Lübeck (pm) – Die Notenbanken EZB und Fed senken voraussichtlich die Leitzinsen, die Baufinanzierungszinsen behalten ihren Abwärtstrend bei – entsprechend hellt sich die Situation für Finanzierungskunden momentan etwas auf.
Im Vorfeld der geldpolitischen Sitzung der EZB am morgigen Donnerstag wird am Markt fest von einer Zinssenkung ausgegangen. Die Verbraucherpreise der Eurozone verteuerten sich im August nur noch um 2,2 % zum Vorjahreszeitraum – der niedrigste Anstieg seit dreieinhalb Jahren. Zugleich stagniert die Konjunktur in Europa, das Bruttoinlandsprodukt erreichte im zweiten Quartal ein minimales Plus von 0,2 %. „Eine passende Ausgangssituation für niedrigere Leitzinsen, welche die wirtschaftliche Entwicklung und insbesondere den schwachen Konsum wieder ankurbeln könnten“, kommentiert Antonio Skoro, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH. „Da sich die Inflation nur noch knapp über den angestrebten 2 % bewegt, scheint auch diese ‚Hürde‘ für einen strafferen geldpolitischen Kurs beseitigt zu sein. Für morgen geht das Gros der Experten daher von einer Zinssenkung um 25 Basispunkte aus.“
Auch die Fed wird in der nächsten Woche die Leitzinsen voraussichtlich senken und nach 15 Monaten auf dem Stand von 5,25 bis 5,5 % eine geldpolitische Wende einleiten. Fed-Chef Jerome Powell sprach im Vorfeld offen davon, dass es an der Zeit sei, die Geldpolitik der Federal Reserve neu auszurichten. Antonio Skoro ergänzt: „In den USA zeigte die Inflationsrate zuletzt positive Tendenzen und stieg noch um knapp unter drei Prozent zum Vorjahreszeitraum, der konstant starke US-Arbeitsmarkt entwickelte sich schwächer. Alles in allem zeichnet sich ein ähnliches Bild ab wie in der Eurozone. Aktuellen Schätzungen zufolge wäre ein Zinsschritt der Federal Reserve von 0,25 Prozentpunkten am wahrscheinlichsten. Ein kleinerer Teil der Experten hält sogar eine Senkung über 0,5 Prozentpunkte für möglich.“
Aktuelle Entwicklung der Baufinanzierungszinsen
Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen sanken von Anfang August bis September noch einmal leicht, von 3,11 auf 2,97 % bei den 10-jährigen Zinsbindungen und von 3,27 auf 3,16 % bei den 15-jährigen. „Endlich stimmt die Datenlage, und es kommt mehr Bewegung in die Zinspolitik der Notenbanken“, erläutert Skoro. Den erwarteten Zinsschritten im September könnten weitere folgen, auch wenn die Inflation zum Jahresende wieder leicht steigen soll. Hintergrund dieser Prognose sind deutlich verteuerte Dienstleistungen, welche die Verbraucherpreise in den nächsten Monaten etwas antreiben werden.“
Für Finanzierungskunden sieht Antonio Skoro im Herbst dennoch mehr Potenzial: „Die Entscheidungen von EZB und Fed werden vom Anleihe- und Zinsmarkt vorweggenommen. Ein Bestzins unter drei Prozent ist schon jetzt wieder möglich, und die Produktanbieter senken momentan überwiegend ihre Konditionen. Grund genug, um auch angesichts teilweise steigender Immobilienpreise den Traum von den eigenen vier Wänden genauer ins Auge zu fassen.“
Aus Sicht des Qualitypool-Geschäftsführers hat sich in den letzten Wochen und voraussichtlich anhaltend eine Art „Sweet spot“ entwickelt: „Die Immobilienpreise sind eine ganze Zeit lang gefallen, auf der anderen Seite gehen die Zinsen zurück, so dass sich die Belastung für Eigennutzer reduziert hat und für mehr Leistbarkeit sorgt. Auch Kapitalanleger profitieren von dieser Entwicklung, und aufgrund des angespannten Mietmarktes sehen wir recht stark steigende Mieten. Ein solches Umfeld macht die Assetklasse Immobilie wieder interessant.“
Tendenz:
Kurzfristig: leicht sinkend
Langfristig: rückläufig
Quelle: Qualitypool GmbH