilitätswende gestützt. Im Tiefbau wurde ein Umsatz von 9,1 Mrd. Euro erreicht, ein Plus von nominal gut 5 Prozent.

Hintergrund Konjunkturumfrage

An der Konjunkturumfrage des ZDB im Frühjahr 2024 haben rund 1.350 Unternehmen teilgenommen. Die Struktur der teilnehmenden Unternehmen und die Verteilung ihrer Geschäftsfelder hat sich gegenüber vorherigen kaum Umfragen verändert. Da auch die Fragenstruktur erhalten geblieben ist, können die Ergebnisse mit vorherigen Umfrageergebnissen verglichen werden.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe