2. Mai 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Juni 2023: -2,0 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Juni 2023 gegenüber Mai 2023 kalender- und saisonbereinigt um 2,0 % gesunken. Im Hochbau stieg der Auftragseingang um 2,0 %, während er im Tiefbau um 5,5 % zurückging.

(c) Statistisches Bundesamt

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juni 2022 fiel der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 2,7 %. Dabei sank der Auftragseingang im Hochbau um 6,1 %. Dies ist insbesondere auf den Wohnungsbau (-12,3 %) zurückzuführen, der seit April 2022 stetig Rückgänge verzeichnet. Im Tiefbau stieg der Auftragseingang dagegen leicht um 0,9 %. Hier dämpfte vor allem der Straßenbau (-9,4 %) die Entwicklung.

Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe lag im Juni 2023 mit einem Volumen von 9,1 Milliarden Euro um 5,5 % über dem Vorjahresniveau.

Im 1. Halbjahr 2023 waren die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe kalender- und preisbereinigt real 12,8 % und nominal 2,2 % geringer als im Vorjahreszeitraum.

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich steigend

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im Juni 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 2,2 % und damit erstmals im Jahr 2023 gestiegen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Baupreise um 8,4 % auf 10,3 Milliarden Euro.

Im 1. Halbjahr 2023 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 5,5 % und stiegen nominal um 5,5 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im Juni 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,2 %.

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)

Kommentare

Baugewerbe: Fehlende Aufträge drücken auf Beschäftigung

„Der Nachfrageeinbruch im Wohnungsbau setzt sich immer weiter fort“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die aktuellen Meldungen des Statistischen Bundesamtes zu den Baugenehmigungszahlen und den Auftragseingängen im ersten Halbjahr 2023.

„Seit über einem Jahr sehen wir Monat für Monat markant sinkende Baugenehmigungszahlen und Auftragseingänge. Im ersten Halbjahr fehlen uns zum Vorjahr Baugenehmigungen für fast 51.000 Wohnungen. Das ist ein Rückgang um 27%. Nicht anders sieht es bei den Auftragseingängen aus: Hier fehlen uns real ca. 29% zum Vorjahr. Besonders eklatant ist der Rückgang der Baugenehmigungszahlen für Ein- und Zweifamilienhäuser. Sie brechen in Summe um über 40% ein. Aber auch bei den Mehrfamilienhäusern – also dem überwiegend Mietwohnungsbereich- kommen nur noch knapp 70% der Genehmigungen rein. Bedenkt man zusätzlich, dass wir schon im Vorjahr einen Rückgang bei den Baugenehmigungen für Wohnungen von gut 25.000 Wohneinheiten sehen mussten, liegt eines klar auf der Hand: Diese Entwicklung läuft den Erfordernissen des Wohnungsmarktes diametral entgegen. Wir brauchen mehr und nicht weniger Wohnungsbau. Die Bundesregierung hat sich aus gutem Grund 400.000 Wohnungen pro Jahr ins Pflichtenheft geschrieben. Diese Wohnungen bereitzustellen, ist auch eine Frage des sozialen Friedens in Deutschland,“ so Pakleppa.

Mit Blick auf diese Entwicklung fordert er sofortige Investitionsanreize: „Die Plan-, Bau- und Immobilienwirtschaft hat mit fast 20% einen bedeutenden Anteil an der Bruttowertschöpfung in Deutschland. Nur mit schnell wirkenden Investitionsanreizen werden wir verhindern, dass sich der Nachfragerückgang auf die Beschäftigung durchschlägt. Wir haben in den letzten zehn Jahren im Angesicht der Baubedarfe im Wohnungsbau, bei der Infrastruktur, bei der Klima- und Energiewende 200.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Bauunternehmen brauchen jetzt die Aufträge für die geschaffenen Kapazitäten.

Die Zins-Schockstarre beim Wohnungsbau löst sich nicht von alleine auf. Die bisher getroffenen Maßnahmen schaffen offensichtlich keine ausreichende Aktivierung der Nachfrage. Hier braucht es Impulse für alle Segmente auf der Nachfrageseite. Und hier braucht es gemeinsames, kongruentes Handeln von Bund und Ländern: Die Förderung im klimafreundlichen Neubau muss bei den Darlehenssätzen und der Zinsstützung deutlich aufgestockt werden. Im Mietwohnungsbau ist die vom Bauministerium vorgeschlagene Sonder-Afa ohne Bindung an den EH 40-Standard ein Ansatz. Auch bei der Wohneigentumsförderung für Familien sollte die Kopplung entfallen und eine direkte Eigenkapitalstützung erfolgen. Allen potentiellen Investoren würde es helfen, wenn Bund und Länder den Weg für Freibeträge bei der Grunderwerbssteuer freimachen.

Wir dürfen außerdem nicht verkennen, dass auch im übrigen Hochbau, namentlich im Wirtschaftshochbau, seit Jahresbeginn die Order deutlich ausgeblieben sind. Von hier kommt also auch keine Entlastung bzw. Auslastung der geschaffenen Kapazitäten. Zum Halbjahr fehlen im Hochbau ohne Wohnungsbau real gut 13%. Und auch die Aufträge der öffentlichen Hand, im Straßenbau bleiben klar hinter den Vorjahresinvestments zurück. Hier liegen die Order um real 12% hinter dem Vorjahr. Über alle Bausparten fehlen uns zum Vorjahr real ca. 13%, beim anteilsstarken Hochbau sind es 20%. Wir brauchen dringend Wachstums-Chancen-Impulse für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Ohne Impulse für die Bauwirtschaft wird das nicht fruchten.“

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes erzielten die Unternehmen im Bauhauptgewerbe mit 20 und mehr Beschäftigten im ersten Halbjahr einen Umsatz von ca. 49 Mrd. Euro, nominal ein Plus von fast 6%, real, d.h. unter Herausrechnung der Preisentwicklung, ein Minus von 5,5%. Die Order erreichten ein Volumen von ca. 49,7 Mrd. Euro, ein nominaler Rückgang um 2%, real um 13%.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe


BFW: Erneut sinkt Auftragseingang beim Wohnungsbau – Ankündigungen jetzt umsetzen

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen sieht in den aktuellen Zahlen zum Auftragseingang beim Wohnungsbau die Fortsetzung der Krise am Bau. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sinken die Aufträge beim Wohnungsbau laut Statistischem Bundesamt um 12,3 Prozent. Laut ifo-Institut klagten im Juli 40 Prozent der Unternehmen über Auftragsmangel. „Die Zahlen zeigen, dass der Wohnungsbau in Deutschland weiterhin nur eine Richtung kennt: Abwärts. Es wird jetzt darauf ankommen, die richtigen Schritte einzuleiten, umzusetzen und nicht nur anzukündigen. Alles, was das Bauen künstlich verteuert, muss weg. Steuerliche Erleichterungen, realistische Standards und Anforderungen müssen her“, erklärte BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Eins ist glasklar: Ohne Wohnungsbau wird sich die Wohnraum-Krise weiter verschärfen. Mit maximalen Anforderungen machen wir Bauen maximal teuer. Das kann sich keiner leisten und das rechnet sich auch nicht für die Unternehmen. Immer mehr Dämmung, immer strengere Standards, lassen die Kosten weiter steigen, dabei wird Wohnraum schon jetzt für Normalverdienende Familien unerschwinglich. Laut der Arge-Studie von Prof. Walberg müssen im Neubau Kaltmieten von bis zu 20 Euro pro Quadratmeter verlangt werden, sonst rechnet es sich nicht. Wir haben bei Neubauten bereits ein gutes Niveau, was Klimaschutz angeht, erreicht. Wir unterstützen Bundesbauministerin Klara Geywitz, die strengere Vorgaben bei der Dämmung in Frage stellt und weitere Standardverschärfungen ablehnt. Nur sollte sie ihren Worten jetzt auch Taten folgen lassen. Wir verlieren jeden Tag Fachkräfte und viele mittelständische Unternehmen geraten immer weiter in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Jetzt gilt es aktiv gegen die Krise anzugehen und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die Kostenentlastung bei den Betrieben und den Verbrauchern spürbar ankommt“, so der BFW-Präsident.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen