19. April 2024

Aufarbeitung: Historikerkommission übergibt Bundesbauministerin Klara Geywitz Forschungsergebnisse zum Bauen im Nationalsozialismus

Berlin (pm) – Die Unabhängige Historikerkommission hat Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, ihre Ergebnisse zum Thema „Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ übergeben. Diese siebenköpfige Kommission wurde im Jahr 2017 von Dr. Barbara Hendricks, der damaligen Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, eingesetzt. Sie hatte die Aufgabe, die Verstrickung der für das Planen und Bauen zuständigen Institutionen und Personen mit dem System des NS-Staates aufzuarbeiten und deren Mitverantwortung deutlich zu machen.

Gleichzeitig eröffnet die Akademie der Künste heute die Ausstellung „MACHT RAUM GEWALT Planen und Bauen im Nationalsozialismus“, in der die Ergebnisse der Historikerkommission mit zahlreichen Bildern, Dokumenten, Modellen und Texten der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Forschungsarbeit war hochkomplex, da es im NS-Staat kein zuständiges Bauressort als Vorgängerinstitution gab. Der Gebäude- und Städtebau war in zahlreichen Verwaltungen aufgesplittert.

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen:

„Die Ergebnisse der Historikerkommission machen deutlich, welche Rolle das Planen und Bauen in einem totalitären System spielt. Es hat im NS-Staat dazu beigetragen, die jüdische Bevölkerung, Sinti und Roma oder politische Gegner aus der Gesellschaft auszuschließen und zu vernichten. Architekten, Städteplaner und Ingenieure haben Vernichtungslager in ihren Büros konzipiert, Ghettos gebaut und die zahlreichen Rüstungskomplexe, Bunker- und Infrastrukturanlagen errichtet. Viele Gebäude aus der NS-Zeit sind heute noch zu sehen, einige wurden umgenutzt oder weiterentwickelt.

Die Historiker beschreiben die alltägliche Arbeit der Baufachleute, die sie zu Mitverantwortlichen gemacht hat. Und sie zeigen eindrücklich die personellen Kontinuitäten nach dem Zusammenbruch des Regimes beim Wiederaufbau und Wohnungsbau.

Einen großen Dank möchte ich an die Kommission und an die Forschenden richten, die mit ihrer bemerkenswerten und detaillierten Forschungsarbeit dazu beitragen, dass dieses dunkle Kapitel in unserer Geschichte auch aus bauplanerischer Sicht beleuchtet wird.“

Die Unabhängige Historikerkommission besteht aus renommierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern: Prof. Dr. Wolfgang Benz, Prof. Dr. Tilman Harlander, Prof. Dr. Elke Pahl-Weber, Prof. Dr. Wolfram Pyta als Sprecher der UHK, Prof. Dr. Adelheid von Saldern, Prof. Dr. Wolfgang Schäche und Prof. Dr. Regina Stephan.

Die Ergebnisse, die die Kommission in 15 Forschungsaufträgen und mit Hilfe von 28 Forschenden erarbeitet hat, sind jetzt bis 16. Juli 2023 in der Ausstellung in der Akademie der Künste zu sehen. Gleichzeitig sind sie in vier Forschungsbänden zusammengefasst. Begleitet wird die Ausstellung von zahlreichen Veranstaltungen und von Bildungsangeboten für Kinder, Schüler und Jugendliche.

Das Programm und die Projektwebsite finden Sie unter folgenden Links:

https://www.adk.de/de/programm/?we_objectID=65069&filter=34087

www.adk.de/macht_raum_gewalt


Pressemitteilung: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen