7. Dezember 2025

RICS: Moderate Verbesserung der Bauaktivität weltweit

Frankfurt am Main (pm) – Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor für das dritte Quartal 2025 zeigen eine moderate Verbesserung der allgemeinen Marktdynamik. Dementsprechend verzeichnete der Gesamtindex für die Baukonjunktur (Construction Sentiment Index, CSI) weltweit einen Wert von +12, nach +5 im Vorquartal – das stärkste Ergebnis des Jahres. Unterstützend für diesen positiveren Ausblick erwarten die Befragten, dass die Baukosten in den kommenden 12 Monaten etwas langsamer steigen werden, wobei die Prognosen in allen Regionen im Vergleich zu Jahresbeginn leicht nach unten korrigiert wurden.

Erholung in Europa scheint an Fahrt zu gewinnen

Wie bereits in den vergangenen Jahren bleibt die Stimmung im Nahen Osten und Afrika (MEA) sowie in Amerika am stärksten, wo die Befragten weiterhin über solides Wachstum der Gesamtaktivität berichten (auch wenn sich das Momentum in Amerika im Vergleich zum Vorjahr etwas abgeschwächt hat). Bemerkenswert ist, dass der CSI in Europa jetzt auf +18 gestiegen ist, was eine stetige Verbesserung über die letzten drei Quartale hinweg darstellt. Das Ergebnis für Q3 2025 markiert zugleich den positivsten Wert seit Anfang 2022. Im Gegensatz dazu hinkt die Region Asien-Pazifik (APAC) dem globalen Trend weiterhin hinterher, mit einem CSI von null im aktuellen Befragungszeitraum. Zwar ist dies ein weniger negatives Bild als in den letzten beiden Quartalen, dennoch deutet es eher auf eine stagnierende Entwicklung als auf eine echte Erholung hin. Hinter den Gesamtzahlen verbergen sich jedoch deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern.

VAE, Indien und Saudi-Arabien zeigen weiterhin das stärkste Wachstum bei den Bauaufträgen

Beim Construction Sentiment Index auf Länderebene wird das Wachstum von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Indien, Saudi-Arabien, den Niederlanden und Nigeria angeführt, die alle im dritten Quartal ein kräftiges Plus verzeichneten. Ebenfalls solide, wenn auch etwas moderater, war das Wachstum in Oman, Sri Lanka, Spanien und Singapur, wo eine Zunahme der Gesamtbauleistungen gemeldet wurde. Am unteren Ende der Skala bleibt die Bauaktivität in China und Hongkong rückläufig – laut aktueller Umfrage ohne nennenswerte Verbesserung in einem Umfeld, das schon seit Jahren herausfordernd ist. Ähnlich bleiben die Marktbedingungen in Neuseeland und Katar uneinheitlich, wo die Befragten einen weiteren Rückgang meldeten. Auch in den USA hat sich das Wachstum abgeschwächt – die Zahlen für Q3 zeigen nur einen leichten Anstieg der Arbeitsvolumina (deutlich langsamer als im Jahr 2024). Frankreich, Großbritannien und Kanada befinden sich derzeit in weitgehend stagnierenden Verhältnissen. Deutschland bleibt konstant und erreicht einen CSI-Wert von +32 (Q2: +33).

Im Sektorvergleich übertrifft der Infrastrukturbereich weiterhin andere Marktsegmente in vielen Regionen. So liegen die aktuellen Werte für Infrastruktur in etwa 70 % der erfassten Länder über denen des Wohn- und Gewerbebaus. Es gibt Ausnahmen – etwa Südafrika, Mauritius und Frankreich –, doch insgesamt ist die Infrastrukturaktivität in vielen Ländern ein entscheidender Wachstumstreiber des Bausektors geworden.

Bei der Aufschlüsselung der aktuellen Infrastrukturaufträge nach Unterkategorien weisen Energieprojekte, insbesondere in Europa, die stärkste Expansion auf. Generell wächst die Energieaktivität in allen Regionen kräftig. Auch der Transportsektor legt in MEA und den Amerikas deutlich zu, während Europa ebenfalls solide Zuwächse verzeichnet. IKT-Infrastruktur zeigt ebenfalls ein relativ starkes Wachstum in diesen Regionen. Im Gegensatz dazu bleibt die Agrarwirtschaft das schwächste Teilsegment, während die soziale Infrastruktur (z.B. Schulen, Krankenhäuser, Gemeindebauten) ebenfalls hinterherhinkt – vor allem in der APAC-Region.

Etwas stärkerer Optimismus beim Ausblick

Bei den Erwartungen für die Arbeitsauslastung in den kommenden 12 Monaten nach Regionen sind die Befragten insgesamt etwas optimistischer als noch im vorherigen Quartal. Besonders im Wohnungsbau in Amerika hat sich die Stimmung deutlich verbessert – vor allem in den USA. Ebenso sind die Erwartungen in MEA gestiegen, wo der Nettosaldo ein Acht-Quartals-Hoch von +53 % erreicht. Auf Länderebene verzeichneten die VAE den stärksten Anstieg (+75 %), und auch in Saudi-Arabien bleibt der Ausblick robust. In Europa zeigen die Niederlande, Spanien und Deutschland die stärksten Erwartungen, während sich der Ausblick für das Großbritannien verhaltener darstellt. In allen Regionen werden steigende Infrastrukturaufträge im nächsten Jahr erwartet, wobei die Werte in MEA, Europa und APAC zunehmen. Der Gewerbeimmobiliensektor zeigt ebenfalls überwiegend positive Erwartungen, wenn auch etwas verhaltener. Auf Länderebene verzeichnen jedoch einige Schlüsselmärkte – etwa Frankreich, Kanada und China – negative Erwartungen, während der Ausblick in Großbritannien weitgehend stagniert.

Finanzielle Beschränkungen bleiben erhebliche Herausforderung

Finanzielle Restriktionen sind derzeit das am häufigsten genannte Hindernis für Bauaktivitäten– 66 % der Befragten weltweit nennen dies als Problem. 58 % berichten über starke Wettbewerbssituation, 56 % über unzureichende Nachfrage – der höchste Anteil seit Q1 2021. 49 % sehen Fachkräftemangel als zentrales Problem – der niedrigste Anteil seit 2020. Materialkosten werden von 55 % der Befragten als Belastung genannt (nach 62 % zuvor). Positiv ist, dass die Prognosen für die Baukosteninflation in allen Weltregionen gesenkt wurden. Der globale Durchschnitt von 3,7 % bedeutet den moderatesten Anstieg seit Q3 2020. Diese Entlastung bei den Kosten könnte die finanziellen Zwänge und Preisbelastungen der Branche abmildern.

Europa: Bauausblick verbessert sich, auch wenn Erholung weiterhin schrittweise verläuft

Die Ergebnisse in Europa zeigen erneut, dass sich die Erholung der Bautätigkeit weiter – wenn auch nur schrittweise – festigt. Darüber verdeutlichen die vorrausschauenden Indikatoren, dass sich diese Verbesserung im kommenden Jahr fortsetzen dürfte. Gleichwohl ist die aktuelle Lage nicht frei von Herausforderungen: Eine Mehrheit der Befragten in der Region nennt finanzielle Einschränkungen, planungs- und genehmigungsrechtliche Hürden sowie den anhaltenden Fachkräftemängel als zentrale Faktoren, die den Fortschritt in der Bauwirtschaft bremsen.

CSI steigt auf gesamteuropäischer Ebene, mit Zuwächsen in mehreren Märkten

Auf gesamteuropäischer Ebene verzeichnete der Construction Sentiment Index (CSI) in Q3 einen Wert von +18 (Q2: +15) und damit den dritten Anstieg in Folge sowie den stärksten Wert seit Anfang 2022. 

Spanien verzeichnet weiterhin den positivsten Wert mit einem CSI von +46 in diesem Quartal. Sowohl die Niederlande als auch Deutschland (+32 aktuell, Q2: +33) bleiben klar im positiven Bereich, wobei die Niederlande gegenüber dem Vorquartal eine deutliche Verbesserung aufwiesen. Italien, Frankreich und Irland meldeten moderat positive CSI-Werte, insbesondere Frankreich mit einem spürbaren Anstieg gegenüber früheren Ergebnissen. Am schwächeren Ende zeigte Großbritannien einen leichten Rückgang des CSI auf -3, was auf weitgehend stagnierende Marktbedingungen hinweist.

Zwölfmonatige Erwartungen deuten auf stärkeres Wachstum hin

Insgesamt hat sich in Europa die Stimmung mit Blick auf den Zwölfmonatsausblick in allen Segmenten gegenüber Q2 verbessert. An der Spitze stehen die Infrastrukturaufträge, bei denen ein Nettosaldo von +45 % der Befragten in der Region von einem Anstieg im kommenden Jahr ausgeht – der stärkste Wert seit 2021. Die Erwartungen im Wohnungsbau wurden ebenfalls nach oben revidiert und erreichten ein Drei-Jahres-Hoch. Auch im Gewerbebau hat sich die Stimmung deutlich aufgehellt.

Auf Länderebene weisen Spanien und Deutschland weiterhin den ausgewogensten Ausblick für Bauaufträge auf, mit soliden Erwartungen in allen Segmenten. Während das Gesamtbild in Italien positiv bleibt, ist die Stimmung im Bereich des Wohnungsbaus dort verhaltener. In Frankreich erweist sich der Gewerbesektor als klarer Nachzügler, wobei die Umfrageteilnehmer hier von einem Rückgang im kommenden Jahr ausgehen.

Mit Blick auf die Beschäftigungsaussichten erwarten per Nettosaldo +13 % der Befragten einen Anstieg der Mitarbeiterzahlen innerhalb der nächsten 12 Monate. Zwar liegt dieser Wert leicht unter dem vorherigen Wert von +18 %, deutet aber weiterhin auf einen moderaten Zuwachs der Beschäftigung im Bausektor hin. Der Ausblick für die Gewinnmargen bleibt hingegen zurückhaltender, da die Befragten von weitgehend stabilen Bedingungen in den kommenden 12 Monaten ausgehen. Positiv zu vermerken ist, dass die Prognosen für die allgemeine Baukosteninflation auf den niedrigsten Stand seit 2020 nach unten korrigiert wurden, was auf eine gewisse Entspannung beim Kostendruck hindeutet.

Fazit: Europa´s Ausblick bleibt positiv Susanne Eickermann-Riepe FRICS, Vorsitzende des RICS European World Regional Board (EWRB): „Der globale Construction Index zeigt eine moderate Verbesserung der allgemeinen Marktdynamik und auch europäische Index kann weiter zulegen. Auf Länderebene weisen Spanien und Deutschland weiterhin den ausgewogensten Ausblick für Bauaufträge auf, mit soliden Erwartungen in allen Segmenten. Die Ergebnisse in Europa zeigen erneut, dass sich die Erholung der Bautätigkeit weiter – wenn auch nur schrittweise – festigt. Darüber verdeutlichen die vorrausschauenden Indikatoren, dass sich diese Verbesserung im kommenden Jahr fortsetzen dürfte. Trendgeber ist weiterhin die Infrastruktur, aber die Erwartungen im Wohnungsbau wurden nach oben revidiert und erreichten ein Drei-Jahres-Hoch. Auch im Gewerbebau hat sich die Stimmung deutlich aufgehellt.”

Quelle: RICS