10. Dezember 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Januar 2024: -7,4 % zum Vormonat – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im Januar 2024 gegenüber Dezember 2023 kalender- und saisonbereinigt um 7,4 % zurückgegangen. Im Tiefbau nahm der Auftragseingang um 3,1 % ab, im Hochbau um 12,0 %.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2023 stieg der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 1,3 %. Dabei nahm der Auftragseingang im Tiefbau um 9,9 % zu, im Hochbau sank er dagegen um 6,9 %. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe lag um 4,3 % über dem Vorjahresniveau.

Umsatz zurückgegangen

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe lag im Januar 2024 um 5,3 % niedriger als im Vorjahresmonat. Der nominale Umsatz sank im gleichen Zeitraum um 3,6 % auf 5,0 Milliarden Euro.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen nahm im Januar 2024 gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,2 % ab.

Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Kommentare

Bauindustrie: Schwacher Jahresstart 2024

Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe für den Monat Januar 2024 im Vergleich zum Vormonat1,3 einen Rückgang des Auftragseingangs um 7,4 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat hat der Auftragseingang1,2 hingegen leicht (+ 1,3 Prozent) zugelegt. „Zu Jahresbeginn setzt sich die ungleiche Entwicklung in der Baubranche fort. Auf der einen Seite die nach wie vor desaströse Situation im Wohnungsbau und auf der anderen Seite ausgleichende Großprojekte im Wirtschaftstiefbau, in dem Bahn- und Kabelleitungsbau verortet sind.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. Demnach hätte sich der anhaltende Abwärtstrend im Wohnungsbau aus dem Vorjahr auch 2024 ungebremst fortgesetzt: Die Bauunternehmen hätten im Januar 2024 für diese Sparte einen realen Ordereinbruch von 17,5 Prozent gemeldet, das sei der 22 Rückgang in Folge. Und dass, obwohl die Aufträge im Januar des Vorjahres schon um ein Drittel eingebrochen seien. Ein Ende dieser Entwicklung ist – angesichts der stark rückläufigen Wohnungsbaugenehmigungen – auch vorerst nicht abzusehen. Es sei lediglich dem Wirtschaftstiefbau mit einem realen Orderplus von 20 Prozent zu verdanken, dass für das gesamte Bauhauptgewerbe im Vorjahresvergleich noch ein leichtes Plus ausgewiesen wurde.

Müller: „Der Bau wird gebraucht, heute und in Zukunft. Nicht nur für den Bau von dringend benötigtem Wohnraum, sondern auch für die Instandhaltung und Erweiterung der Verkehrs-, Energie- und sozialen Infrastruktur. Deshalb ist es absurd, dass vereinzelt Bauunternehmen aufgrund schwindender Aufträge überlegen müssen, ihr Personal in Kurzarbeit zu schicken.“ Laut der Bundesagentur für Arbeit hätten im Februar 346 Unternehmen des Baugewerbes für 2.458 Personen Kurzarbeit ange­zeigt, vor zwei Jahren sei das noch nicht notwendig gewesen. „Noch viel schlimmer sind die wieder stark steigenden Insolvenzzahlen in unserer Branche. Allein im vergangenen Jahr mussten 1.400 Unternehmen des Bauhauptgewerbes Insolvenz anmelden, ein Viertel mehr als 2022. Wir befürchten, dass sich diese Entwicklung fortsetzen wird, schließlich hat sich der Ertragslage in unserer Branche aufgrund der stark gestiegenen Material-, Energie- und Zinskosten seit 2021 deutlich verschlechtert.“ Nach neuesten Berechnungen des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes hätte sich die Umsatzrendite im Bauhauptgewerbe von ehemals 10 Prozent im Jahr 2020 auf 6,6 Prozent im Jahr 2022 reduziert, die Eigenkapitalquote sei von 23,6 auf 19,6 Prozent gesunken. Auch für 2023 erwarte der Hauptverband keine Besserung, schließlich hätten 27 Prozent der in der Herbstumfrage der Creditreform befragten mittelständischen Bauunternehmen angegeben, dass ihre Ertragslage weiter gesunken sei, nur 15 Prozent berichten über eine gestiegene Ertragslage. „Angesichts der sinkenden Umsätze wird sich das in naher Zukunft auch nicht ändern. Nach einem realen Umsatzminus in 2023 von 5,2 Prozent ist der Umsatz1 im Januar um 5,3 Prozent gesunken.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, der Bundesagentur für Arbeit, des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes und der Creditreform

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 kalenderbereinigt | 3 saison-, kalender- und preisbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugewerbe: Düstere Aussichten für den Wohnungsmarkt – Aufträge im Wohnungsbau brechen weiter ein

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Für den Wohnungsbaumarkt beginnt das neue Jahr fatalerweise, wie das alte endete. Im Hochbau verzeichnen die Bauunternehmen einen nominalen Auftragsrückgang um knapp 5 Prozent, real um 6 Prozent. Das ist maßgeblich auf den Wohnungsbau zurückzuführen. Hier gingen die Order um ca. 16 Prozent zurück, real um ca. 17,5 Prozent. Das war nach dem deutlichen Einbruch bei den Baugenehmigungen im Vorjahr um fast 100.000 Wohnungen auch nicht anders zu erwarten. Diese Entwicklung macht uns große Sorgen. In der anhaltenden Abwärtsspirale am Markt wird es für die Wohnungsbauunternehmen immer schwieriger, die in den Vorjahren neu an Bord geholten Mitarbeiter zu beschäftigen.“ So Pakleppa weiter.

Anders bewertet Pakleppa die Entwicklung im Tiefbau. „Wir sehen im Tiefbau weiter einen anhaltend positiven Trend. Hier haben die Order um nominal 14 Prozent, real um 11 Prozent zugelegt. Dabei sind die Order im Wirtschaftstiefbau um nominal 22 Prozent gestiegen. Es sind weiter vor allem Großprojekte bei der Energie- und Verkehrsinfrastruktur, die hier zu Buche schlagen. Der Baumittelstand partizipiert hier gleichwohl nicht adäquat.

Die Bautätigkeit selbst verlief verhalten. Bei einer gleichen Anzahl von Arbeitstagen fiel die Zahl der geleisteten Stunden gegenüber dem Vorjahr um ca. 8 Prozent geringer aus. Zum einen haben uns die vielen Niederschläge witterungstechnisch behindert, zum anderen sind die Auftragspolster, gerade im Wohnungsbau, zu niedrig.

Das am Freitag beschlossene Wachstumschancengesetz ist ein wichtiges Signal, für das wir dankbar sind. Im Wohnungsbau schafft es samt der degressiven Abschreibungsmöglichkeit bei Wohngebäuden mehr Investitionssicherheit. Bauherren und Branche sind froh, dass die Union dem Gesetz zugestimmt hat. Damit allein ist die deutsche Wohnungsbaukrise aber noch nicht gelöst.

Die neuen Zahlen machen eins deutlich: Früher oder später wird die Bundesregierung um eine Entscheidung nicht herumkommen: entweder senkt sie die Anforderungen im Wohnungsneubau oder sie erhöht die Förderungen. Denn bei den hohen Bauzinsen und Materialpreisen sowie den energetischen Anforderungen ist eine Zinsstütze für viele Bauherren die letzte Möglichkeit, überhaupt noch zu bauen. Die Förderprogramme müssen auf den EH 55-Standard ausgerichtet werden und sind langfristig budgetsicher auszustatten.“ So Pakleppa abschließend.

Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreicht im Januar ca. 5 Mrd. Euro, nominal -3,7 Prozent, real ca. -5,3 Prozent. Der Umsatz im Wohnungsbau erreichte dabei ca. 1,2 Mrd. Euro; nominal ca. -16 Prozent. Demgegenüber konnte der gewerbliche Bau mit ca. 2,4 Mrd. Euro das Vorjahresergebnis gut halten. Im Öffentlichen Bau wurden ca. 1,5 Mrd. Euro umgesetzt, nominal ein Zuwachs um ca. 3 Prozent.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe