25. April 2024

6,9 % weniger Baugenehmigungen für Wohnungen im Jahr 2022 – Kommentare

Wiesbaden (pm) – Im Jahr 2022 wurde in Deutschland der Bau von 354 400 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, waren das 6,9 % oder 26 300 Wohnungen weniger als im Jahr 2021, als mit 380 700 Baugenehmigungen der höchste Wert seit dem Jahr 1999 erreicht worden war. Niedriger als im Jahr 2022 war die Zahl der Baugenehmigungen zuletzt 2018 (346 800 Wohnungen). In den Zahlen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. Die Zahl der Baugenehmigungen ist ein wichtiger Frühindikator für die zukünftige Bauaktivität, da Baugenehmigungen geplante Bauvorhaben darstellen. Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, mittelfristig 400 000 neue Wohnungen pro Jahr in Deutschland zu schaffen. Zum Rückgang der Bauvorhaben im Jahr 2022 beigetragen haben dürften vor allem Materialmangel und hohe Kosten für Baumaterialien, Fachkräftemangel am Bau und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen.

(c) Statistisches Bundesamt | Destatis

Zahl der neu genehmigten Wohnungen seit Sommer immer weiter gesunken

Im Jahr 2022 wurden in neu zu errichtenden Wohngebäuden 304 600 Wohnungen genehmigt. Das waren 7,3 % oder 23 900 Wohnungen weniger als im Vorjahr. Dabei fiel die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen im 2. Halbjahr 2022 besonders deutlich gegenüber dem Vorjahreszeitraum ab: Wurden im 1. Halbjahr 2022 nur 2,1 % weniger Wohnungen genehmigt als im 1. Halbjahr 2021, so waren es im 2. Halbjahr 2022 dann 12,6 % weniger als im 2. Halbjahr 2021. Seit Mai 2022 wurden durchgängig weniger Anträge für neu zu errichtende Wohnungen genehmigt als im jeweiligen Vorjahresmonat. Wurden im Januar noch 9,4 % Wohnungen mehr genehmigt als im Vorjahresmonat, so waren es im August schon 10,5 % Wohnungen weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Genehmigungen verringerte sich ab August von 24 100 bis auf 20 400 Wohnungen im November (-15,2 % gegenüber dem Vorjahresmonat). Einen niedrigeren Monatswert hatte es in den vergangenen fünf Jahren nur im Februar 2019 mit 18 900 Wohnungen gegeben. Im saisonbedingt starken Dezember stieg die Zahl zwar auf 28 100 Wohnungen an, das waren aber dennoch 20,1 % genehmigte Wohnungen weniger als im Dezember 2021.

Starke Rückgänge bei Ein- und Zweifamilienhäusern

Besonders stark war im Jahr 2022 der Rückgang der Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser. So genehmigten die Baubehörden 78 100 neue Einfamilienhäuser, das waren 16,8 % oder 15 800 weniger als im Jahr 2021. Bei dieser Entwicklung ist allerdings auch der Basiseffekt durch das Auslaufen des Baukindergeldes im März 2021 zu beachten: Diese Fördermaßnahme trug dazu bei, dass im 1. Quartal 2022 insgesamt 26,2 % weniger Einfamilienhäuser genehmigt wurden als im 1. Quartal 2021. Im 2. bis 4. Quartal 2022 wurden dann 12,9 % weniger Einfamilienhäuser genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der genehmigten Neubauwohnungen in Zweifamilienhäusern ging 2022 ebenfalls überdurchschnittlich stark zurück: In Zweifamilienhäusern wurden 27 700 Wohnungen genehmigt, das waren 13,8 % oder 4 400 weniger als im Vorjahr.

Etwa 63 % der Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern. Aufgrund der noch hohen Genehmigungszahlen im 1. Halbjahr 2022 wurden in Mehrfamilienhäusern im Gesamtjahr 2022 mit 190 400 Wohnungen lediglich 1,6 % oder 3 100 Wohnungen weniger genehmigt als im Jahr 2021. Im Jahresverlauf beschleunigte sich der Abwärtstrend allerdings. Im Dezember 2022 wurden in neu zu errichtenden Mehrfamilienhäusern nur 19 200 Wohnungen genehmigt, das waren 19,3 % oder 4 600 Wohnungen weniger als im Vorjahresmonat. Üblicherweise werden im Dezember besonders viele Mehrfamilienhäuser genehmigt.

Deutlich weniger Bauanträge von Privatpersonen

Rund 95 % der Bauanträge für Wohnungen in Wohngebäuden werden von Unternehmen und Privatpersonen gestellt. Entsprechend prägten diese beiden Bauherrengruppen die Gesamtentwicklung maßgeblich und sorgten 2022 für den Rückgang: Während auf Unternehmen 147 900 Baugenehmigungen für neue Wohnungen entfielen und damit 5 000 oder 3,3 % weniger als im Vorjahr, gingen 141 100 Baugenehmigungen auf Privatpersonen zurück. Das waren 12,6 % oder 20 300 weniger als im Vorjahr. Demgegenüber stieg die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen, die auf Bauanträge der öffentlichen Hand zurückgehen, um 17,8 % auf 12 200.

Umbauter Raum bei neu zu errichtenden Nichtwohngebäuden leicht gestiegen

Der zentrale Indikator für die künftige Bauaktivität bei Nichtwohngebäuden ist der umbaute Raum. Bei den im Jahr 2022 genehmigten neu zu errichtenden Nichtwohngebäuden erhöhte sich der umbaute Raum gegenüber dem Vorjahr um 0,6 % auf 236,7 Millionen Kubikmeter. Nichtwohngebäude sind zum Beispiel Fabrikgebäude und Lagerhallen, Büro- und Verwaltungsgebäude oder landwirtschaftliche Betriebsgebäude. Mit 70 % den größten Anteil am umbauten Raum haben die nicht-landwirtschaftlichen Betriebsgebäude, worunter unter anderem Warenlager, Fabrik- und Werkstattgebäude fallen. Der umbaute Raum stieg hier um 6,7 % gegenüber dem Vorjahr.

Der stärkste Rückgang bei Nichtwohngebäuden war mit 30,1 % weniger umbautem Raum bei den Anstaltsgebäuden zu verzeichnen. Dazu zählen unter anderem Krankenhäuser und Gebäude für die Altenpflege. In diesem Gebäudesegment schwanken die jährlichen Veränderungsraten stark. Mit einem Minus von 16,7 % war im Jahr 2022 auch bei den Büro- und Verwaltungsgebäuden ein starker Rückgang zu beobachten. Allerdings war der umbaute Raum hier immer noch höher als in den Jahren 2003 bis 2017. Der aktuelle Rückgang ist vermutlich unter anderem auf einen verminderten Bedarf an neuen Büro- und Verwaltungsgebäuden aufgrund des verstärkten Arbeitens im Homeoffice im Zuge der Corona-Pandemie zurückzuführen.

Zahl neuer Genehmigungen weiter höher als Zahl der Fertigstellungen

Die Zahl der Baugenehmigungen erlaubt eine frühzeitige Einschätzung der zukünftigen Bauaktivität. Allerdings nimmt die Zahl der Bauvorhaben, die zwar genehmigt, aber noch nicht begonnen oder abgeschlossen wurden, der sogenannte Bauüberhang, seit einigen Jahren zu. Aufschluss über die tatsächliche Entwicklung der Bautätigkeit und des Bauüberhangs im Jahr 2022 gibt die Zahl der Baufertigstellungen, die das Statistische Bundesamt voraussichtlich Ende Mai 2023 veröffentlichen wird.

Quelle: Statistisches Bundesamt

Kommentare

„Mit 354.400 genehmigten Wohnungen in Deutschland im Jahr 2022 gibt es einen deutlichen Rückgang der Bauanträge, insbesondere im privaten Bereich. Aber von einem kompletten Baustopp kann keine Rede sein. Damit steigt der Bauüberhang von genehmigten, aber nicht gebauten Wohnungen voraussichtlich weiter an. Im Jahr 2022 wurden mehr neue Wohnungen genehmigt, als in 2021 fertiggestellt wurden. Aufgrund von deutlich verschlechterten Rahmenbedingungen und Kapazitätsengpässen in der Branche ist die Bauzeit in den letzten Jahren gestiegen. Dem werden wir durch vereinfachte Planungs- und Genehmigungsverfahren, einer stärkeren Digitalisierung und einem Fokus hin zum seriellen und modularen Bauen begegnen. Zudem haben wir im März das Programm „Klimafreundlicher Neubau“ mit einem Volumen von 750 Mio. Euro erfolgreich gestartet. Im Juni folgt eine Wohneigentumsförderung für Familien mit kleinen und mittleren Einkommen (Volumen: 350 Mio. Euro).“

Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen

Quelle: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen


Wohnungsbau: Immer mehr Bauwillige geben auf

Seit Monaten werden immer weniger Baugenehmigungen erteilt. Das wird dramatische Auswirkungen auf den Wohnungsbau im Land haben. Der Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbes, Felix Pakleppa, drängt auf ein Einlenken der Politik. 

„Die Zahlen sind wahrlich erschreckend und beunruhigend zugleich. Im Dezember 2022 wurde der Bau von 32.646 Wohnungen genehmigt. Laut Statistischem Bundesamt waren das 7.231 Baugenehmigungen weniger als im Vorjahresmonat (-18,1 Prozent). 2022 genehmigten die Behörden insgesamt ca. 354.400 Wohnungen. Dies waren fast 7 Prozent weniger als im letztes Jahr. Und das Schlimme: Der Rückgang hat sich in den letzten Monaten verfestigt. Wenn wir nicht bald das Ruder rumreißen, wächst sich die Wohnungsmarktkrise weiter aus. 

Schon jetzt sind Neubaukosten und Bauzinsen extrem hoch, weshalb Bauherren und Investoren immer mehr Projekte stornieren. Die Order sind im Jahr 2022 um real 16,5 Prozent eingebrochen.

Wir brauchen jetzt dringend zweierlei: Anstatt noch höherer Auflagen und Regulierungen, die das Bauen verteuern und Bauherren verzweifeln lassen, muss temporär der überambitionierte energetische Standard EH-40 bei der Förderung ausgesetzt werden. Darüber hinaus brauchen Hausbauer und Investoren Unterstützung durch die KfW-Bank, um die immensen Bauzinsen stemmen zu können. 

Wenn der Tanker Wohnungsbau einmal in die falsche Richtung fährt, wird es sehr lange dauern, ihn wieder auf Kurs zu bringen. Noch können wir reagieren.“ 

Quelle: Zentralverband Deutsches Baugewerbe


Niedrigster Stand seit 2018. Kommunen auf der Bremse

Die Zahl der genehmigten Wohnungen im Neu- und Umbau ist im Dezember 2022 um weitere 18,1 Prozent eingebrochen. Für das Gesamtjahr verzeichnet die Branche nun einen Rückgang um 6,9 Prozent auf 354.400 Wohnungen, das ist der niedrigste Stand seit 2018. „Die schwierige Mischung aus steigenden Zinsen, stark zulegenden Material- und Baupreisen, gestoppter Neubauförderung und sinkenden verfügbaren Einkommen hat vor allem ab der Jahresmitte 2022 den Wohnungsneubau abgewürgt. Das Erreichen des politischen Neubauziels von 400.000 Wohnungen, vor allem aber die Schaffung von ausreichend bezahlbarem Wohnraum ist so für lange Zeit nicht mehr möglich“. Mit diesen Worten kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller, die heute vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Baugenehmigungszahlen für den Dezember und das Jahr 2022.

„Leider wird die Aussicht für 2023 nicht besser werden. Im Gegenteil: Aufgrund der zu geringen Neubauförderung von 1,1 Milliarden Euro, verschärften Anforderungen an die Energieeffizienz und hohen Zinsen werden gerade Wohnungsbaugesellschaften nicht in der Lage sein, investieren zu können. Der Auftragseingang im Wohnungsbau ist schon jetzt ins Bodenlose gesunken“, so Müller. 2023 sei deshalb nur noch mit der Fertigstellung von bestenfalls 250.000 Wohnungen (nach 275.000 im Vorjahr) zu rechnen.

Nicht viel besser sieht es im Nichtwohnungsbau aus. Für das Jahr 2022 ergeben sich reale Rückgänge1 bei den Genehmigungen im Wirtschaftshochbau von gut 6 Prozent, im öffentlichen Hochbau sogar von 10 Prozent. „Hier haben sich die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die starken Energiekostensteigerungen bemerkbar gemacht. Die daraus resultierende Unsicherheit ist Gift für potentielle Investoren. Im öffentlichen Bereich ziehen gerade die Kommunen aufgrund hoher Materialpreise die Investitionsbremse“, so Müller. Angesichts der besonders schwachen Zahlen im Öffentlichen Hochbau fordert er Bund, Länder und Gemeinden auf, die Baubudgets aufzustocken, um den Investitionsstau nicht noch größer werden zu lassen.

1Berechnung der BAUINDUSTRIE
Alle Angaben und Berechnungen beruhen auf Daten des Statistischen Bundesamtes.

Quelle: Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V.


Wohnbaugenehmigungen erneut gesunken: „Den Bauwilligen geht die Puste aus. Ohne Förderung läuft nix“

Die Anzahl der Wohnbaugenehmigungen in Baden-Württemberg ist mit nur noch 3.745 Wohneinheiten im Monat Dezember erneut zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Rückgang 9,9 %. Für das Gesamtjahr 2022 sanken die Baugenehmigungen um 8 % auf nur noch 42.172 zum Bau frei gegebene Wohnungen. Damit lag die Zahl jeweils niedriger als in den beiden Vorjahren. Gleichzeitig ging der Ordereingang im Dezember im Bereich Wohnungsbau um etwa ein Drittel zurück. Kein gutes Signal für die kommenden Monate.

Angesichts dieser Entwicklung betont Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, einmal mehr die Notwendigkeit von effizienter staatlicher Unterstützung, um den Bau von neuen Wohnungen anzukurbeln: „Wer den Wohnungsbausektor stärken will, muss den Bauwilligen finanziell unter die Arme greifen, sonst geht ihnen angesichts gestiegener Bauzinsen und hoher Inflation die Puste aus. Ohne Förderung läuft nix. Der Topf muss daher auch in diesem Jahr mindestens mit einer gleich hohen Fördersumme ausgestattet werden wie 2022 – also bundesweit 10 Mrd. Euro. Hier muss die Bundesregierung dringend nachbessern!“

Quelle: Bauwirtschaft Baden-Württemberg


Bauindustrie Hessen: „Krise im Wohnungsbau – An uns liegt es nicht!“

Im „Wiesbadener Kurier“ (Ausgabe vom 10. März 2023) hat der Sozialdezernent der Stadt Wiesbaden, Christoph Manjura (SPD), gesagt, zwar hätten die Baufirmen der Stadt für viele Projekten die Zuschläge bekommen, wüssten aber wegen Personal- und Materialmangel nicht, wann und wie sie diese umsetzen sollen. „Christoph Manjura fordert zu Recht eine Anpassung der Förderbedingungen des Landes Hessen. Den Eindruck aber, es würden Wohnungen vor allem deshalb nicht gebaut, weil die Bauunternehmen ausgelastet und Baumaterialien nicht verfügbar seien, müssen wir zurückweisen“, kommentiert der Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Hessen-Thüringen, Dr. Burkhard Siebert. „Sicher, wir sehen eine deutliche Stagnation bei den Bauprojekten, auch bei denen der öffentlichen Hand. Aufgrund der hohen Material- und Energiepreise sowie der Finanzierungszinsen ist die Planungssicherheit für viele Bauherren weg. Aber gerade das für den Wohnungsbau nötige Material ist wieder ausreichend verfügbar. Und das Personal fehlt eher in den Baubehörden, weshalb die Genehmigungs- und Planungsprozesse oft nur langsam vorankommen. Die Kapazitäten bei den Firmen sind ausreichend vorhanden. Daran scheitert kein Projekt! Entscheidend ist, dass die in der Regel hohen Investitionsplanungen des Landes und der kommunalen Ebene zügig umgesetzt werden. Wichtig sind Maßnahmen, die es uns erlauben, mit innovativen Ansätzen kostengünstigen Wohnungsbau in hoher Qualität zu realisieren. Wir brauchen etwa harmonisierte Landesbauordnungen, dann könnten wir, auch mit einem technologieoffenen Mix von Baumaterialien, in Hessen bezahlbares Wohnen ermöglichen.“

Quelle: Bauindustrieverband Hessen-Thüringen e.V.


Baugenehmigungen im Sinkflug – Wohnungsbauziel rückt in immer weitere Ferne

Heute hat das Statistische Bundesamt die Zahl der Baugenehmigungen für das Gesamtjahr 2022 veröffentlicht. Im vergangenen Jahr wurden nach vorläufigen Ergebnissen nur 354.400 Wohnungen und damit 6,9 Prozent weniger als noch 2021 genehmigt.     

Dazu Axel Gedaschko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW: „Die einbrechenden Neubauzahlen bedeuten leider, dass bezahlbares Wohnen in Deutschland auf absehbare Zeit Mangelware bleiben wird. Wenn nur etwas über 350.000 Wohnungen genehmigt werden, sind wir von dem Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich weit entfernt. Denn hinzu kommt, dass genehmigt noch lange nicht gebaut ist. Mittelfristig werden nur etwa 200.000 Wohnungen pro Jahr entstehen können, wenn sich nicht schnell etwas ändert.  

Gründe für den Absturz sind die historisch schlechten Baubedingungen: Material- und Fachkräftemangel, Preisexplosionen, Zinsanstieg und das staatlich verursachte Förderchaos, das seit Anfang 2022 herrscht. Bauwillige haben keinerlei Planungssicherheit mehr, wie sie die massiv steigenden Kosten auch infolge stark steigender Gebäudeanforderungen stemmen sollen. Neubauvorhaben werden deshalb reihenweise eingestellt. Das belegt der sich verschärfende Sinkflug der Baugenehmigungen im zweiten Halbjahr 2022, insbesondere bei Mehrfamilienhäusern. So wurden im Dezember 19,3 Prozent weniger Einheiten im Geschosswohnungsbau genehmigt als im Vorjahresmonat.

Die Regierung muss endlich handeln und bezahlbaren Wohnungsbau angemessen fördern. Denn in der aktuellen Krisensituation von extremen Kostensteigerungen hilft kurzfristig nur eine auskömmliche und verlässliche finanzielle Unterstützung, um bezahlbaren Wohnungsbau überhaupt zu ermöglichen. Zusätzlich müssen innovative Technologien wie das serielle und modulare Bauen stärker unterstützt werden. Und von staatlicher Seite dürfen keine weiteren Auflagen erlassen werden, die das Bauen ohne erkennbaren tatsächlichen Nutzen weiter verteuern.“

Quelle: GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen


Wieder weniger Baugenehmigungen – Katastrophe mit Ansage: Weitere Verschärfungen würgen Markt vollends ab

Der BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen blickt besorgt auf die weiterhin sinkenden Baugenehmigungszahlen. „Diese Katastrophe mit Ansage hätte vermieden werden können. Die Lage am Wohnungsmarkt gerät leider immer weiter ins Rutschen und sie wird sich mit den angekündigten Maßnahmen der Bundesregierung weiter beschleunigen. Jetzt wird der Markt, der ohnehin darniederliegt, nochmals abgewürgt mit weiteren Verschärfungen, die die GEG-Novelle vorsieht. Das ist kurzsichtig und fahrlässig zugleich“, erklärte BFW-Präsident Dirk Salewski in Berlin.

„Die erteilte Baugenehmigung ist der Blick in die Vergangenheit, die Anträge wurden viele Monate zuvor gestellt. Der Blick in den Rückspiegel zeigt: Zuerst sinken die Zahlen der Ein- und Zweifamilienhäuser, dann kommen die Mehrfamilienhäuser an die Reihe. Der Abwärtstrend und seine Beschleunigung sind klar zu erkennen. In dieser dramatischen Lage bei hohem, wachsendem Bedarf an Wohnraum, der bezahlbar sein sollte, die Standards weiter zu verschärfen, ist nicht vermittelbar. So wird nur alles noch teurer und damit unbezahlbar für alle. Wir lehnen die geplante Novelle des Gebäudeenergiegesetzes mit ihren gigantischen Kosten für die Bürgerinnen und Bürger in dieser Form klar ab“, so der BFW-Präsident.

„Das Einzige, was wir jetzt überhaupt nicht brauchen, sind mehr Verbote, Vorschriften und Regulatorik. Priorität müssen nun unsere Vorschläge zur Beschleunigung, Vereinfachung und Entbürokratisierung beim Neu- und Umbau haben. Planungs- und Genehmigungsverfahren benötigen ein Update. Noch könnte die Bundesregierung umsteuern“, mahnte Dirk Salewski.

Quelle: BFW Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen


Fertighausanteil steigt auf 23,5 Prozent – Rückgang der Baugenehmigungen weniger stark als bei Ein- und Zweifamilienhäusern insgesamt

Der Holz-Fertigbau hat bei den Baugenehmigungen im Jahr 2022 besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt für Ein- und Zweifamilienhäuser. Das teilt der Bundesverband Deutscher Fertigbau (BDF) mit Verweis auf die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes mit. Der Fertigbauanteil erreichte mit 23,5 Prozent einen neuen Höchstwert, nach 23,1 Prozent im Vorjahr. Vor zehn Jahren lag der Anteil noch bei rund 15 Prozent.

Von Januar bis Dezember 2022 wurden 21.646 neue Ein- und Zweifamilienhäuser in Fertigbauweise genehmigt. Das entsprach einem Minus von 14,9 Prozent gegenüber dem Jahr 2021. Die Gesamtzahl der Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser ist um 16,4 Prozent auf 91.975 Stück zurückgegangen.

Laut Branchenverband BDF sind die Unternehmen der Fertighausindustrie aufgrund ihres überwiegend hohen Auftragsbestands bis etwa Mitte 2024 ausgelastet. Die Zahl der Neuaufträge sei 2022 aber spürbar zurückgegangen. Neben Ein- und Zweifamilienhäusern gewinnt der serielle Wohnungs- und Objektbau für die Branche zunehmend an Bedeutung. Anerkannte Vorteile von Fertighäusern sind ihre hohe Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Sie werden aus dem klimafreundlichen Baumaterial Holz mit einer hochgedämmten Gebäudehülle errichtet und mit Technik für eine zukunftssichere Energieversorgung ausgestattet – beispielsweise zu über 90 Prozent mit einer Wärmepumpe.

Quelle: Bundesverband Deutscher Fertigbau e.V.


NW-Direktor Andreas Breitner zu der Zahl der genehmigten Wohnungen: „Düstere Vorzeichen“

Der Wohnungsbau in Deutschland ist trotz des vielerorts großen Bedarfs ins Stocken geraten. Bauwillige traten angesichts hoher Kosten und gestiegener Zinsen im vergangenen Jahr auf die Bremse. Die Zahl der genehmigten Wohnungen im Neu- und Umbau sank nach Angaben des Statistischen Bundesamtes um 6,9 Prozent auf 354.400 Vorhaben. Es war der niedrigste Stand seit 2018 mit damals 346.800 Bewilligungen.

Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):

„Mich beunruhigt vor allem die Entwicklung im zweiten Halbjahr 2022. Während auf das gesamte Jahr betrachtet ‚lediglich‘ 1,6 Prozent Wohnungen in Mehrfamilienhäusern genehmigt wurden, waren es im Dezember 19,3 Prozent weniger – und das, obwohl üblicherweise zum Jahresende die Zahl der Baugenehmigungen deutlich steigt. Etwa 63 Prozent der Neubauwohnungen in Deutschland entstehen in Mehrfamilienhäusern.

Die aktuellen Zahlen sind düstere Vorzeichen für dieses und das kommende Jahr. Zumal die Bedingungen für die Wohnungsunternehmen, die bezahlbaren Wohnraum anbieten, in den vergangenen Monaten sich weiter verschlechtert haben. Gestiegene Baukosten und gestiegene Zinsen werden flankiert durch deutlich zu wenig Fördermittel von der Bundesregierung.“

Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben glücklicherweise reagiert und die eigene Förderung des Baus bezahlbarer Wohnungen massiv erhöht.

Hamburg hat die Neubauförderung um zwölf Prozent erhöht und wird weiterhin langfristig zinsgünstige Kredite anbieten. Zudem stehen deutlich mehr Haushaltsmittel für energetische Modernisierungen zur Verfügung. Zugleich steigen die Anfangsmieten für neu geförderte Wohnungen moderat um 0,10 Euro/qm im Monat, im 1. Förderweg auf 7,00 Euro/qm monatlich, im 2. Förderweg auf 9,10 Euro/qm Wohnfläche.

In Schleswig-Holstein erhalten Unternehmen, die bezahlbaren Wohnraum im 1. Förderweg bei einer Zweckbindung von 35 Jahren schaffen, eine Förderung von 1.000 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Zudem gibt es einen Investitionszuschuss im 2. Förderweg bei einer Zweckbindung von 35 Jahren in Höhe von 200 Euro pro Quadratmeter. Ferner bietet das Land günstige Zinsen für Hypothekendarlehen an. Der Sollzins/Verwaltungskostenbeitrag beträgt 0,50 Prozent pro Jahr. für die Dauer von 20 Jahren bei einer Zweckbindung von 35 Jahren.

Mecklenburg-Vorpommern setzt auf eine veränderte Investitionsförderung. Wohnungsunternehmen sollen demnach künftig zinslose Kredite erhalten – mit der Möglichkeit, Nachlass bei der Tilgung zu gewähren. Zudem sollen die zuwendungsfähigen Kosten erhöht werden. Die Miet- und Belegungsbindung für Sozialwohnungen wird von zwanzig auf vierzig Jahre verdoppelt.

„Die Entscheidungen der Landesregierungen in Kiel, Schwerin und Hamburg werden das eine oder andere Neubauprojekt retten. Die Herausforderungen, vor denen der norddeutsche Wohnungsmarkt steht, wird man damit allerdings kaum bewältigen können.

Es gibt vor allem einen Bedarf für Wohnungen mit Mieten zwischen acht und elf Euro pro Quadratmeter. Ohne Förderung müssten derzeit bei einem Neubau mindestens 15 Euro pro Quadratmeter an Miete genommen werden, um wenigstens eine ‚schwarze Null‘ zu schreiben.

Zur Ehrlichkeit gehört zudem, dass die Förderung des Bundes den aktuellen Notwendigkeiten nicht gerecht wird. Mit der Entscheidung, für ganz Deutschland lediglich 750 Millionen Euro für die Neubauförderung zur Verfügung zu stellen, aber rund 14 Milliarden Euro für die energetische Sanierung vorzuhalten, hat die Bundesregierung dem Neubau einen schweren Schlag versetzt.

Herausfordernd sind die deutlich steigenden Anforderungen an die energetische Qualität von Wohngebäuden. Hier hat es in den vergangenen Wochen auf Bundesebene bereits Verschärfungen bei den Förderstandards im Bestand gegeben, und mit der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes stehen weitere Verschärfungen beim gesetzlichen Neubaustandard und bei Modernisierungen bevor. Die Folge: der Bau und die Sanierung von Wohnungen mit bezahlbaren Mieten werden erheblich erschwert.

Der Worte sind genug gewechselt, nun lasst uns endlich Taten sehen. Die Lösungen für ein rascheren Bau bezahlbarer Wohnungen liegen auf dem Tisch: schnellere Baugenehmigungsverfahren und mehr bezahlbare Grundstücke!“

Quelle: Verband norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW)