12. Oktober 2025

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Juni 2025: -2,6 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Juni 2025 gegenüber Mai 2025 kalender- und saisonbereinigt um 2,6 % gesunken. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, nahm dabei der Auftragseingang im Hochbau um 12,2 % zu, während der Auftragseingang im Tiefbau um 13,1 % sank.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2024 stieg der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Juni 2025 um 2,9 % (nominal: +4,2 %). Dabei nahm der Auftragseingang im Hochbau um 8,0 % zu und im Tiefbau um 1,4 % ab.

Im 1. Halbjahr 2025 stieg der Auftragseingang real um 7,3 % und nominal um 9,4 %. Dabei verzeichneten beide Bauarten Steigerungen: Der Hochbau stieg innerhalb der ersten sechs Monate 2025 um 5,6 %, der Tiefbau um 8,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Realer Umsatz im Juni leicht gesunken, im 1. Halbjahr im Plus

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe war im Juni 2025 um 0,5 % niedriger als im Vorjahresmonat. Der nominale Umsatz stieg im gleichen Zeitraum um 2,1 % auf 10,1 Milliarden Euro. Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen nahm im Juni 2025 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,0 % zu.

Im 1. Halbjahr 2025 stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 2,2 %, nominal um 4,6 %. Die Zahl der tätigen Personen stieg nach einem leichten Beschäftigungsrückgang im Vorjahr (Jahr 2024: -0,4 %) im 1. Halbjahr 2025 leicht um 0,9 %.

Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Kommentare

Baugewerbe: Tiefbau konstant oder auf gutem Weg, Wohnungsbau bleibt Baustelle

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe für die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Wir beobachten weiter eine zweigeteilte Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe. Während der Tiefbau von nachhaltigen Investitionen in die Energie- und Verkehrsinfrastruktur profitiert, belastet die schwache gesamtwirtschaftliche Lage in Deutschland besonders den Hochbau.

Im Hochbau zeigt sich zwar eine Stabilisierung der Wohnungsbaunachfrage, ein nominaler Zuwachs der Order um ca. 12 Prozent – ist ein positives Signal, das aber leider noch kein Wendepunkt. Denn das Auftragsvolumen liegt real, d.h. unter Herausrechnung der Preisentwicklung, weiterhin mehr als 25 Prozent unter dem Stand von 2022. Zudem geben die aktuellen Genehmigungszahlen keinen Anlass zur Hoffnung auf eine nachhaltige Belebung. Besonders im so wichtigen Segment des Mietwohnungsbaus, bei den Mehrfamilienhäusern, kommen wir aus dem Tal nicht heraus.

Die Bundesregierung steht weiter in der Verantwortung, ihre richtigen und wichtigen Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag entschlossen umzusetzen. Unser Appell bleibt: Damit wieder mehr Menschen bauen können, braucht es jetzt ein neues EH 55-Plus-Programm – eine Förderung, die den Effizienzhausstandard 55 mit einer 100 Prozent regenerativen Heizlösung kombiniert, etwa Wärmepumpe, Pelletheizung oder Fernwärme.

Die schwache Konjunkturentwicklung in Deutschland wirkt sich spürbar auch auf die Nachfrage nach Wirtschaftsbauten aus. Im Wirtschaftsbau lagen die Auftragseingänge bis Juni 2025 nominal mit ca. + 2,5 Prozent nur etwas über dem bereits schwachen Vorjahresniveau – ein Zeichen der anhaltenden Schwäche im Wirtschaftshochbau. Zwar hat die Bundesregierung den Investitionsbooster inzwischen beschlossen, er ist jedoch erst im Juli in Kraft getreten. Zudem bremsen strukturelle Probleme und Wettbewerbsnachteile die deutschen Unternehmen weiter aus.

Im Tiefbau bleibt die Lage ambivalent: Bis Juni 2025 lagen die Auftragseingänge nominal um 11 Prozent über dem Vorjahreswert und setzen damit ihren Aufwärtstrend weiter fort. Besonders stark trugen dazu Projekte im Ausbau der Energieinfrastruktur und im Schienenbau bei. Anders sieht es im Straßenbau aus: Hier gingen die Aufträge sogar um gut 1 Prozent zurück. Auftragsstopps bei der Autobahn GmbH und die angespannte Finanzlage vieler Kommunen haben die Nachfrage hier ausgebremst.

Auch beim Umsatz zeigt sich zum Halbjahr 2025 weiter eine differenzierte Entwicklung. Insgesamt wurden im ersten Halbjahr rund 51 Milliarden Euro umgesetzt; nominal entspricht dies einem Plus von knapp 5 Prozent, real – also unter Herausrechnung der Preisentwicklung – einem Zuwachs um gut 2 Prozent. Während der Hochbau real auf Vorjahresniveau verharrt, konnte der Tiefbau real um fast 5 Prozent zulegen. Im Wohnungsbau wurde ein Umsatz von knapp 11 Milliarden Euro erzielt, nominal entspricht das einem Rückgang von etwa 2 Prozent, real von gut 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Wirtschaftsbau wurden gut 23 Milliarden Euro umgesetzt. Der Umsatz im öffentlichen Bau erreichte gut 17 Milliarden Euro. Der Straßenbau erzielte dabei einen Umsatz von knapp 7 Milliarden Euro; nominal entspricht dies dem Vorjahresniveau, real einem Rückgang um ca. 4 Prozent.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Bauindustrie: Auftragseingang und Umsatz legen zu – auf niedrigem Niveau. Straßenbau bricht allerdings deutlich ein.

„Die Halbjahresbilanz für das gesamte Bauhauptgewerbe fällt besser aus als von uns ursprünglich erwartet. Insgesamt haben Aufträge und Umsätze in den ersten sechs Monaten zugelegt. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass der Anstieg auf niedrigem Niveau erfolgt und beim Umsatz sogar nach vier Jahren im realen Minus – somit gibt es leider noch keinen Grund zum Jubeln,. Iinsbesondere da der Straßenbau regelrecht eingebrochen ist. Hier macht sich die Hängepartie des zweiten Quartals bemerkbar. Der Turnaround der bundeseigenen Autobahn GmbH, den Ausschreibungsstopp aufzuheben und die fehlenden Mittel doch zu bewilligen, ist erfreulich, wird sich aber erst im Laufe des zweiten Halbjahres positiv in der Bautätigkeit und somit in den Zahlen auswirken. Dies ist zumindest zu hoffen.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die heute veröffentlichten Konjunkturindikatoren für den Bau. Demnach sei der Auftragseingang1 im ersten Halbjahr im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um real2 7,2 Prozent gestiegen. Für den Juni werde im Vorjahresvergleich ein Plus von real2 2,9 Prozent ausgewiesen. Ob der Rückgang zum Vormonat3 von 2,6 Prozent ein Vorbote auf eine Kehrtwende sei, müsse abgewartet werden.

Auch für den Wohnungsbau werde für das erste Halbjahr ein deutliches reales Orderplus von 9,5 Prozent gemeldet. Das Volumen läge damit aber immer noch um 31 Prozent unter dem Niveau von 2021. Angesichts der niedrigen Baugenehmigungszahlen sei dies auch kein Wunder. Für den Straßenbau werde hingegen ein reales Orderminus von 5,2 Prozent ausgewiesen (Juni: -13,7 Prozent). Müller: „Wir hoffen auf eine Belebung im zweiten Halbjahr. Ansonsten wird dieses Jahr für die Straßenbauer ein verlorenes Jahr. Wir können es in Richtung Politik nur immer wieder betonen: Personelle Kapazitäten können nicht unendlich lange vorgehalten werden.“ So hätten die Straßenbauer ihre Belegschaft in den ersten fünf Monaten* bisher lediglich gehalten, andere Wirtschaftszweige des Bauhauptgewerbes hätten ihr Personal hingegen um bis zu 3,4 Prozent aufgestockt, lediglich der Wirtschaftszweig „Bau von Gebäuden“ müsse einen Rückgang von 2,5 Prozent verkraften.

Für den baugewerblichen Umsatz im gesamten Bauhauptgewerbe1 sei im Juni zum Vorjahresmonat ein reales Minus von 0,5 Prozent gemeldet worden. Für das erste Halbjahr ergebe sich aber immer noch ein Anstieg von real 2,2 Prozent. Für den Wohnungsbau und für den Straßenbau werde aber nach wie vor ein realer Rückgang (- 4,2 bzw. – 3,7 Prozent) ausgewiesen, für den Wirtschaftstiefbau hingegen – dank der guten Auftragslage bei der Bahn – ein deutliches Plus (nominal4: + 11,4 Prozent).

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis).

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 kalenderbereinigt | 3 saison-, kalender- und preisbereinigt | 4 für den Wirtschaftsbau veröffentlicht Destatis keine realen Werte *) Daten liegen erst bis Mai vor

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.