30. April 2024

Neue Sicherheitslösung für Gebäudeaufstockungen: Erfolgreicher Brandversuch mit Wassernebellöschtechnik

Hamburg (pm) – Der sicheren Rettungswegführung bei Gebäudeaufstockungen dient ein Forschungsvorhaben der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) gemeinsam mit der Technischen Universität Braunschweig (TU Braunschweig) und der Feuerwehr Hamburg. Dazu wurde ein Brandversuch in einem Abrissgebäude in Hamburg-Horn durchgeführt, der erfolgreich verlaufen ist.

Für die bauliche Entwicklung Hamburgs ist die Aufstockung von bestehenden Wohngebäuden bzw. der nachträgliche Ausbau von Dachgeschossen von besonderer Bedeutung. Allerdings scheiterten in der Vergangenheit viele solcher Vorhaben, weil für die Aufstockung der Bestandsgebäude keine ausreichend sicheren Rettungswege herstellbar waren. Wenn im Brandfall der Treppenraum unbenutzbar ist, kann die Feuerwehr Bewohner aus niedrigen Bestandsgebäuden mit tragbaren Leitern retten. Für aufgestockte Bereiche benötigt sie das Drehleiterfahrzeug, für das in innerstädtischen Quartieren oftmals nicht genügend Platz vorhanden ist, da der Straßenquerschnitt durch beidseits parkende Kraftfahrzeuge verengt wird oder hochgewachsene Straßenbäume das Aufrichten der Leiter behindern.

Um zukünftig bei Aufstockungen nicht mehr auf den Rettungsweg über Feuerwehrleitern angewiesen zu sein, hat die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen ein Forschungsvorhaben initiiert, um Treppenräume im Gebäudebestand besser zu schützen, sodass sie im Brandfall verlässlich benutzbar bleiben. Hierfür wurde die Wirksamkeit der Niederdruck-Wassernebellöschtechnik untersucht. Bei dieser Technik wird eine verhältnismäßig kleine Wassermenge als feinster Wassernebel versprüht. Dieser Wassernebel hat positive physikalische Eigenschaften (u.a. Kühlung der benetzten Bauteile, Aufnahme der Strahlungswärme), die die Ausbreitung eines Brandes wirksam verhindern können.

Bei einem typischen Wohnungsbrand können hohe Temperaturen bis 1000° C entstehen. Dabei verursachen heiße Brandgase Risse in der Wohnungseingangstür, durch die lebensbedrohlicher Brandrauch in den Treppenraum dringt. Kurze Zeit später entzündet sich die ganze Tür und das Feuer breitet sich dann ungehindert im Treppenraum aus, so dass Bewohner nicht mehr über den Treppenraum flüchten können. Mit dem Forschungsvorhaben wurde untersucht, ob mit der Wassernebellöschtechnik die Wohnungstür wirksam vor dem Versagen geschützt werden kann, damit der Treppenraum als sicherer Rettungsweg erhalten bleibt.

Zur Überprüfung wurde ein Wohnungsbrand in einer Wohnung eines Abrissgebäudes in Hamburg-Horn nachgestellt. Im Wohnungsflur wurde oberhalb der Wohnungseingangstür eine einzelne Wassernebeldüse installiert, die bei steigender Brandtemperatur auslöste und vor der Tür feinste Wassertröpfchen versprühte. Obwohl in dem unmittelbar angrenzenden Raum über 30 Minuten Temperaturen von teilweise über 900° C herrschten, dehnte sich der Brand nicht aus und die Wohnungseingangstür blieb praktisch unversehrt. Nach Beendigung des Brandversuchs wies die Tür keinerlei Rissbildungen auf, so dass kein Rauch in den Treppenraum gelangte. Die durch den Wassernebel gekühlte Wohnungstür erhitzte sich auf nicht mehr als 40° C, so dass flüchtende Personen die Tür ohne Probleme hätten passieren können.

Die Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen wertet nun zusammen mit der Technischen Universität Braunschweig und der Hamburger Feuerwehr die Erkenntnisse aus diesem erfolgreich durchgeführten Brandversuch aus und leitet Empfehlungen für die Umsetzung bei Aufstockungen ab. Ziel ist es, kurzfristig marktreife Lösungen zu entwickeln, die bei künftigen Gebäudeaufstockungen eingesetzt werden können, wenn der Rettungsweg über die Drehleiter nicht möglich ist.

Pressemitteilung: Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen Hamburg