14. Oktober 2025

Wie Architektur echte Vielfalt in die Arbeitswelt bringt

Timothy Wright © Aroundtown

Gastbeitrag – Von Timothy Wright, Vorstandsmitglied Aroundtown und Projektleiter ATworld

Die Arbeitswelt verändert sich schneller, als Gebäude gebaut oder umgebaut werden können. Hybride Modelle, flexible Arbeitszeiten und der Trend zum ortsunabhängigen Arbeiten sind längst Alltag für viele und stellen Unternehmen vor eine entscheidende Frage: Wie können Arbeitsräume gestaltet werden, die dieser Vielfalt gerecht werden?

Fragmentierung als Chance: Raumgestaltung für hybride Arbeitswelten

Die Gestaltung von Arbeitsumgebungen ist weit mehr als nur die Anordnung von Schreibtischen. Sie ist eine Antwort auf die Frage, wie Menschen heute arbeiten können und wollen. Was für den einen ein idealer Ort der Konzentration ist, wirkt auf andere beengt und anonym. 

In der Vergangenheit wurde Arbeitsarchitektur jedoch oft nach einem starren Prinzip entworfen: ein Gebäude, eine Raumstruktur, ein Standard für alle. Heute ist klar, diese erzwungene Gleichförmigkeit spiegelt nicht mehr die Realität wider – die geprägt ist von hybriden Arbeitsmodellen. Angesichts des Fachkräftemangels und der Herausforderung, Mitarbeitende für das gemeinsame Arbeiten im Büro zu motivieren, stehen Unternehmen vor der Aufgabe, Arbeitsorte zu schaffen, die individuelle Freiheit und Gemeinschaft gleichermaßen ermöglichen. Doch oft fehlt es schlicht an Möglichkeiten, um jedem Mitarbeitenden seinen optimalen Arbeitsplatz zu bieten.

Neue Arbeitsumgebungen als Antwort

​​Die Lösung liegt nicht darin, das Büro auf einen Raumtyp zu beschränken, sondern es so zu gestalten, dass es verschiedene Bereiche gibt – für konzentriertes Arbeiten, für den Austausch mit Kollegen und für kreatives Arbeiten im Team. Da der Großteil existierender Büros dies nicht bietet, kann dieses Angebot durch ein externes Netzwerk an Arbeitsorten ergänzt werden, auf das Mitarbeitende jederzeit zugreifen können. So entsteht eine Infrastruktur, die unabhängig von Tagesform, Projektphase oder persönlichen Umständen die passende Arbeitsumgebung bereitstellt.

Das bedeutet konkret:

  • An einem Standort sollten unterschiedliche Zonen vorhanden sein – zum konzentrierten Arbeiten, für kreative Ideen, für ungestörte Rückzugszeiten und für Begegnungen.
  • Geografische Vielfalt außerhalb des Hauptbüros – also ein Netzwerk an Orten, die je nach Bedarf genutzt werden können.

Ein Beispiel aus der Praxis: ATworld als räumliches Ökosystem

ATworld knüpft genau hier an und bietet ein europaweites Netzwerk für Arbeitsorte. Auf der Plattform können Arbeitsplätze in Hotellobbys, Co-Working-Spaces oder Cafés gebucht werden. So werden bestehende Homeoffice- und Büroangebote ergänzt. Die Grundidee ist es dadurch mehr Vielfalt zu bieten:

  • Ein früher Start in den Arbeitstag, um E-Mails zu checken in einem Café unweit von zu Hause oder auf dem Weg ins Büro.
  • Fokusarbeit im ruhigen Co-Working-Space im Nachbarviertel.
  • Teammeetings in externen Meetingräumen für frischen Wind und neue Ideen.
  • Kundenmeeting in einer designorientierten Hotellobby mitten in der Stadt.

Dadurch entsteht Wahlfreiheit für die Mitarbeitenden – man entscheidet nicht mehr nur wo man arbeitet, sondern unter welchen Bedingungen. 

Konkrete Learnings für Unternehmen 

Wer Vielfalt räumlich abbilden möchte, sollte folgende Dinge im Blick behalten:

  • Aufgabe vor Hierarchie: Flächen sollten nach Tätigkeit vergeben werden (Fokus, Austausch, Projekt), nicht nach Titel.
  • Kernzonen + Netzwerk: Nicht alles muss im Gebäude vorhanden sein – wichtiger ist ein verlässlicher Zugang zu externen Orten (Coworking, Hotels, Cafés).
  • Pilot statt Großumbau: Zuerst kleine Bereiche umgestalten und testen; Bewährtes danach skalieren.
  • Vielfalt ermöglichen: Unterschiedliche Umgebungen – intern wie extern – fördern Kreativität und schaffen echte Wahlfreiheit.

Ausblick

Arbeitsumgebungen gewinnen an Qualität, wenn sie sich an die individuellen Bedürfnisse anpassen: Kurze Wege durch wohnortnahe Arbeitsplätze, verlässliche technische Ausstattung, ruhige Rückzugsorte für konzentrierte Arbeit sowie Bereiche, in denen persönliche Begegnungen und Teamdynamik entstehen können. Dabei bleibt das Büro der zentrale Ort für Unternehmenskultur, Identität und die gemeinsame Erfahrung – es bildet das Herzstück, an dem Teams zusammenfinden und Werte sichtbar werden. Flexible Orte wie Co-Working-Spaces, Hotels oder Cafés ergänzen dieses Zentrum sinnvoll, indem sie zusätzliche Wahlfreiheit und Vielfalt ermöglichen. In einer solchen Infrastruktur verschwimmen die Grenzen zwischen festen Unternehmensflächen und flexiblen Orten: Das Büro wird zu einem Netzwerk, das Menschen die Wahl lässt, je nach Tag, Projekt oder Stimmung den passenden Raum zu finden. 

Über den Autor: 

Timothy Wright ist Vorstandsmitglied bei Aroundtown und Projektleiter von ATworld – einem europaweiten Netzwerk, das Einzelpersonen und Unternehmen mit einer Vielzahl von Arbeitsorten wie Hotels, Co-Working-Spaces und Cafés verbindet. Die App bietet bereits Zugang zu über 250 Standorten europaweit. Wrights besonderes Interesse gilt der Frage, wie flexible Raumkonzepte dabei helfen, eine bessere Arbeitsumgebung für alle zu schaffen.