Toronto & Guben (pm) – Bei der Produktion von Lithium aus Spodumenen, fallen große Mengen von gelaugtem Spodumenkonzentrat (LSC) als Beiprodukt an. Das große industrielle Nutzungspotenzial dieses LSC, wurde nun durch eine Studie des Deutschen Lithiuminstituts (ITEL) bestätigt. Der Stoff, der hauptsächlich aus Alumosilikaten besteht, kann in der Baubranche als Zusatzstoff für Zement verwendet werden und so bisher genutzte Flugaschen als nun langsam versiegendes Nebenprodukt aus der Kohleverstromung ersetzen. Somit können die Nebenprodukte der Lithiumproduktion von Rock Tech die regionale Versorgungssicherheit der deutschen Zementproduktion mit LSC sicherstellen und darüber hinaus die CO2-Emissionen in der Produktion deutlich senken. Zudem hat sich gezeigt, dass die Druckfestigkeit von Portlandzement, dem weltweit am häufigsten genutzten Zementtyp, um zehn Prozent steigt, wenn ihm 20 Prozent LSC beigemischt wird – unabhängig von der Herkunft des LSC. Das Verfahren zur Herstellung und Nutzung des Stoffes wurde zum Patent eingereicht.
Die Untersuchungen wurden im Rahmen der Forschungsgruppe Mineralogie und Geochemie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg durch die Doktorandin und ITEL-Stipendiatin Julia Woskowski durchgeführt. Dr. Andreas Neumann, Mitglied der Forschungsgruppe, erklärt: „Kohleausstieg und Stahltransformation führen über kurz oder lang zu veränderten bzw. wegfallenden Materialströmen, die für die Zementindustrie bislang mit Blick auf CO2-Einsparung und Produktportfolio von Bedeutung waren. Das SCM-Material aus der Lithiumproduktion besitzt das Potenzial, zukünftig diese versiegenden Materialströme zu kompensieren.“
Jannik Schmitz, Supply Chain Manager beim ITEL-Gesellschafter Rock Tech Lithium, erklärt: „Die Studie des Lithiuminstituts bringt uns auf unserem Weg zur CO2-Neutralität und zum ersten Zero-Waste-
Lithiumunternehmen weltweit einen großen Schritt weiter. Wichtig ist außerdem die Erkenntnis, dass die Eignung des LSC als Zementzusatzstoff unabhängig von der Herkunft des verwendeten Spodumens ist. Das bestätigt uns in der Wahl unseres Produktionsprozesses und auch in unserer Beschaffungsstrategie, das Material aus mehreren nachhaltig produzierenden Quellen zu beziehen.“
Die Studie wurde von den Gesellschafterunternehmen des ITEL, Rock Tech Lithium Inc., GP Günter Papenburg AG und SCHWENK Zement GmbH & Co. KG, aktiv begleitet. Das Traditionsunternehmen SCHWENK bietet in Deutschland eine flächendeckende Versorgung von Zement, Beton, Sand & Kies und Pumpe an. Dr. Thomas Neumann, Leiter Forschung und Entwicklung bei SCHWENK, erklärt: „Die Verwendung industrieller Reststoffe aus der Lithiumproduktion in Zementen und Betonen trägt maßgeblich zur Schonung wertvoller natürlicher Ressourcen bei. Durch einen innovativen Materialeinsatz leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Erreichung unserer Nachhaltigkeitsziele. Durch die Integration dieser Reststoffe können wir nicht nur die Umweltbelastung reduzieren, sondern auch CO2-Emissionen verringern.“
Rock Tech plant in Guben in Brandenburg den ersten Lithiumkonverter Europas zu bauen. Mit einer Produktionskapazität von 24.000 Tonnen Lithiumhydroxid jährlich wird der Konverter dazu in der Lage sein, Material für den Bau von 500.000 Elektrobatterien zur Verfügung zu stellen. Damit bildet der Konverter einen wichtigen Baustein der Batteriewertschöpfungskette. Zeitnah sollen Kapazitäten im Stoffrecycling entwickelt werden. Zudem will das Unternehmen durch die vollständige Weiterverwendung der Beiprodukte zum ersten Zero-Waste-Lithiumunternehmen der Welt werden. Dabei profitiert das Unternehmen von den regionalen Wertschöpfungsketten und kurzen Wegen.
Original Studie: J Woskowski, A Neumann, H Roggendorf, R Wehrspohn, S Stöber, „Properties of low sulfur
leached spodumene as supplementary cementitious material in ordinary Portland cement” in Construction
and Building Materials, Volume 438, page 137096 (2024),
https://doi.org/10.1016/j.conbuildmat.2024.137096; sowie die dazugehörige Patentanmeldung EP 2415
6323 beim Europäischen Patentamt.
Quelle: Gemeinsame Pressemitteilung von Rock Tech Lithium Inc. und Deutschem Lithiuminstitut (ITEL)
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