29. September 2025

Kommentare zur Wiederwahl Ursula von der Leyens zur Kommissionspräsidentin aus der Bau- und Immobilienbranche

ZIA: „Starke Gewichtung des Themas Wohnen ist ein tolles Signal“

Mit der Wiederwahl Ursula von der Leyens zur Kommissionspräsidentin stellt sich Europa neu auf. Die Immobilienwirtschaft hält es angesichts der internationalen Gemengelage für zwingend erforderlich, dass die EU unverzüglich weit gehende Veränderungen beschleunigt. „Schon ein kurzer Blick auf die USA und China zeigt, dass wir enorm zulegen müssen, wenn wir in diesen angespannten Zeiten den Anschluss halten wollen“, sagt ZIA-Präsidentin Iris Schöberl. „Da kann sich Europa keinen Zeitlupen-Modus leisten.“ Vorausschauende Gesetzgebung und Initiativen zu Fragen von Finanzen, Energieversorgung, Digitalisierung, Infrastruktur und Bildung müsse die EU auf Touren bringen und einen Wachstums-Boom ermöglichen. „Die europäische Wirtschaft braucht jetzt viel Freiraum für ganz viel Wandel“, drängt Schöberl. „Ob es um Wohnen, Arbeiten oder attraktive Innenstädte geht – die Immobilienwirtschaft kann fürs Zusammenleben in Europa ganz viel in Bewegung bringen. Wenn man sie lässt.“

Das Ziel einer funktionierenden Kapitalmarktunion hat hohe Priorität. „Das Thema gehört ins Zentrum der Finanzpolitik. Denn wir brauchen vor allem private Investitionen, damit die grüne Transformation und andere Veränderungen in Europa nicht bei vielen nur theoretische Gedankenspiele bleiben“, so Schöberl. „Öffentliche Gelder allein reichen nicht, um eine neue Investitionswelle anzutreiben.“

Das Kernziel von Sustainable Finance, privates Kapital in die Transformation zu lenken, wurde bisher verfehlt. Die für Finanzierer immer wichtigere EU-Taxonomie lenkt Kapitalströme in Gebäude, die ohnehin besonders energiesparend und emissionsarm sind. Es fehlen wichtige Signale, um die Dekarbonisierung des Gebäudebestands anzutreiben. Der ZIA fordert, die Philosophie der Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD) mit ihrem Worst-first-Ansatz im Kern auf die EU-Taxonomie zu übertragen. Schöberl: „Europa muss Verbesserungen beim Gebäudebestand verstärkt belohnen. Da muss sich was bewegen.“

Die EU spielt mit ihrer Kohäsisionspolitik eine wichtige Rolle bei der Förderung zukunftsweisender Pläne im urbanen Raum. „Das sollte unbedingt gepusht werden, weil so neue und auch experimentelle Ansätze in den Städten erprobt werden können“, erklärt Schöberl.

Die ZIA-Präsidentin reagiert erfreut auf das Signal Ursula von der Leyens zur Wohnungsbaupolitik: „Die starke Gewichtung des Themas Wohnen ist ein tolles Signal“, sagt Schöberl. „Die Betrauung eines Kommissars oder einer Kommissarin mit dem Thema wird der Bedeutung des Wohnens gerecht. Auf die Expertise des ZIA und seiner Mitglieder kann er oder sie dann zählen.“

Quelle: Zentrale Immobilien Ausschuss e.V. (ZIA)

Wohnungswirtschaft begrüßt Ankündigung eines EU-Kommissionsmitglieds für Wohnungsbau

„Die Schaffung eines eigenen Zuständigkeitsbereichs für den Wohnungsbau in der EU-Kommission ist eine gute Nachricht. Zwar ist der Wohnungsbau keine originäre Kompetenz der EU, sondern der Mitgliedstaaten. Gerade mit Blick auf die unglaubliche Dimension des Themas bezahlbarer Wohnraum in ganz Europa ist diese Art von Unterstützung auf europäischer Ebene aber sehr sinnvoll. Wichtig ist, dass sich die Tätigkeit des neuen Kommissionsmitglieds eben auf eine Unterstützung des Wohnungsbaus in den Mitgliedstaaten und den Regionen ausrichtet – und nicht neue Reglementierung bedeutet.
Aufgabe des neuen Kommissionsmitglieds soll es sein, das soziale und bezahlbare Wohnen zu fördern, die Nutzung von Mitteln der Europäischen Investitionsbank (EIB) zu koordinieren sowie die Wettbewerbs- und Beihilferegeln für die Förderung des sozialen und bezahlbaren Wohnungsbaus mithilfe eines neuen Plans für bezahlbares Wohnen anzupassen.
Eine solche Kontaktstelle in der Kommission, die explizit für die Anliegen des sozialverantwortlichen Wohnungsbaus verantwortlich ist, existiert bislang nicht und wäre hilfreich. Insbesondere auch, um die Ideen und Wünsche anderer Zuständigkeitsbereiche der EU-Kommission mit Blick auf ihre Bedeutung für das bezahlbare Wohnen zu bewerten und zu sinnvollen Ergebnissen zu kommen.“

Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen

Baugewerbe: Von der Leyen plant EU-Kommissionsmitglied für Wohnungsbau

„Wir begrüßen, dass Ursula von der Leyen der Wettbewerbsfähigkeit Europas in ihrer zweiten Amtszeit oberste Priorität einräumen will, denn nur so werden wir unseren Wohlstand sichern können. Aber auch die Wohnraumfrage muss Bestandteil jeder politischen Strategie zur Zukunftssicherung sein. Deswegen ist es mit Blick auf den europaweiten Wohnraummangel gut und richtig, dass dem Wohnungsbau nun auf europäischer Ebene durch die Ernennung eines zuständigen Kommissionsmitglieds ein entsprechend hoher Stellenwert eingeräumt werden soll, obwohl der Wohnungsbau natürlich in den Kompetenzbereich der Mitgliedstaaten fällt. Den geplanten Fokus auf Investitionen in den bezahlbaren Wohnraum halten wir ebenso für dringend notwendig. Allerdings muss es ganz klar auch Aufgabe des neuen Kommissionsmitglieds sein, darauf hinzuwirken, dass der Wohnungsbau nicht aufgrund neuer EU-Regelungen aus den anderen Ressorts, wie zum Beispiel durch die Pläne zur Nullemission von Wohngebäuden, verteuert wird.“

Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Deutsches Baugewerbe

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe