Berlin (pm) – Der Hochbau steht weiterhin massiv unter Druck: Hohe Bauzinsen, schwierige Rahmenbedingungen und eine insgesamt angespannte Marktlage bremsen die Entwicklung deutlich. „Der politisch beschlossene „Bau-Turbo“ wird seine Wirkung voraussichtlich erst mittel- bis langfristig entfalten – eine kurzfristige Besserung ist daher nicht in Sicht“, meint Michael Gilka, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB). Aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes unterstreichen die angespannte Lage: Der preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist im Mai 2025 gegenüber dem Vormonat kalender- und saisonbereinigt um 0,5 % gesunken. Besonders dramatisch zeigt sich die Entwicklung im Hochbau: Hier wurde ein Rückgang von 18,3 % verzeichnet, während der Tiefbau um 17,4 % zulegen konnte. Im Vergleich zum Vorjahresmonat liegt der Auftragseingang im Hochbau sogar um 10,4 % niedriger. Gerade im Wohnungsbau hält der Abwärtstrend an. Zwar verzeichnete der serielle Wohnungsbau laut den Statistikerinnen und Statistikern im vergangenen Jahr einen geringeren Rückgang von 15,5 % (bei rund 16.900 errichteten Gebäuden) im Vergleich zum konventionellen Bau (–23 % bei 59.200 Wohnungen), insgesamt zeigt die Kurve dennoch weiter nach unten.
Perspektiven schaffen statt Stillstand verwalten
Die aktuelle Hochbauprognose von EY Parthenon beschreibt das Jahr 2025 treffend als ein „Nichterholungsjahr“. Es ist ein Jahr ohne spürbaren Aufschwung – aber auch ohne weiteren Absturz. Die Branche beginnt langsam, sich von den tiefgreifenden Auswirkungen der vergangenen „Krisenjahre“ zu lösen. Auch aus Sicht der Bauwirtschaft ist noch keine Erholung in Sicht, wie Michael Gilka betont: „2025 ist kein Jahr des Aufschwungs – aber wir spüren erstmals, dass die heftigsten Nachwirkungen der letzten Jahre allmählich nachlassen. Jetzt gilt es, stabile Rahmenbedingungen zu schaffen und das Vertrauen in den Standort Deutschland zurückzugewinnen.“ Von einer echten Trendwende zu sprechen, sei allerdings noch zu früh – vor allem angesichts der anhaltend schwachen Entwicklung bei den Baugenehmigungen. „Was wir jetzt dringend brauchen, sind finanzielle Impulse – etwa durch Förderprogramme, wie sie im Koalitionsvertrag angekündigt wurden“, erklärt er. Mögliche Hebel wären aus seiner Sicht zinsgünstige KfW-Darlehen oder die Weiterführung des Programms Klimafreundlicher Neubau im Niedrigpreissegment, um gezielt Investitionen im Hochbau und in der energetischen Sanierung anzuschieben.
Prognose: Trendwende im Hochbau ab 2026 in Sicht
Für das Jahr 2026 zeichnen sich vorsichtige Erholungstendenzen im Hochbau ab. Fachleute erwarten eine allmähliche Trendwende mit leichtem Wachstum – gestützt durch erste positive Signale wie gestiegene Baugenehmigungen im Bereich des Wohnungsbaus zu Jahresbeginn (im Vergleich zu den Vorjahresmonaten) wie auch im allgemeinen Auftragseingang sowie ein zunehmendes Hypothekenvolumen. Die nach wie vor hohe Wohnraumnachfrage, verbesserte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und politische Reformen könnten ab 2026 den dringend benötigten Aufschwung einleiten. Hoffnung macht insbesondere, dass die Bundesregierung die strukturellen Herausforderungen im Wohnungsbau erkannt und erste Maßnahmen auf den Weg gebracht hat. Dennoch sollten nach Ansicht des Verbandes weitere Schritte in dieser eingeschlagenen Richtung unternommen werden.
Auch wenn das Sondervermögen nur in begrenztem Umfang dem Hochbau zugutekommt, könnten gezielte Investitionen und Impulse mittelfristig zur Stabilisierung beitragen. Eine zentrale Rolle spielt darüber hinaus der Abbau bürokratischer Hemmnisse und überregulierter Normen, der nicht nur Prozesse beschleunigt, sondern auch erhebliches Einsparpotenzial birgt. Laut Studie liegt dieses bei rund 2,7 Milliarden Euro jährlich – etwa durch Standardisierung, Digitalisierung und effizientere Genehmigungsverfahren.
„Damit sind die Voraussetzungen geschaffen, um 2026 zu einem Jahr des vorsichtigen Aufbruchs zu machen“, so Gilka optimistisch.
Quelle: Bundesvereinigung Mittelständischer Bauunternehmen e.V. (BVMB)