20. April 2024

Architect for Future: UMbauordnung für Deutschland, damit Bauen klimaneutral werden kann

Bremen (pm) – Architects for Future – A4F fordert eine Aktualisierung der gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Bauen. Nach der Petition „Bauwende JETZT” stößt A4F eine Novellierung der Bauordnung durch die Bauministerkonferenz an. Als Diskussionsgrundlage für die Bauminister:innen hat A4F bereits sieben Änderungsvorschläge ausgearbeitet. Die konkreten Ansätze reichen von Vorteilen für das Bauen im Bestand über das Streichen der Stellplatzforderung für Autos bis zur Einbau-Erlaubnis gebrauchter Materialien.

Architektin Christina Patz, Koordinatorin für Bauen im Bestand bei A4F: „Ein klimaneutraler Gebäudesektor ist nur realisierbar, wenn neben Energieeffizienz im Betrieb folgende Punkte umgesetzt werden: Erstens: Revitalisierung des Gebäudebestandes, Zweitens: Wertschätzender Umgang mit den Ressourcen Fläche und Material, Drittens: Kreislauffähiges Bauen. ”

Laut der Expertin stehen dem aktuell viele Hemmnisse entgegen, die von A4F in einer breiten Umfrage unter erfahrenen Architekt:innen identifiziert werden konnten. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind ein wesentlicher Teil dieser Hemmnisse. A4F hat die Ergebnisse der Umfrage zum Anlass genommen und als ersten Schritt Vorschläge erarbeitet, die Musterbauordnung (MBO) zu einer MusterUMbauordnung zu entwickeln. Das Ziel einer MusterUMbauordnung: Der gesamten Immobilienbranche soll eine zukunftsorientierte Entwicklung und ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht werden. Nicht zuletzt der Entscheid des Bundesverfassungsgerichts hat gezeigt, dass die bisherigen Maßnahmen in Deutschland nicht ausreichend sind, um die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5°-Grenze einzuhalten. „Dabei liegt im Bausektor der größte Hebel, denn rund 40 % der Treibhausgasemissionen und über die Hälfte des gesamten Abfallaufkommens in Deutschland entstehen hier. Darüber hinaus verbraucht der Bausektor in Deutschland etwa 90 % aller nicht nachwachsenden mineralischen Ressourcen unwiederbringlich.”, erläutert Michael Wicke, Co-Koordinator für Bauen im Bestand bei A4F.

Mit teilweise geringfügigen Änderungen im Wortlaut zur bisherigen MBO, sieht Architects for Future ein großes Verbesserungspotential an folgenden sieben Stellschrauben, um die Revitalisierung des Gebäudebestandes als „Standard”-Bauaufgabe anzuerkennen und die Zwänge beim Bauen im Bestand zu berücksichtigen sowie wertschätzender mit den Ressourcen Fläche und Material umzugehen:

  1. Einführung von flexibleren Regelungen für das Bauen im Bestand
  2. Einführung einer generellen Genehmigungspflicht für Abrissmaßnahmen mit Verpflichtung zur Prüfung auf Sanierungsfähigkeit sowie für alle Bauvorhaben die Vorlage eines Rückbaukonzeptes
  3. Das Streichen der Kfz-Stellplatzforderung zugunsten ganzheitlich ausgerichteter kommunaler Mobilitätskonzepte,
  4. Ergänzung der Regelungen für gesunde Belichtung und Belüftung um die Schaffung von qualitativen Stadt-und Freiräumen, anstelle von reinen Regeln für Abstandsflächen
  5. Änderung der Zulassungsbedingungen für Bauprodukte zugunsten sekundärer Bauteile und Baustoffe
  6. Einführung eines Materialausweises für Gebäude, um verbaute Ressourcen für eine spätere Wiederverwendung zu dokumentieren
  7. Erhöhte Anforderungen an Typengenehmigungen – für Serienfertigung von Gebäuden – , um auch hier ökologische und energetische Standards zu verankern, die einem klimaneutralen Gebäudebestand gerecht werden.

Am 02.07.2021 hat A4F die Vorschläge mit bis dato über 20 mitunterzeichnenden Verbänden aus der Baubranche und Unterstützung von Professor:innen aus Architektur und Ingenieurswesen als offenen Brief an die Bauministerkonferenz verschickt, mit der Aufforderung an den Vorsitzenden Herrn Minister Prof. Dr. Hoff sowie die Bauminister:innen der Länder, sich dieses Themas anzunehmen und eine Änderung der Bauordnung zu beschließen und zu erarbeiten.

Mit einer MusterUMbauordnung möchte A4F nicht nur wichtige Veränderungen einleiten, die unumgänglich für das Einhalten der 1,5°-Grenze sind, sondern auch die Planungssicherheit und das Image für das Bauen im Bestand generell verbessern. Durch bessere Sanierungs-, Umbau-, bzw. Erweiterungsmöglichkeiten, sowie flexiblere Nutzungsmöglichkeiten sollen Eigentümer:innen die Sicherheit bekommen, dass ihre nachhaltig umgebaute Immobilie auch in den nächsten Jahrzehnten werthaltig und gut vermietbar ist. Höhere Qualität lässt sich nicht nur besser vermarkten und nachhaltiger fördern, sondern bietet den Eigentümer:innen auch Risikominimierung durch höhere Klimaresilienz und last but not least den Nutzer:innen eine höhere Behaglichkeit.

Pressemitteilung: Architects for Future e.V.