13. Oktober 2025

Lernlandschaft im urbanen Kontext: Das neue Thomas-Mann-Gymnasium in München

Stuttgart (abki) – Mitten im Münchner Stadtteil Obersendling, auf einem etwa 1,4 Hektar großen Grundstück, haben h4a Gessert + Randecker Architekten ein sechsgeschossiges Schulgebäude realisiert, das in seiner kompakten Form ein umfassendes Raumprogramm für bis zu 1600 Schüler\:innen bietet. Trotz beengter Grundstücksverhältnisse gelingt es dem Entwurf, eine offene und strukturierte Lernumgebung zu schaffen, die dem städtischen Kontext Rechnung trägt und gleichzeitig neue Maßstäbe im schulischen Bildungsbau setzt.

Das neue Thomas-Mann-Gymnasium ist das erste städtische Gymnasium Münchens, das vollständig nach dem sogenannten Lernhausprinzip konzipiert wurde. Dieses pädagogische Modell strukturiert die Schule in kleinere, überschaubare Einheiten. In den vier oberen Geschossen gliedern sich je sechs Klassenzimmer zusammen mit Inklusions-, Team-, Ausweich- und Multifunktionsräumen um offene, lichtdurchflutete Gemeinschaftsflächen. Diese Foren, die sich durch die Verbindung mit angrenzenden Räumen erweitern lassen, bieten Raum für selbstorganisiertes Lernen und fördern soziale Interaktion.

Das Schulgebäude reagiert auf die Herausforderungen des industriell geprägten Umfelds mit einer nach innen gerichteten Architektur. Die äußere Platzierung von Schulhaus und Sporthalle entlang der Straßen schafft städtebauliche Klarheit und schirmt das Schulareal akustisch wie visuell ab. Eine semitransparente Einfassung aus Mauer- und Plexiglaselementen dient dabei zugleich dem Schallschutz. Im Inneren entfaltet sich ein geschützter Campus mit vielfältigen Sport- und Aufenthaltsflächen, darunter eine Tartanbahn, ein Beachvolleyballfeld, Outdoor-Fitnessgeräte und ein Allwetterplatz auf dem Dach der Sporthalle.

Im Zentrum der Anlage liegt die Aula als räumliches und soziales Herzstück der Schule. Mit einer Kapazität von bis zu 300 Personen, Bühne und exzellenter Akustik dient sie als Pausenhalle, Veranstaltungsraum und Kommunikationszentrum. Ein vertikales Atrium über alle Geschosse sorgt für Offenheit, Belichtung und Orientierung im gesamten Gebäude. Ergänzend dazu bietet das Erdgeschoss mit Mensa, Bibliothek, Verwaltungsbereich und Zugängen zum Pausenhof ein funktional klar gegliedertes Erdgeschoss.

Besondere Aufmerksamkeit widmet der Entwurf auch der effizienten Flächennutzung. Das Schulhaus bündelt alle Hauptfunktionen auf relativ kleiner Grundfläche. Zwei Lichthöfe und das zentrale Atrium versorgen die dichten Raumschichten mit natürlichem Licht. Unterirdisch ist das Schulhaus mit der westlich gelegenen Dreifachsporthalle verbunden. Diese verfügt neben Tribüne, Foyer und Kiosk auch über eine Besonderheit: den auf dem Dach gelegenen „Käfig“, einen bei Schüler\:innen beliebten Sportbereich, der sowohl von innen als auch über eine große Außentreppe zugänglich ist.

Als zukunftsorientierte Bildungseinrichtung verfügt das Gymnasium über modern ausgestattete Fachräume für MINT-Fächer, interaktive Whiteboards in allen Klassenräumen sowie zwei Computerräume pro Ebene. Die Fahrradgarage an der Gmunder Straße ist auf 450 Stellplätze ausgelegt und wird über eine künstlerisch gestaltete Tunnelrampe erschlossen. Die Arbeit der Künstlerin Georgia Creimer setzt mit ihrer Installation „Underscape“ farbliche Akzente im Blau-Grün-Spektrum und verweist bewusst auf Naturbezüge – ein Kontrapunkt zur verdichteten urbanen Umgebung.

Mit dem Thomas-Mann-Gymnasium entsteht nicht nur ein neues Schulgebäude, sondern ein pädagogisch und räumlich durchdachter Lernort, der das Zusammenspiel von Architektur, Bildung und Stadtraum konsequent auslotet.

Quelle: h4a Gessert + Randecker Architekten, Hilfsmittel: KI, Lektorat: Architekturblatt