24. April 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im August 2022: -6,0 % zum Vormonat

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im August 2022 gegenüber Juli 2022 kalender- und saisonbereinigt um 6,0 % gesunken. Im Vorjahresvergleich zum August 2021 sank der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 15,6 %. Nominal (nicht preisbereinigt) lag der Auftragseingang jedoch aufgrund der gestiegenen Baupreise mit einem Volumen von 7,9 Milliarden Euro 0,8 % über dem Vorjahresniveau.

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im August 2022
(c) Statistisches Bundesamt (Destatis)

In den ersten acht Monaten des Jahres 2022 sanken die Auftragseingänge gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 5,2 %, während sie nominal um 10,3 % stiegen.

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich rückläufig

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im August 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 5,1 % zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 11,2 % auf 9,5 Milliarden Euro.

In den ersten acht Monaten des Jahres 2022 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 4,3 % und stiegen nominal um 11,5 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im August 2022 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,4 %.

Pressemitteilung: Statistisches Bundesamt

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Bauindustrie: Bauindustrie senkt Umsatzprognose für 2022

Das Statistische Bundesamt meldete für August einen preisbereinigten Rückgang des Umsatzes1 im Bauhauptgewerbe im Vergleich zum Vorjahresmonat von 5,1 Prozent. „Für die ersten acht Monate sind wir mittlerweile bei einem realen Minus von 4,3 Prozent. Wir sehen uns daher gezwungen, unsere Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2022 vom Mai anzupassen. Zur Jahresmitte sind wir (für alle Betriebe) noch von einer Spannbreite von real Null bis minus zwei Prozent ausgegangen. Dies ist nicht mehr zu halten. Wir erwarten nun für das Gesamtjahr 2022 einen realen Umsatzrückgang von fünf Prozent.“ Mit diesen Worten kommentiert der Präsident der BAUINDUSTRIE, Peter Hübner, die aktuellen Konjunkturindikatoren für die Bauwirtschaft.

Die besondere Situation am Bau erläutert Hübner wie folgt: „Die Unternehmen selbst rechnen nicht in preisbereinigten (realen), sondern in tagesaktuellen (nominalen) Preisen, weshalb sie weiterhin hohe positive Umsätze ausweisen. Auch der Auftragsbestand ist noch relativ hoch. Der Effekt, dass für das gleiche Geld inflationsbedingt aber weniger Bauleistung erbracht wird, trifft vor allem die Auftraggeber. Diese können künftig mit dem gleichen Geld weniger Projekte umsetzen, die aber heute und in Zukunft dringend gebraucht werden. Zudem schaffen die starken Preissteigerungen bei Baumaterial und Energie, der Zinsanstieg sowie höhere Lebenshaltungskosten ein zunehmend unsicheres Marktumfeld für private und öffentliche Bauherren. Schon heute führt dies zu einem Rückgang beim Auftragseingang sowie zu Stornierungen auf einem ungewöhnlich hohen Niveau.“

Die Bauunternehmen1 hätten für den August im Vergleich zum Vorjahresmonat ein reales Orderminus von 14,2 Prozent (kalenderbereinigt: – 15,6 Prozent), zum Vormonat2 von 6,0 Prozent gemeldet. Für die ersten acht Monate sei dies mittlerweile ein Rückgang von real 5,0 Prozent (kalenderbereinigt: – 5,2 Prozent). „Das sind keine guten Vorzeichen für das laufende und das kommende Jahr,“ beurteilt Hübner die aktuelle Lage „Im Wohnungsbau spüren wir heute schon eine defacto Investitionsbremse – der Auftragseingang ist im August um real 24 Prozent eingebrochen. Angesichts des hohen Bedarfs an Wohnraum erschreckend. Aber auch die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes und der Dienstleister neigen wegen der unsicheren Lage zur Zurückhaltung. Wir befürchten, dass nun auch die öffentliche Hand – angesichts hoher Ausgaben für die Kompensation gestiegener Energiekosten – bei den Bauinvestitionen sparen wird und die inflationsbedingten Preiseffekte nicht ausgleichen kann. Angesichts maroder Brücken, Straßen und Schulen appellieren wir an Bund, Länder und Gemeinden, sich ihrer Verantwortung hinsichtlich einer funktionierenden Infrastruktur bewusst zu sein. Ansonsten ist Deutschland bald wieder der kranke Mann Europas.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten;
2 saison-, kalender- und preisbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

 

Baugewerbe: Wohnungsbau setzt Talfahrt fort – Auftragseingänge real mit 11 % im Minus

„Mit großer Sorge sehen wir einen zunehmenden Einbruch der Auftragseingänge im Wohnungsbau. Wir haben bereits in den letzten Monaten darauf hingewiesen, dass aufgrund stark gestiegener Lebenshaltungs- und steigender Finanzierungskosten sowie zulegender Materialpreise die Nachfrage im Wohnungsbau erheblich gesunken ist. Der Rückgang der Auftragseingänge hält weiter an. Im August sind es nunmehr real fast 24 % unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt fehlen uns zum Vorjahr nun schon real ca. 11 %.“ So Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, zu den aktuellen Meldungen das Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe zum August 2022.

Pakleppa weiter: „Es zeigt sich immer deutlicher, dass der politische Anspruch, im Jahr 400.000 Wohnungen zu errichten, nicht aufgehen wird. Der Wohnungsbau braucht jetzt dringend die avisierte Gaspreisbremse. Der Druck der Materialpreisentwicklung auf die Baupreise muss reduziert werden. Daher ist die Baustoffindustrie schnellstmöglich auf die Entlastungen angewiesen.

Wir stehen zu unserer Verpflichtung aus dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum, die Kapazitäten weiter anzupassen; schließlich leisten die baugewerblichen Unternehmen 80 % des Wohnungsbaus in Deutschland. Dies kann aber nur erfolgen, wenn die Rahmenbedingungen für den Wohnungsbau nachhaltig auf Investitionen ausgerichtet sind. Das ist derzeit nicht der Fall. Gerade private Investoren benötigen angesichts steigender Finanzierungskosten eine zielentsprechende Neubauförderung. Hier fehlt es deutlich an Wumms.“

Nach den Daten des statistischen Bundesamtes haben die Unternehmen des Bauhauptgewerbes mit 20 und mehr Beschäftigten im August einen Umsatz von ca. 9,5 Mrd. Euro erwirtschaftet, nominal ein Zuwachs um ca. 11,2 %, real ein Verlust von 5,1 %. Die Branche generierte bis zum August einen Umsatz von ca. 65,7 Mrd. Euro, nominal ein Zuwachs um 11,5 %, real ein Rückgang um 4,3 %. Die Order erreichten bis August ca. 67,3 Mrd. Euro, nominal ein Zuwachs um 10 %, real ein Rückgang um 5 %.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB)