2. Mai 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im April 2023: -1,3 % zum Vormonat

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im April 2023 gegenüber März 2023 kalender- und saisonbereinigt um 1,3 % gesunken.

Im Vergleich zum Vorjahresmonat April 2022 fiel der reale, kalenderbereinigte Auftragseingang um 10,3 %. Der nominale (nicht preisbereinigte) Auftragseingang lag im April 2023 mit einem Volumen von 8,0 Milliarden Euro trotz der deutlich gestiegenen Baupreise nur 1,2 % über dem Vorjahresniveau.

In den ersten vier Monaten des Jahres 2023 sanken die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe gegenüber dem Vorjahreszeitraum kalender- und preisbereinigt (real) um 16,9 % und nominal um 4,2 %.

(c) Statistisches Bundesamt

Realer Umsatz im Vorjahresvergleich weiter rückläufig

Der reale Umsatz im Bauhauptgewerbe ist im April 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,8 % zurückgegangen. Der nominale Umsatz erhöhte sich aufgrund der stark gestiegenen Baupreise um 2,7 % auf 8,4 Milliarden Euro.

In den ersten vier Monaten des Jahres 2023 sanken die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum real um 8,9 % und stiegen nominal um 5,1 %.

Die Zahl der im Bauhauptgewerbe tätigen Personen erhöhte sich im April 2023 gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,3 %.

Pressemitteilung: Statistisches Bundesamt

Kommentare

Deutsches Baugewerbe: Die Talfahrt im Wohnungsbau geht ungebremst weiter

„Der Wohnungsbau bleibt das große Sorgenkind der Baukonjunktur. Nach den neuen Zahlen geht die Talfahrt ungebremst weiter. Diese Entwicklung müssen wir aufhalten“, kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB), die aktuellen Meldungen des Statistischen Bundesamtes zu den bewilligten Bauanträgen und zu den Auftragseingängen im Wohnungsbau. Bis zum April wurden für knapp 75.000 Wohneinheiten (WE) Genehmigungen im Wohnungsneubau bewilligt, fasst 33.000 WE weniger als im Vorjahr (-36%). „Diese Talfahrt schlägt sich auch in den Auftragsbüchern der Bauunternehmer nieder. Bis zum April liegen die Order im Wohnungsbau nominal um 25% und real um 35% unterhalb des Vorjahresniveaus“ so Pakleppa, der sofortige Investitionsanreize fordert:

„Die Zahlen spiegeln auch die Wahrnehmung der Unternehmerinnen und Unternehmer. Sie haben in den letzten Jahren erfolgreich Beschäftigung aufgebaut. Jetzt macht es Ihnen die zunehmende Unterauslastung immer schwerer, den Beschäftigungsstand zu halten. Deswegen brauchen wir jetzt sofort spürbare Investitionsanreize für Private und institutionelle Anleger. Sonst verlieren wir dauerhaft die Fachkräfte und das Wohnungsbauziel von 400.000 WE pro Jahr bleibt auf Jahre unerreichbar.

Leider zeigen die Neubauförderprogramme, die wir grundsätzlich begrüßen, keine Wirkung auf die Nachfrage. Der maximale Kreditrahmen im klimafreundlichen Neubau ist zu gering, um private Investoren wirklich an den Start zu bringen. Gleichzeitig sind die Zugangsbedingungen zu restriktiv. Die Nachweisanforderungen in den Programmen binden zusätzliche Kapazität. Gebraucht wird ein schneller Impuls, damit die Finanzierung der eigenen vier Wände gelingt. Dabei könnte zum Beispiel ein reduzierter Mehrwertsteuersatz helfen. Für institutionelle Anleger können höhere Abschreibungen ein Anreiz sein, die energetisch ambitionierten Projekte anzugehen.“

Nur die Entwicklung einer Sparte kann Pakleppa derzeit positiv bewerten: „Ein konjunktureller Lichtblick sind die Tiefbauinvestitionen im gewerblichen Bereich. Die Order liegen kumuliert per April zumindest nominal um 14% über dem Vorjahresniveau. Hier schlagen sich die Investitionen der Bahn, aber auch der Ausbau der Energieinfrastruktur nieder. Wir unterstützen den Ansatz der Bahn, den politischen Bekenntnissen zur Mobilitätswende jetzt auch die entsprechenden Investitionsmittel beizustellen. Nicht nur die Schiene, auch die Bahnhöfe haben einen hohen Investitionsbedarf. Wir brauchen hier eine Verstetigung der Mittel, um wieder Verlässlichkeit in die Kapazitätsauslastung zu bekommen.“

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes haben die Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten per April einen Umsatz von 29,2 Mrd. Euro realisiert nominal ein Plus von gut 5%, real ein Rückgang um 9%.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe


Dem Bau gehen die Aufträge aus – Investitionsstreik macht sich breit

„Dem Bau gehen so langsam die Aufträge aus. Der aktuelle Auftragsbestand wird von den Bauunternehmen noch sukzessive abgebaut, es kommt aber immer weniger nach. Der Auftragseingang, woraus sich künftige Umsätze und Gewinne speisen, wies im April abermals einen realen Rückgang aus. Das war mittlerweile der dreizehnte Monat in Folge. Es ist somit kein Wunder, dass nun auch der Umsatz zweistellig im Minus ist.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die aktuellen Konjunkturindikatoren für das Bauhauptgewerbe. Demnach hat das Statistische Bundesamt für das deutsche Bauhauptgewerbe1 für den Monat April 2023 im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat einen Auftragsrückgang3 von real 10,3 Prozent ausgewiesen. Für den gesamten Zeitraum von Januar bis April ergibt sich mittlerweile ein realer Ordereinbruch3 von 16,9 Prozent. Sogar im Vergleich zum Vormonat2 wurde ein Auftragsrückgang von 1,3 Prozent ausgewiesen. Der Umsatz1 ist nominal zwar mit 2,7 Prozent noch leicht im Plus, aufgrund der nach wie vor stark gestiegenen Baumaterial- und somit Baupreisen aber um real 10,8 Prozent eingebrochen. Für die ersten vier Monate ergibt sich damit ein Umsatzminus von real 8,9 Prozent.

„Nach wie vor leidet insbesondere der Wohnungsbau unter dem kostenbedingten „Investitionsstreik“ der privaten und gewerblichen Investoren. Hier ist der Auftragseingang im April preisbereinigt um 29,8 Prozent eingebrochen. Für die ersten vier Monate ergibt sich ein Minus von 34,6 Prozent. Bei einem Rückgang der Wohnungsbaugenehmigungen im gleichen Zeitraum von 27,3 Prozent ist das nicht verwunderlich. Die fehlenden Aufträge von heute sind die fehlenden Wohnungen von morgen. Die schon jetzt zu beobachtende Knappheit wird sich somit noch deutlich verstärken“, erläutert Müller die aktuelle Situation. Das nominale, aber auch reale Orderplus im April in den Sparten Wirtschaftstiefbau – hervorgerufen durch Großaufträge bei der Bahn – sowie Öffentlicher Hochbau hätte den starken Einbruch im Wohnungsbau und die Rückgänge in den anderen Sparten nicht ausgleichen können. Für den gesamten Zeitraum Januar bis April wiesen sämtliche Bausparten ein reales Minus aus. Müller: „Für die nahe Zukunft der Branche ist dies keine gute Entwicklung.“ Man könne es den Bauunternehmen somit nicht verdenken, dass sie ziemlich pessimistisch auf die kommenden sechs Monate schauen würden. Immerhin hätten im Rahmen des ifo Konjunkturtests im Mai 39 Prozent der Befragten angegeben, eine eher ungünstigere Entwicklung ihrer Geschäftslage zu erwarten, im Wohnungsbau wären es sogar 57 Prozent gewesen, so viele wie noch nie im Monat Mai.

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes, des ifo Instituts sowie des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie.1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 saison-, kalender- und preisbereinigt | 3 kalenderbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.