Stuttgart (pm) – Der Campus Holzbau Schmäh in Meersburg, die Mehrzweckhalle in Ingerkingen, das Suffizienzhaus U10 in Kassel und das Projekt „Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement“ in München haben es ins Finale beim diesjährigen Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur geschafft. Der Architekturpreis mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation wird in diesem Jahr zum 13. Mal von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen – DGNB e.V. zusammen mit der Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis e.V. vergeben. Erstmals erfolgt die Bekanntgabe des Gewinnerprojekts im Rahmen einer eigenen DGNB Veranstaltung: dem Forum Nachhaltige Architektur am 27. November 2025 in Bonn.
„Die diesjährigen Finalisten beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur setzen da an, wo die großen Herausforderungen der kommenden Jahre liegen: im Bestand, in der Nachverdichtung und im Gemeinwohl“, sagt DGNB Präsident und Juryvorsitzender Prof. Amandus Samsøe Sattler. „Alle vier Projekte integrieren unterschiedliche Ebenen der Nachhaltigkeit ganz selbstverständlich in ihrem Konzept – technisch innovativ, gesellschaftlich relevant und gestalterisch überzeugend. Die Finalisten stehen für ein zukunftsfähiges Bauen mit Haltung und geben Impulse für eine Baukultur, die Nachhaltigkeit und Klimaschutz unaufgeregt sichtbar macht.“
Soziale Verantwortung: Campus Holzbau Schmäh in Meersburg
In Meersburg am Bodensee hat das 1872 gegründete Familienunternehmen Holzbau Schmäh seine Wirkungsstätte vom Ortskern ins Gewerbegebiet verlegt und nach den Plänen von Klingelhöfer Krötsch Architekten erweitert. Die insgesamt 3.000 Quadratmeter großen, in Holzbauweise errichteten Neubauten bilden mit einer Fertigungshalle, einem sechsgeschossigen Büro- und Wohngebäude sowie gestalteten Freiflächen ein stimmiges Ensemble. Die oft vernachlässigte Bauaufgabe Gewerbebau erhält im Zusammenspiel von Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung eine gelungene Referenz für zukunftsfähiges Bauen im ländlichen Raum.
Weiterbauen: Erweiterung und Sanierung der Mehrzweckhalle in Ingerkingen
Im schwäbischen Ingerkingen haben die Architekten vom Büro Atelier Kaiser Shen die Mehrzweckhalle aus den 1960er Jahren maximal erhalten und zugleich eine völlig neue Art von Ästhetik geschaffen. Der Bestand bleibt sichtbar und wird durch ein Holztragwerk und sortenrein trennbare Materialien ergänzt. So wurde die Südfassade rückgebaut und nach außen versetzt, wodurch eine normgerechte Einfeldsporthalle und eine direkte Verbindung zum vorgelagerten Festplatz entstanden sind. Neben der ökologischen Sinnhaftigkeit des Bestanderhalts wurde der identitätsstiftende Ort unter Einbindung der Dorfgemeinschaft aufgewertet und zukunftsfähig gemacht.
Wiederverwenden: Suffizienzhaus U10 in Kassel
Mit dem Suffizienzhaus U10 schließen foundation 5+ Architekten eine Baulücke am Rande des Martini-Quartiers in Kassel. Das fünfgeschossige, als Massivholzbau ausgeführte Wohnhaus demonstriert, wie durch ressourcenschonendes Bauen mit wiederverwendeten Materialien, flexiblen Grundrissen und einer gemeinschaftlich geplanten Bauweise kostengünstiger Wohnraum geschaffen werden kann. Der CO₂-Fußabdruck wurde erheblich reduziert und die Investitionskosten gesenkt. Die klare Gebäude- und Fassadenstruktur ist durch den Einsatz von unterschiedlichen gebrauchten Materialien und Bauteilen geprägt, die erst im Laufe des Bauprozesses gefunden wurden.
Nachverdichten: Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement in München
Mit dem Projekt „Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement“ in München haben Florian Nagler Architekten die Wohn- und Bürofläche des bestehenden Vorderhauses im Sinne der Nachverdichtung erweitert. Auf drei Geschossen wurde eine ressourcenschonende, energieeffiziente Bauweise mit ästhetischer Gestaltung und praktischer Funktionalität kombiniert. Der Architekt setzt damit seinen Forschungsansatz des einfachen Bauens fort. Neben der nachhaltigen Holzbauweise in handwerklich hochwertiger Qualität, einer flächeneffizienten Raumaufteilung und einer minimalen Gründung wurde dabei konsequent auf Zement verzichtet.
Preisverleihung beim neu geschaffenen Forum Nachhaltige Architektur
Welches der vier Projekte beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Architektur als Gewinner hervorgeht, wird in diesem Jahr erstmals im Rahmen des neuen Veranstaltungsformats Forum Nachhaltige Architektur bekanntgegeben. Dieses findet am 27. November 2025 in der Bundeskunsthalle in Bonn statt und wird gemeinschaftlich ausgerichtet von der DGNB und der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen.
Die Finalisten mit den Projektbeteiligten im Überblick:
1. Campus Holzbau Schmäh, Meersburg
- Bauherr: Schmäh Immobilien GmbH
- Architektur: Klingelhöfer Krötsch Architekten PartGmbB
- Bauphysik: GSA Körner GmbH
- Brandschutz: IB Hoffmann
- Holzbau: Holzbau Schmäh
- Lichtplanung: Beckert & Soanca-Pollak GmbH
- Rohbau: Georg Reisch GmbH & Co KG
- TGA: IB Georg Schwald
- Tragwerk: merz kley partner GmbH


2. Erweiterung und Sanierung Mehrzweckhalle, Ingerkingen
- Bauherr: Gemeinde Schemmerhofen
- Architektur: Atelier Kaiser Shen Architekten
- Bauphysik (inkl. Raumakustik): GN Bauphysik
- Betonsanierung: Muhsau & Kindl Ingenieurgesellschaft mbH
- Brandschutz: Wurm Gesamtplanung
- HLSE: Paul Gampe + Partner GmbH
- Küchenplanung: Ingenieurbüro GhL GmbH
- Kunst am Bau: Steffen Dietze
- Landschaftsplanung: Jedamzik + Partner
- Tragwerk: Str.ucture GmbH


3. Suffizienzhaus U10, Kassel
- Bauherr: Baugruppe U10
- Architektur: foundation 5+ architekten
- Bauphysik: RBS Ingenieure
- Bauteilernte: Baugruppe U10
- Brandschutz: IB René Stein
- Ökobilanz/LCA: FH Erfurt, Christoph Kunde
- Statik: IB Karin Haberstroh
- TGA: Maestre UG


4. Unser Gartenhaus – Haus ohne Zement, München
- Bauherr: Florian Nagler
- Architektur: Florian Nagler Architekten GmbH
- Tragwerksplanung: merz kley partner GmbH


Quelle: DGNB