12. Oktober 2025

1.200 neue Wohnungen im Hamburg-Standard: 13 wegweisende Pilotprojekte in allen Hamburger Bezirken ausgewählt

Hamburg (pm) – Der neue „Hamburg-Standard“ zeigt, dass eine Reduzierung der Baukosten im Wohnungsneubau um bis zu einem Drittel der bisherigen Kosten möglich ist. Um den Ansatz der Hamburger „Initiative kostenreduziertes Bauen“ in der Praxis tiefer zu erproben, Maßnahmen in die Serie zu bringen und weitere nachhaltige Lösungen für bezahlbaren Wohnraum voranzutreiben, wurden zusätzlich zum großen Pilotquartier Wilhelmsburger Rathausviertel 13 besondere Bauvorhaben mit insgesamt rund 1.200 neuen Wohnungen in den sieben Hamburger Bezirken ausgewählt. Die ausgewählten Projekte erfüllen eine ganze Reihe herausragender Kriterien, um Baukosten einzusparen und weitere Erkenntnisse für zukünftige Bauprojekte zu gewinnen. 

Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: „Hamburg zeigt, wie es geht. Mit dem Hamburg-Standard haben wir einen Werkzeugkasten entwickelt, der die Baukosten um ein Drittel senken soll, um wieder mehr Wohnungsneubau zu bezahlbaren Preisen möglich zu machen. In den jetzt ausgewählten 13 Pilotprojekten erfolgt nun der Praxistest für die Umsetzung des Hamburg-Standards: Lassen sich die vorgeschlagenen Maßnahmen umsetzen? Führen sie zu den gewünschten Einsparungen? Entdecken wir weitere Möglichkeiten? Verteilt auf alle sieben Bezirke der Freien und Hansestadt Hamburg haben wir Pilotprojekte mit einem Umfang von insgesamt 1.200 Wohnungen ausgewählt und setzen bei der Auswahl ganz bewusst auf eine möglichst große Vielfalt an Bauvorhaben – von privaten Bauherren, über städtische und kirchliche Wohnprojekte bis hin zu Baugenossenschaften. Wir untersuchen Eigentumswohnungen und frei finanzierte ebenso wie geförderte Mietwohnungen in konventioneller, serieller und Modulbauweise. Das kleinste Projekt umfasst lediglich neun Wohnungen, das größte 240. Wir erwarten spannende Ergebnisse, neue Erkenntnisse und das Wichtigste: neue bezahlbare Wohnungen.“

Hamburgs Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW), die sieben Bezirksämter sowie die „Initiative kostenreduziertes Bauen“ betreuen und beraten die Pilotprojekte eng. Das „Institut für Bauklimatik und Energie der Architektur“ des Technologietransferzentrums der TU Braunschweig (iTUBS) unterstützt die Pilotprojekte zudem bei der Evaluation der Kosten und der Aufstellung eines individuellen Maßnahmenkatalogs für das jeweilige Bauprojekt. Maßnahmen, die gemeinsam analysiert werden, sind beispielsweise das Weglassen von Unterkellerungen oder von Aufzügen, das Erreichen einfacher Kubaturen und Tragkonstruktionen, hohe Grundrissflexibilitäten sowie die Verwendung vorgefertigter Bauelemente und die Anwendung des Energiestandards EH 55.

Insgesamt 13 Bauvorhaben wurden neben dem Pilotquartier Wilhelmsburger Rathausviertel als Pilotprojekte der Bezirke für den Hamburg-Standard ausgewählt. Vier davon befinden sich noch in der engeren Planung und werden in Kürze namentlich bekannt gegeben:

Bezirk Altona
Schenefelder Landstraße 198-202Projektverantwortung:Ev.-Luth. Kirchenkreis Hamburg West/Südholstein
Bezirk Bergedorf
Ladenbecker Furtweg/KarlshofProjektverantwortung:Gemeinnützige Baugenossenschaft Bergedorf Bille eG
Otto-Grot-Straße, östl. Nr. 31Projektverantwortung:Fördern und Wohnen AöR
Bezirk Eimsbüttel
SpannskampProjektverantwortung:Fördern und Wohnen AöR
Bezirk Hamburg-Mitte
Grevenweg 32Projektverantwortung:Ventana Immobilien GmbH
Bezirk Hamburg-Nord
Adolph-Schönfelder Straße 49Projektverantwortung:Die BRAWO RE Development Hamburg GmbH
Bezirk Harburg 
Hohe Straße / Rote-Kreuz-StraßeProjektverantwortung:steg Stadterneuerungs- undStadtentwicklungsgesellschaft Hamburg mbH
Bauernweide 8-14Projektverantwortung:Gerlach Wohnungsbau AG
Bezirk Wandsbek
SchimmelmannstraßeProjektverantwortung:LRW Architektur und Stadtplanung/Otto Wulff Bauunternehmung GmbH

Hintergrund Hamburg-Standard

Im Rahmen der von der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen initiierten „Initiative kostenreduziertes Bauen“ arbeiten bislang über 200 Fachleute, Vertreterinnen und Vertreter der Praxis sowie Entscheidungsverantwortliche von über 100 Institutionen der Privatwirtschaft und der öffentlichen Hand seit über einem Jahr gemeinsam an einem zentralen Ziel: die Baukosten im Wohnungsneubau nachhaltig zu senken. In den drei Handlungsfeldern – kostenreduzierte Baustandards, optimierte Prozesse und Planung sowie beschleunigte Verfahren – wurden Einsparpotenziale identifiziert, die eine Reduzierung der Baukosten um bis zu ein Drittel ermöglichen. Die Ergebnisse wurden im Hamburg-Standard zusammengetragen und sind als Maßnahmen für alle Bauprojekte anwendbar. Mehr Information zum Hamburg Standard sind unter www.bezahlbarbauen.hamburg zu finden.

Quelle: Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg

Kommentar

VNW: „Endlich ins Umsetzen kommen“

Um die Praktikabilität des „Hamburg-Standards“ zu überprüfen, hat die Stadt Hamburg zusätzlich zum Pilotquartier Wilhelmsburger Rathausviertel in den sieben Bezirken der Hansestadt 13 Bauvorhaben mit insgesamt rund 1.200 Wohnungen ausgewählt. Die Projekte sollen dazu dienen, Erkenntnisse für künftige Bauprojekte, die im „Hamburg-Standard“ errichtet werden sollen, zu gewinnen.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Gut, dass der Hamburg-Standard jetzt liefern will: Baukostensenkungen müssen auf der Baustelle ankommen. Es wird Zeit, dass wir ins Umsetzen kommen. Wir haben schon seit Jahren kein Erkenntnisproblem. Wir wissen es längst: Bauen hierzulande ist derzeit zu bürokratisch, zu aufwändig und damit viel zu teuer.

Wer heute ohne öffentliche Förderung mit dem Bau einer Wohnung beginnt, der muss am Ende eine monatliche Nettokaltmiete nehmen, die zwischen 18 und 20 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche liegt – und das nur, um eine ‚schwarze Null‘ zu schreiben.

1600 Netto kalt

Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung werden so zwischen 1440 und 1600 Euro im Monat fällig. Und zwar ohne Nebenkosten. Die liegen heute bei rund drei Euro pro Quadratmeter Wohnfläche – also 240 Euro im Monat. Das können selbst viele Haushalte mit gutem Einkommen nicht mehr bezahlen.

Also ja: Es ist gut und richtig, dass wir endlich vom Reden ins Machen kommen und Erfahrungen sammeln, wo der ‚Hamburg-Standard‘ funktioniert – und wo nachgebessert werden muss.

Die sozialen Vermieter haben in der jüngeren Vergangenheit immer und immer wieder darauf gedrängt, gegen die steigenden Baukosten etwas zu unternehmen. Deshalb freue ich mich, dass mit der Gemeinnützigen Baugenossenschaft Bergedorf Bille eG und der HANSA Baugenossenschaft EG zwei VNW-Mitgliedsunternehmen zwei der 13 Bauprojekte verantworten.

Ein VNW-Unternehmen sind schon weiter

Aber ein anderes VNW-Unternehmen ist schon viel weiter. Die Baugenossenschaft FLUWOG-NORDMARK errichtet derzeit am Vielohweg ein Wohngebäude im Sinne des ‚Hamburg-Standards‘.

Dort wird die größte Einsparung beim Schallschutz erreicht. Die Verringerung der Deckenstärke von 20 auf 16 Zentimeter und gezielte Materialeinsparungen führen dazu, dass rund 120.000 Euro gespart werden können.

Und das Beste daran ist: Experten habe das weitgehend fertig gestellte Gebäude geprüft und festgestellt, dass es keine Einschränkungen beim Schallschutz gibt.

Die sozialen Vermieter werden damit ihrer Verantwortung gegenüber ihren Mieterinnen und Mietern gerecht, ihnen dauerhaft bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. Zugleich zeigt sich, dass sie innovative Unternehmen sind, die alles tun, um auch in schwierigen Zeiten das bezahlbare Wohnen zu realisieren.“

Quelle: Der Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)