12. Oktober 2025

VDBUM Vorstand Roland Caillé: Herausforderung – Bauindustrie

Pattensen (pm) – Roland Caillé leitet die maschinentechnische Abteilung bei der Gottfried Stehnke Bauunternehmung GmbH & Co. KG. Seit vielen Jahren engagiert er sich im Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. (VDBUM), seit 2017 gehört er dessen Vorstand an. Caillé benennt die zunehmenden Herausforderungen, mit denen die Bauindustrie zurechtkommen muss, und appelliert an die Politik, die Branche nicht zu verunsichern, sondern zu unterstützen.

Die Bauindustrie steht vor einer Vielzahl komplexer Herausforderungen, die den Weg in eine nachhaltige und effiziente Zukunft erschweren. Trotz ihrer zentralen Bedeutung für Wirtschaft und Gesellschaft ist die Branche mit Problemen konfrontiert, die nicht nur technischer Natur sind, sondern auch organisatorischer und rechtlicher.

Das zentrale Problem ist und bleibt der Fachkräftemangel. Die Branche leidet weiter unter dem erheblichen Rückgang an qualifizierten Arbeitskräften und dies beeinträchtigt zunehmend die Umsetzung großer Projekte. Erschwerend hinzu kommen die demografische Entwicklung und der wachsende Wettbewerb um das Fachpersonal. Und auch aufgrund der nicht immer einfachen Arbeitsbedingungen in der Branche haben viele Unternehmen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Dieser Mangel an Fachkräften führt nicht nur zu Verzögerungen bei Bauprojekten, er kann auch Qualitätsverluste und höhere Kosten verursachen.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind innovative Ansätze in der Ausbildung, bessere Arbeitsbedingungen und die Integration neuer Technologien erforderlich. Hier kommt die Maschinentechnik ins Spiel. Fortschrittliche Baumaschinen, die auch eine wichtige Schnittstelle beim Datentransfer einnehmen, Automatisierung und robotergestützte Verfahren können helfen, Arbeitsprozesse effizienter zu gestalten und den Mangel an Fachkräften auszugleichen. Innovative Technik ermöglicht auch ein präziseres Arbeiten bei kürzeren Bauzeiten und verbessert zudem die Sicherheit auf unseren Baustellen. Die Integration dieser Technologien ist jedoch mit einem enormen Aufwand verbunden. Hier entstehen Kosten und ein Schulungsbedarf und – ganz wichtig – die Akzeptanz im Team muss sichergestellt werden.

Nachhaltigkeit, Klimawandel und die steigenden Anforderungen an umweltgerechtes Bauen fordern die Branche zusätzlich heraus. Das gilt sowohl für den Bauprozess als auch für die verwendeten Rohstoffe und Materialien.

Und dann ist da noch die Bürokratie. Genehmigungsverfahren, Vorschriften und Standards sind selbstverständlich notwendig, um Sicherheit und Qualität zu gewährleisten, doch oftmals führen sie zu einer erheblichen Verzögerung der Bauprojekte und erzeugen einen unnötigen bürokratischen Aufwand. Diese Verzögerungen wirken sich immer negativ auf die Kosten aus und erschweren somit auch die Planungssicherheit für Bauherren und Investoren. Hier besteht dringender Handlungsbedarf. Die Prozesse müssen verschlankt und effizienter gestaltet werden.

Sie mögen denken: All diese Themen sind nicht neu. Das stimmt. Sie werden immer wieder auf allen Ebenen diskutiert und es wird daran gearbeitet. Aber dennoch sind wir nicht so weit, wie wir es sein müssten.

Die von der aktuellen Regierung in Aussicht gestellten Mittel für das Infrastrukturpaket könnten in unserer Branche für mehr Auftragssicherheit sorgen und damit einen zusätzlichen positiven Schub bewirken. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese Mittel nicht wieder an zu viele bürokratische Auflagen gebunden sind und zügig bereitgestellt werden. Und vor allem, dass sie nicht dazu verwendet werden, in einem anderen Haushalt Defizite auszugleichen.

Der am 15. Juli von der Autobahn GmbH verhängte und mittlerweile abgeschwächte Ausschreibungsstopp war genau das falsche Signal. Dies steigert die Unsicherheit in vielen Unternehmen und kann sich negativ auf geplante Investitionen auswirken. Daher bleibt zu hoffen, dass die Akteure nach der politischen Sommerpause im September den Haushalt 2025 beschließen und den Weg für die Sanierung und Instandhaltung der maroden Infrastruktur ebnen werden, denn Herausforderungen gibt es in unserer Branche wahrlich genug. Die Politik sollte uns dabei unterstützen, dass es nicht noch mehr werden!

Quelle: Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. (VDBUM)