30. April 2024

BDA MASTERS 2022: Masterstipendien für Bachelorabsolvent:innen

Düsseldorf (pm) – Wer heute in den Hörsälen der Hochschulen und Universitäten sitzt, ist Hoffnungsträger für neue Ideen zur Überwindung der etablierten Beharrungstendenzen der Baubranche. Die nächste Generation von Architektinnen und Architekten ist geprägt vom aktuellen Wertediskurs und einem anderen Bewusstsein für Nachhaltigkeitsfragen. Auf sie warten die Herausforderungen und Chancen eines Umbruchs.
In diesem Spannungsfeld wird die Qualität der Ausbildung und Lehre an den Hochschulen um so wichtiger. Um diese zu fördern, vergibt der BDA NRW seit 2008 jährlich den BDA Masters als Stipendium für Absolvent:innen der Bachelorstudiengänge Architektur und Städtebau.

Am 22. November tagten die Jurymitglieder Sven Aretz (Archi- tekt BDA, Köln), Gert Lorber (Vorsitzender des BDA Landesverbandes NRW), Jochen Reetz (Architekt BDA, Köln) und Prof. Lydia Rintz (Architektin, Berlin) unter dem Vorsitz von Christina Köchling (Architektin, Berlin). Austragungsort der Jurysitzung und der anschließenden Preisverleihung war die diesjährigen Partnerhochschule PBSA, die Peter Behrens School of Arts der Hochschule Düsseldorf.

27 Arbeiten waren von den 13 teilnahmeberechtigten Hochschulen nominiert worden. Die Jury verlieh fünf gleichrangige Preise, die mit 2000,-€ dotiert sind und den Preisträgern als Stipendium ausgezahlt werden, sobald diese ihr Masterstudium aufnehmen.

FÜNF PREISTRÄGER DES BDA MASTERS 2022

PERIPHERIE ALS ZENTRUM – Die Grenze als bewohntes Territorium

Annika Hopster
FH Münster – MSA Münster School of Architecture Fachbereich Architektur
Prof. i. V. Dipl.-Ing. Wolfgang Zeh

(c) Annika Hopster

Die Arbeit „Peripherie als Zentrum“ von Anika Hopster untersucht (Landes-) Grenzen als räumlich-gesellschaftliches Phänomene am Beispiel von Doppelstädten entlang der Deut- schen Grenze zur Schweiz, Polen und den Niederlanden. Mit den Typologien Turm, Naht und Scheibe werden die Erkenntnisse der Untersuchungen an drei Standorten in eine räumliche Umsetzung überführt.

Die Jury würdigt die Aktualität des Themas und die konsequente, umfassende Durcharbeitung auf der analytischen Ebene. Über die Techniken des Dérive, Mapping und eine präzise Feldforschung werden die theoretischen Ansätze anhand der Ortschaften Konstanz und Kreuzlingen, Frankfurt Oder und Słubice sowie Herzogenrath und Kerkrade sehr gut veranschaulicht.

Auch die Qualität der einzelnen entwurflichen Setzungen ist bemerkenswert: Diese entwickeln bei großer stadträumlicher Angemessenheit über ihre Einfachheit eine prototypische, fast schon ironische Qualität, die eine hohe Übertragbarkeit der Sichtbarmachung von Grenzen auch an anderen Orten vorstellbar macht.
Über einfache, gut lesbare und sehr präzise Darstellungen und Texte werden die erarbei- teten Inhalte hervorragend vermittelt.

Das Projekt wurde übrigens in einer geheimen Wahl von den Teilnehmer:innen des BDA Masters mit dem „Preis der Nominierten“ ausgezeichnet.

 

HYBRID SUSTAINABLE HOUSING – Studentisches Wohnen auf dem Campus

Katharina Zimmer
PBSA HS Düsseldorf
Peter Behrens School of Arts
Fachbereiche Architektur und Design
Prof. Dipl.-Ing. Jochen Schuster, Prof. Dipl.-Ing. Thomas Fenner

(c) Katharina Zimmer

Wie wollen wir künftig leben und wohnen? Wenig eignet sich als Versuchsfeld besser als studentisches Wohnen, noch dazu in direktem Umfeld des Campus. Die Arbeit von Katharina Zimmer überzeugt durch den zeitgemäßen Umgang mit den aktuellen Fragestellungen der Bauwirtschaft wie Serielles Bauen, modulare Holzhybridbauweise, flexible Grundrisse und den Einsatz von recyclierten Stahlprofilen für die vorgestellten Stahlbalkone.

Der Gebäudekomplex staffelt sich zur zentralen Grünachse und bildet 4 Teilbereiche. Jeder Gebäudeteil verfügt über großzügige Gemeinschaftsflächen im Erdgeschoss und in den Dachgeschossen sowie private Gemeinschaftszonen in den einzelnen Wohneinheiten. Neben hierarchisierten Kommunikations- und Rückzugsbereichen zeichnet sich die Arbeit durch die gelungene Verschmelzung von Innenraum und Außenraum aus. Öffenbare Außenwände erzeugen ein abwechslungsreiches Erscheinungsbild. Es wird eine Wohnstruktur angeboten, die den NutzerInnen ausreichend Möglichkeiten bietet das Ge- bäude zu bespielen und zum Leben zu erwecken.

 

FORMA URBIS – Museum am Forum Romanum

Gesine Glaubitt
RWTH Aachen
Fakultät Architektur
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Uwe Schröder M. Sc. Jonathan Schmalör

(c) Gesine Glaubitt

Die Forma Urbis Romae war ein monumentaler Stadtplan der Stadt Rom und ist heute nur noch in Fragmenten erhalten. Der Entwurf von Gesine Glaubitt sieht in unmittelbarer Nähe zum Forum Romanum und dem kapitolinischen Hügel einen Ausstellungsort vor, der dem Andenken an die Fragmente in doppelter Hinsicht gerecht wird.

Verschiedene Ebenen, von teilweise in den Fels gehauenen Erschließungswegen und Terrassen, nutzen die Topographie des steil abfallenden Geländes, um Besuchern unterschiedliche Ausblicke auf die Stadt, das Forum Romanum und die Forma Urbis zu ermöglichen. Ein Turm, Terrassen, Plateaus, Treppen und ein in sandsteinfarbigen Klinker ge- mauerte Kreuzgang schmiegen sich als städtebauliches Puzzlestück an den felsigen Hang. Um der Größe der historischen Karte von 13 x 18 Metern gerecht zu werden, können die Besucher nicht nur die Fragmente der Forma Urbis innerhalb des Kreuzgangs besichtigen, sondern auch die ursprünglichen Maße der Karte als eine in den Boden eingelassene Replika begehen und erleben.

Der Turm bildet den höchsten Aussichtspunkt, ein weithin sichtbares Zeichen und beherbergt den barrierefreien Zugang der Ebenen.

Der Entwurf überzeugt durch die Symbiose der städtebaulichen Verknüpfung und die Möglichkeit die Forma Urbis aus verschiedenen Perspektiven zu erleben. Form und Mate- rialität passen sich dabei sensibel den vorherrschenden Formen, Farben und Materialien des historischen Roms an.

 

ADD-ON – Erweiterung Universität Bonn

Simon Ibald
RWTH Aachen
Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen Fakultät Architektur
Prof. Hartwig Schneider

(c) Simon Ibald

„Auf den Punkt“ – so steht es in einer Mitschrift der Jury.
Auf die Fragestellung, wie an diesem Ort, zwischen dem historischen Lenné-Haus und dem denkmalgeschützten Hauptgebäude der Universität Bonn, neue Flächen für den Lehrbetrieb entstehen können, gibt die Abschlussarbeit von Simon Ibald eine überzeugende und zugleich sensible Antwort.

„Frech“ besetzt der leicht wirkende Körper das Baufeld. Die intelligent einfach gedachte Struktur fügt sich gestalterisch selbstbewusst in das heterogene städtebauliche Gefüge. Zum anderen wirkt die feingliedrige Transparenz als Bindeglied zwischen Stadtgarten und dem bisweilen nicht miteinbezogenen Grünzug an der Konviktstraße.

Das Gebäude bedient sich unterschiedlicher Bauteile und bringt diese in ein stimmiges Gesamtsystem. Reduziert auf das Notwenige, entsteht ein Gleichgewicht aus strukturel- ler Angemessenheit, materieller Effizient und architektonisch-räumlicher Qualität.
Die Grundrissarbeit ist präzise. Die Polychromie überzeugt!

 

ORT MATERIAL TYPUS AKTIVITÄT IV – Aula

Christiant Joshua Sethio
Yannick Goeke
Technische Universität Dortmund
Fakultät Architektur und Bauingenieurwesen Prof. Dipl. Arch. ETH Piet Eckert
Prof. Dipl. Arch. ETH Wim Eckert M. Sc. Thilo Rohländer

(c) Christiant Joshua Sethio / Yannick Goeke

Die Arbeit der Köln Deutz Aula von Christiant Setio und Yannik Goeke überzeugt in Ihrer Selbstverständlichkeit und Eingebundenheit in die Situation. Im Zusammenspiel von städ- tebaulicher Setzung, der ausdrucksstarken Form und der Fassadenteilung entsteht ein neues Vorne mit Platz. Der Grundriss folgt der städtebaulichen Idee mit dem durchge- steckten Aularaum und passt damit auch zu der der programmatischen Form. Es ist sehr schön, wie in der länglichen Form durch die Anordnung der Elemente die Drehung zum Vorplatz entsteht. Die klassischen Enwurfsparameter Ort, Programm und Konstruktion stehen in einem sich bedingenden Verhältnis.

 

Pressemitteilung: B D A Nordrhein-Westfalen