Frankfurt am Main (pm) – Der BDA Mittelhessen verleiht den Studienpreis des BDA Hessen für zwei Studienprojekte an der Technischen Hochschule Mittelhessen THM in Gießen. Der diesjährigen Jury – Johannes Wehner aus Fulda, Claudia Moser aus Friedberg und Nina Bondkirch aus Eiterfeld – standen mit einer Vorauswahl aus sechs Studienarbeiten aus dem Bachelor- sowie sieben Studienarbeiten aus dem Masterstudium Architektur hervorragende Entwürfe zur Wahl.
Die Bachelorarbeiten befassten sich mit dem breiten Spektrum zwischen baukonstruktiven Lösungen im Massiv- und Holzbau, Entwurf von Solitärgebäuden und städtebauliche Lösungen im städtischen und ländlichen Kontext. Die Masterarbeiten fokussieren das Bauen im und mit dem Bestand. Hier wurden hervorragende Lösungen zur Umnutzung, Erweiterung und Weiterentwicklung vorhandener Gebäudestrukturen erarbeitet.
Die Jury zeigt sich beeindruckt von der inhaltlichen Tiefe und dem breiten Spektrum mit der die Studierenden den jeweiligen thematischen Schwerpunkt der unterschiedlichen Entwurfsaufgaben bearbeitet haben.
Der BDA Mittelhessen bedankt sich herzlich bei allen Teilnehmenden, ihren Lehrenden, sowie Prof. Nikolaus Zieske für die Organisation und gratuliert den folgenden Preisträger:innen des Studienpreises 2024.
Auszeichnung Bereich Bachelor Architektur
Flora Linker „Fassadenplanung im Holzbau“
Der technischen Aufgabe einer Fassadenplanung eines städtischen Reihenmittelhaues im Rahmen des Pflichtkurses „Baukonstruktion 3“ stellte sich die Studierende mit dem eigenen Ziel, die Vorteile des Holzbaus unter Beweis zu stellen. Dies gelingt Flora Linker auf allen Ebenen. Die entstandenen Ansichten sind wohl proportioniert und die Materialwahl erzeugt eine urbane Ästhetik. Dabei bringt die Arbeit eindringlich zum Vorschein, welche Leichtigkeit der Holzbau auch in der Außenwirkung eines Gebäudes entwickeln kann. Die sauber durchgeplante Schichtaufbau der einzelnen Bauteile sowie deren Fügung miteinander erfüllen eine zentrale Voraussetzung für kreislaufgerechtes Bauen. Dabei kommt die Planung gänzlich ohne Verbundkonstruktion, die in der Baupraxis der Einfachheit halber häufig verwendet werden, aus. Die starke Sensibilität für ungebrochene Linien und Fluchten, im Großen wie im Kleinen Maßstab, beeindrucken. Sowohl der ideologische Ansatz als auch die architektonische Finesse in der Ausarbeitung sind bemerkenswert und haben sich die diesjährige Auszeichnung im Bereich „Bachelor“ redlich verdient.

Auszeichnung Bereich Master Architektur
Philipp Euler und Nina Kryvenko „Alles dreht sich um Musik“
Die gesamte Anlage des im Jahre 2015 stillgelegten Kernkraftwerks in Grafenrheinfeld soll rückgebaut werden. Als Alternative zu dem dabei anfallenden ca. 475.000t nichtradioaktivem Bauschutt wurde den Studierenden im Rahmen des Moduls „Entwerfen 2 Master“ die Aufgabe gestellt, für die Kühltürme der Anlage durch Umbau und Ergänzung ein neues Nutzungskonzept zu entwickeln. Nina Kryvenko und Philipp Euler entscheiden sich mit ihrer Arbeit „Alles dreht sich um Musik“ einen der beiden Türme zurückzubauen und den anderen als einen lebendigen Raum für Musik und Kunst zukünftig für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen. Die ursprüngliche Hülle des ehemaligen Kühlturms bleibt dabei als Symbol der industriellen Vergangenheit erhalten und wird mit neuen Elementen zu einem besonderen Konzertsaal mit flexiblen Bühnen, Proberäumen und Tanzstudios ergänzt. Besonders beeindruckend ist dabei der sensible Umgang mit der kraftvoll und bedrohlich wirkenden Gebäudehülle, die mit geschickten Ergänzungen einen zart wirkenden Raum formt, der die darin gespielte Musik spannungsvoll in einen völlig neuen Kontext setzt. Die erforderliche Akustik wird durch die innen eingezogene, der Gebäudeform folgende, textile Membran erreicht, die sich in einer flexiblen Bedachung fortsetzt. Ein umlaufender Tiefhof um die gigantischen Fundamente der Stahlbetonhülle stellt den überdimensionalen Turm frei und belichtet gleichzeitig sehr großzügig die im Untergeschoss platzierten Proberäume, Tanzstudios und Bandräume. Die Ausarbeitung des neuen Nutzungskonzeptes, der sensible Umgang mit dem Bestand sowie die gewählte Art der Darstellung auf den Plänen und im Modell haben die Jury dazu bewogen, diese Arbeit mit dem Studienpreis Master auszuzeichnen.

Quelle: Der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten BDA Hessen e.V.