8. Mai 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Juli 2023: +9,6 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Juli 2023 gegenüber Juni 2023 kalender- und saisonbereinigt um 9,6 % gestiegen. Im Hochbau stieg der Auftragseingang um 4,4 %, im von mehreren Großaufträgen beeinflussten Tiefbau um 14,6 %.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Juli 2022 stieg der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 1,5 %. Dabei sank der Auftragseingang im Hochbau um 9,4 %. Im Tiefbau stieg der Auftragseingang dagegen um 13,8 %. Aufgrund der gestiegenen Baupreise lag der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Juli 2023 um 7,6 % über dem Vorjahresniveau.

In den ersten sieben Monaten 2023 waren die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe kalender- und preisbereinigt real 10,7 % und nominal 0,8 % geringer als im Vorjahreszeitraum.

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich steigend

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im Juli 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,2 % gestiegen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Baupreise um 6,3 % auf 10,3 Milliarden Euro.

In den ersten sieben Monaten 2023 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 4,5 % und stiegen nominal um 5,7 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im Juli 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,3 %.

Quelle: Statistisches Bundesamt

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Baugewerbe: Wohnungsbauorder seit 16 Monaten rückläufig: „Auftragslage ist eine Katastrophe“

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Auftragseingänge im Wohnungsbau und die nach einer SPIEGEL-Information bekanntgewordenen Punkte des Regierungspapiers zum Wohnungsgipfel kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Noch drehen sich die Kräne auf den Wohnungsbau-Baustellen, aber die Auftragslage ist eine Katastrophe. Bei einem Orderrückgang im Wohnungsbau von real 11 Prozent im Juli 2023 gegenüber dem Vorjahreswert darf man nicht vergessen, dass wir diesen Rückgang auf einen Vorjahreswert von minus 20 Prozent drauflegen. Seit sechzehn Monaten hält jetzt der Negativtrend im Wohnungsbau an – und ein Ende ist nicht in Sicht. Für viele Unternehmen wird es immer schwieriger, Projekte zu akquirieren und die Beschäftigung abzusichern.

Auf dem heutigen Wohnungsgipfel wird sich zeigen, ob die Regierung etwas gegen die Abwärtsspirale tun will. Die bisher bekannten Punkte aus dem Regierungspapier zum Wohnungsgipfel begrüßen wir. Es ist gut, dass die Bundesregierung auf die Festlegung des EH-40 Standards als gesetzlichen Mindeststandard in dieser Legislaturperiode verzichtet. Wir hatten dies als erster Verband gefordert, um der eingebrochenen Wohnungsbaunachfrage einen Schub zu geben. Jedes gebaute EH-55-Haus ist angesichts des Wohnraummangels besser als kein EH-40-Haus. Entscheidend ist jetzt, dass auch das EH-55-Haus entsprechend gefördert wird, damit die Nachfrage in Gang kommt.

Eine gute Entscheidung ist auch, den Erwerb von Wohneigentum für Familien stärker zu fördern. Laut der Spiegel-Berichterstattung sollen wie von uns gefordert die Einkommensgrenzen auf 90.000 Euro im Jahr heraufgesetzt werden. Wir gehen davon aus, dass nun weit mehr Familien sich den Traum von Eigenheim wieder erfüllen können. Ob die Erhöhung der Kredithöchstbeträge um 30.000 Euro ausreicht, ist zweifelhaft – wir hatten eine Verdoppelung gefordert. Das Programm „Jung kauft alt“, mit dem die Regierung den Erwerb von sanierungsbedürftigen Bestandsgebäuden fördern will, begrüßen wir ebenfalls. Hier entscheidet aber die Höhe der Förderung, die noch unbekannt ist, darüber, ob junge Menschen in den Bestand investieren werden.

Richtig ist, dass die Regierung Abstand nimmt von der Einführung einer Sanierungspflicht für einzelne Wohngebäude auf EU-Ebene. Diese hätte insbesondere bei jungen Menschen zu Verunsicherung und Sanierungsangst geführt. Hier danken wir insbesondere Bauministerin Geywitz, die sich schon früh dafür eingesetzt hatte, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen.

Mit Spannung warten wir auf die Veröffentlichung der weiteren Punkte des Maßnahmenpapiers der Bundesregierung. Bis die Impulse für den Wohnungsbau wirken, muss die Politik helfen, die Beschäftigten an Bord zu halten: Die Baubranche braucht eine Kurzarbeitergeld-Regelung mit vereinfachten Zugangsvoraussetzungen und eine zumindest teilweise Erstattung der Sozialversicherungsbeiträge.“

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes liegen die Order im Bauhauptgewerbe insgesamt per Juli real um 11% unterhalb des Vorjahreswertes, dabei im Wohnungsbau bei -27 Prozent. Stützend wirken Aufträge aus dem Tiefbau. Hier wird das Vorjahresniveau mit -2 Prozent nur knapp verfehlt. Dies ist maßgeblich auf die Nachfrage der Deutschen Bahn aber auch den Infrastrukturausbau zurückzuführen.
Die Zahl der Beschäftigten liegt in den Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten jahresdurchschnittlich bei 532.400 und hält damit noch das Vorjahresniveau; (+1,5 Prozent). Der Umsatz in diesen Betrieben erreichte bis Juli 59,4 Mrd. Euro ein realer Rückgang um 4,6 Prozent.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe

Wohnungsbau: Auftragseingänge brechen weiter ein, Handlungsdruck vor dem Wohnungsgipfel hoch

Für Juli wurde im Vergleich zum Vorjahresmonat ein reales Orderminus1 von 11,1 Prozent ausgewiesen. Für die ersten sieben Monate ergibt sich damit ein Minus von real 26,6 Prozent. „Diese Zahlen bestätigen einmal mehr und sehr eindrucksvoll den dringenden Handlungsbedarf. Die zweistelligen Orderrückgänge, die die Bauunternehmen seit April vergangenen Jahres verkraften müssen, müssen ein Ende haben. Nicht nur, um eine drohende Insolvenz- und Entlassungswelle und somit einen zukünftigen Kapazitätsmangel in unserer Branche zu verhindern, sondern auch um den zunehmenden Wohnraummangel einzudämmen.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunktur-indikatoren für das Bauhauptgewerbe.

Müller: „Dass für das gesamte Bauhauptgewerbe für Juli im Vorjahresvergleich noch ein leichtes reales Orderplus1,3 von 1,5 Prozent und im Vergleich zum Vormonat1,2 sogar ein deutliches Plus von 9,6 Prozent ausgewiesen wird, ist ausschließlich auf diverse Großprojekte zurückzuführen. Das ist erfreulich, hilft dem Wohnungsbau aber nicht weiter.“ Die Großprojekte hätten insbesondere dem Straßenbau sowie dem Sonstigen Tiefbau (in dem auch der Brückenbau erfasst wird) zu einem realen zweistelligen Orderplus im Juli verholfen. Trotz dieser guten Entwicklung werde für den gesamten Zeitraum von Januar bis Juli aber immer noch ein deutlicher realer Rückgang für diese Bausparten ausgewiesen.

Der Auftragseingang des gesamten Bauhauptgewerbes hätte in diesem Zeitraum sogar um 10,7 Prozent unter dem Niveau des vergleichbaren Vorjahreszeitraumes gelegen. Für den Umsatz1 seien dies keine guten Vorzeichen. Dieser hätte im Juli 2023 preisbereinigt lediglich das Vorjahresniveau (+0,2 Prozent) erreicht und das auch nur wegen eines statistischen Basiseffektes – für den Juli 2022 wurde ein Minus von real 11,0 Prozent ausgewiesen. In Summe der ersten sieben Monaten des laufenden Jahres sei der Umsatz um real 4,5 Prozent zurückgegangen. Die – schon Anfang des Jahres – vom HDB veröffentlichte Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2023 von real minus 6 Prozent könne somit Realität werden.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. 1Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2saison-, kalender- und preisbereinigt | 3kalenderbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.