8. Mai 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe 2023 um 4,4 % niedriger als im Vorjahr – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Jahr 2023 um 4,4 % gegenüber dem Vorjahr gesunken. Mit einem Volumen von 102,3 Milliarden Euro lag der Auftragseingang nominal (nicht preisbereinigt) 3,3 % über dem Vorjahresniveau und damit erstmals im dreistelligen Milliardenbereich, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Die unterschiedliche Entwicklung von realen und nominalen Werten ist auf die zu Beginn des Jahres deutlich gestiegenen Baupreise zurückzuführen.

Im Hochbau gingen die realen Auftragseingänge um 11,4 % zurück und lagen mit 49,1 Milliarden Euro nominal 5,0 % unter dem Vorjahresergebnis. Dabei verzeichnete der Wohnungsbau mit real -19,8 % (nominal: -13,4 %) die größten Einbußen und das niedrigste nominale Jahresergebnis seit 2018. Der Tiefbau stieg im Vergleich zum Vorjahr real um 3,0 % und steigerte sich nominal um 12,2 % auf 53,2 Milliarden Euro. Großaufträge, vor allem im Bahnstreckenausbau und beim Bau der Kabeltrassen Suedlink und Süd-Ost-Link trugen maßgeblich zum vorliegenden Rekordergebnis bei.

Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe real gesunken

Der Jahresumsatz im Bauhauptgewerbe sank im Vergleich zum Vorjahr real um 3,3 %. Nominal steigerte er sich um 3,5 % und erreichte einen neuen Höchststand von 113,8 Milliarden Euro. Dabei fiel der Wohnungsbau mit 26,6 Milliarden Euro Jahresumsatz am stärksten ins Gewicht, der gewerbliche Hochbau folgte mit 26,0 Milliarden Euro.

In dieser Statistik werden alle Betriebe von Unternehmen mit 20 und mehr tätigen Personen erfasst. Im Jahr 2023 waren das rund 9 600 Betriebe und damit 1,8 % mehr als im Vorjahr. Seit 13 Jahren (2009: 7 000 Betriebe) steigt die Zahl dieser Betriebe kontinuierlich.

In den befragten Betrieben waren 2023 im Jahresdurchschnitt 536 000 Personen tätig. Das waren rund 6 600 oder 1,2 % mehr als im Jahr zuvor. Die Entgelte stiegen im gleichen Zeitraum nominal um 3,9 % und ergaben eine Gesamtsumme von 24,1 Milliarden Euro. Dabei wurden etwa 617 Millionen Arbeitsstunden (-0,5 % gegenüber 2022) auf Baustellen geleistet.

Auftragseingang steigt im Dezember 2023 um 7,9 % zum Vormonat

Im Dezember 2023 lag der reale Auftragseingang im Bauhauptgewerbe saison- und kalenderbereinigt 7,9 % höher als im Vormonat. Im Vorjahresvergleich stieg der reale Auftragseingang im Dezember 2023 kalenderbereinigt um 4,2 %. Der Auftragseingang betrug rund 8,6 Milliarden Euro. Das waren nominal (nicht preisbereinigt) 1,7 % mehr als im Dezember 2022.

Quelle: DESTATIS | Statistisches Bundesamt

Kommentare

Bauindustrie: Prognosen bestätigt – Schwaches Baujahr 2023

Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe1 für den Monat Dezember 2023 im Vergleich zum Vorjahresmonat einen realen Umsatzrückgang von 3,3 Prozent. Für das Gesamtjahr 2023 ergibt sich damit für alle Betriebe ein Umsatzminus von preisbereinigt 5 Prozent. „Unsere verhaltene Umsatzprognose wird leider bestätigt. Die nominal schwachen Zuwächse wurden 2023 durch die starken Materialpreissteigerungen aufgezehrt. Auf das laufende Jahr schauen wir mit gemischten Gefühlen: Wir erwarten einen weiteren preisbereinigten Umsatzrückgang von 3,5 Prozent. Und dass, obwohl der Bedarf an Bauleistungen ungebrochen hoch ist.“ Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer der BAUINDUSTRIE, Tim-Oliver Müller, die heute veröffentlichten Konjunkturindikatoren für den Bau. „Auch neue Aufträge bleiben überwiegend aus: Für das Gesamtjahr 2023 wurde ein realer Orderrückgang1 von 4,4 Prozent gemeldet.“ Dass der Auftragseingang im Dezember1,2 im Vergleich zum Vorjahresmonat um real 4,2 Prozent gestiegen sei, sei nicht auf eine Verbesserung der Baukonjunktur, sondern lediglich auf einen Basiseffekt zurückzuführen: Im Dezember 2022 sei schon ein reales Minus von 23 Prozent ausgewiesen worden.

ARBEITSPLÄTZE

Aufgrund dieser schlechten Entwicklung hätten die Bauunternehmen im vergangenen Jahr nur noch 1.120 neue Arbeitsplätze geschaffen, nach 15.200 im Jahr 2022. Für 2024 rechne der Verband sogar mit einem vor allem demographisch bedingten Rückgang von 10.000 auf dann jahresdurchschnittlich 918.000 Beschäftigte. „Das ist der erste Beschäftigtenrückgang seit 2008. Langfristig haben wir das Problem, dass beim Anspringen der Nachfrage das Personal fehlt. Dies ist besonders bitter im Wohnungsbau, der vom Beschäftigtenabbau betroffen ist. Demgegenüber werden in den Tiefbausparten weiterhin neue Mitarbeiter eingestellt“, fasst Müller die Arbeitsmarktsituation der Branche zusammen.

STIMMUNG

Müller: „Natürlich ist die Stimmung am Bau unter solchen Vorzeichen schlecht. 22 Prozent beurteilen ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht, 44 Prozent erwarten sogar noch eine Verschlechterung in den kommenden 12 Monaten (DIHK-Umfrage Anfang 2024). Die Stimmung zu Jahresbeginn war nur während der Finanzkrise 2009 schlechter. Im Hochbau befürchtet sogar jeder zweite eine Verschlechterung. Angesichts der desolaten Lage am Wohnungsbaumarkt ist das kein Wunder.“ Der Verband erwarte für 2024 im Wohnungsbau einen Umsatzeinbruch von real 12 Prozent, nach 12 Prozent 2023.

Das Bild der Branche bleibt nach wie vor vielschichtig: „Trotz der eingetrübten Zahlen bleiben die Unternehmen standhaft und sind zweckoptimistisch. Denn Wohnungen werden dringend gebraucht. Kaum ein innenpolitisches Thema wird in den kommenden Monaten und auch im Bundestagswahlkampf 2025 eine solch brisante Rolle spielen.“

BAUSPARTEN

Eine leichte Entspannung sei hingegen im Wirtschaftsbau zu erwarten. Die Großprojekte im Bahn- und Kabelleitungsbau des vergangenen Jahres werden sich im Umsatz 2024 bemerkbar machen. Die BAUINDUSTRIE erwarte ein reales Umsatzplus von zwei Prozent, nach einem Rückgang von einem Prozent im vergangenen Jahr.

Auch im Öffentlichen Bau seien die Umsätze 2023 um real ein Prozent zurückgegangen, was überwiegend der überdurchschnittlichen Baumaterial- und somit Baupreissteigerung und der daraus resultierenden schwachen Entwicklung im Straßenbau geschuldet sei. Für 2024 rechne der Hauptverband allerdings mit einem leichten Plus von einem Prozent. „Um dem Substanzverlust bei unserer Infrastruktur aber nachhaltig zu begegnen, müssten Bund, Länder und Kommunen ihre Investitionsbudgets weiter erhöhen und langfristig verstetigen“, fordert Müller. „Ansonsten wird der Standort Deutschland weiter geschwächt. Deshalb müssen dringend für alle Verkehrsträger langfristige Finanzierungvereinbarungen getroffen werden, schließlich darf die Funktionsfähigkeit unserer Verkehrsnetze nicht von jährlichen Unvorhersehbarkeiten politischer Debatten abhängig sein.“

Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes

1 Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten | 2 kalenderbereinigt

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.

Baugewerbe fordert entschlossenes Handeln gegen Wohnungsbaukrise

Die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Daten zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe für das Jahr 2023 kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe:

„Während die Order im Hochbau von der schwachen Nachfrage im Wohnungsbau gezeichnet sind, sehen wir im Tiefbau eine positive Entwicklung. So mussten die Unternehmen im Wohnungsbau Auftragsrückgänge von nominal 13,5 Prozent, real von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verkraften. Die Order im Tiefbau legten dagegen nominal um 12 Prozent und real um 3 Prozent zu. Im Tiefbau tragen Projekte aus dem Gewerbebau, zur Mobilitätswende sowie zur Energiewende die Entwicklung. So sind im Jahresverlauf Großprojekte im Öffentlichen Nahverkehr, aber auch für den Stromtrassenausbau in Auftrag gegangen. Auch die Deutsche Bahn investiert weiter in ihr Schienennetz. Die Order im Wirtschaftstiefbau schlagen nominal mit plus 26 Prozent zu Buche. Insgesamt legte die Baunachfrage um nominal 3 Prozent zu. Sie verlor real um gut 4 Prozent.

Der Auftragseinbruch im Wohnungsbau hat bis Ende 2023 noch nicht voll auf die Umsatzentwicklung durchgeschlagen, da die Unternehmen noch von ihren Auftragsbeständen zehren können, die jetzt aber aufgebraucht sind. So erreichte der Umsatz im Wohnungsbau ca. 58 Mrd. Euro, nominal einen Rückgang um 6 Prozent, real um 12 Prozent. Im Schlussquartal 2023 hat die Umsatzentwicklung aber bereits deutlich nachgegeben. Hier lag der nominale Rückgang bei 10 Prozent. Für die nächsten Monate ist zu befürchten, dass der Negativtrend anhält.

Umso wichtiger ist es, dass die im Dezember 2023 gestoppten KfW-Förderprogramme für den klimafreundlichen Wohnungsneubau nun wieder anlaufen. Dies kann allerdings nur begrenzt Investitionen reanimieren. Hier braucht es dringend weitere Maßnahmen. Die zusätzlich angekündigten Förderprogramme müssen schnellstens kommen.

Kein Verständnis haben wir für die Verzögerungen bei der Umsetzung des Wachstumschancengesetzes. Hier die Bauwirtschaft gegen die Landwirtschaft auszuspielen, ist unverantwortlich. Die Investoren im Mietwohnungsbau setzen auf die verbesserten Rahmenbedingungen. Ohne bessere Baubedingungen werden wir auch keine spürbaren Impulse sehen. Es muss endlich entschlossen gehandelt werden in der Wohnungsbaupolitik.“ So Pakleppa weiter.

Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes erreichte der Umsatz im Bauhauptgewerbe im vergangenen Jahr insgesamt ca. 162,6 Mrd. Euro, nominal ein Zuwachs um gut 1 Prozent, real ein Rückgang um 5 Prozent. Der Umsatz im Wirtschaftsbau kommt auf 60 Mrd. Euro, nominal ein Plus um 5,5 Prozent, real ein Rückgang um 1 Prozent. Die Umsätze im öffentlichen Bau erreichen 45 Mrd. Euro, nominal ein Plus um 6 Prozent, real ein Rückgang um 1 Prozent. Die Preisentwicklung für Bauleistungen lag im Jahr 2023 bei 7 Prozent.

„Die Zahl der Beschäftigten in allen Betrieben des Bauhauptgewerbes konnte noch knapp auf Vorjahresniveau gehalten werden. Nach 926.600 Beschäftigten in 2022 waren es im Jahresverlauf 2023 ca. 927.800 Beschäftigte. Das zeigt, dass die Bauunternehmen trotz der Nachfragezurückhaltung weiter den Beschäftigtenstand halten wollen. Allen ist klar, dass es potentiell enorme Baubedarfe im Wohnungsbau und bei der Mobilitäts- und Energieinfrastruktur gibt. Diese müssen jetzt schnell – gerade im Wohnungsbau – an den Markt kommen. Sonst wird der Bestand an Fachkräften schwinden. Ohne eine ausreichende Anzahl an Fachkräften werden aber weder ausreichend Wohnungen errichtet, noch die Klima- und Mobilitätswende gebaut.“ So Pakleppa abschließend.

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe