25. April 2024

Wohnungsbau 2017 in Sachsen-Anhalt mit Zuwachs, aber alle kreisfreien Städte bleiben hinter Bedarf zurück

Leipzig (pm) – „Die Entwicklung des Wohnungsbaus verlief 2017 in den kreisfreien Städten Sachsen-Anhalts mit einer Ausnahme durchaus dynamisch, aber insgesamt immer noch deutlich am Bedarf vorbei“, erklärte Dr. Robert Momberg, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverbandes Sachsen/Sachsen-Anhalt e. V. nach Bekanntgabe der Anzahl der Wohnungsfertigstellungen 2017 in Sachsen-Anhalt durch das Statistische Landesamt.

Fertigstellungen decken nicht den Bedarf

In der Stadt Dessau-Roßlau wurden 2017 lediglich 64 neue Wohnungen fertiggestellt, was einem Rückgang von 16,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutete und angesichts des ohnehin niedrigen Vergleichswertes aus dem Jahr 2016 äußerst kritisch zu bewerten ist. Die Stadt war allerdings die einzige Kommune im Land mit einer rückläufigen Zahl bei den Fertigstellungen. In Halle stieg die Anzahl der neuen Wohnungen im Vergleich zu 2016 auf 536 (+58,6 %), in Magdeburg auf 432 (+21,0 %) an. Rein rechnerisch harmonierte das Wohnungsbaugeschehen mehrheitlich mit der Entwicklung der Einwohnerzahlen, die in allen kreisfreien Städten im Vorjahresvergleich relativ konstant blieben. Aber angesichts der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt gerade in Städten mit einem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, hätten bedeutend mehr Wohnungen gebaut werden müssen. Der Bauindustrieverband hat vor diesem Hintergrund seine bisherigen Bedarfsprognosen in Bezug auf die notwendige Zahl der Fertigstellungen überprüft und unter Berücksichtigung des bestehenden Nachholbedarfs entsprechend korrigiert. „In Magdeburg müssten jährlich 700, in Halle ebenfalls 700 und in Dessau-Roßlau 250 neue Wohnungen dem Markt zugeführt werden, um den gegenwärtigen und künftigen Bedarf zu decken“, merkt Momberg an.

Kostenentwicklung zeigt nach oben

Der nach wie vor bestehende Mangel wird Wohnen da, wo weiterhin unterhalb der Bedarfsschwelle gebaut wird, noch teurer werden lassen. Die durchschnittlichen Nettokaltmieten zogen bei Neuvermietungen in Magdeburg innerhalb der letzten fünf Jahre um 20 Prozent, in Halle um acht Prozent und in Dessau-Roßlau um vier Prozent an. Auch die Immobilienpreise sind gestiegen, für Eigentumswohnungen in den kreisfreien Städten um bis zu einem Drittel und für Häuser sogar um bis zu 50 Prozent. Gleichzeitig haben sich die Kaufwerte für Bauland im Landesdurchschnitt innerhalb eines Jahres um etwa ein Fünftel erhöht.  Andere Kosten wiesen ebenfalls Wachstum auf, etwa die für Personal, Material, Energie, Transporte, Deponiegebühren, Planung und Architektenleistungen. Das hatte entsprechende Auswirkungen auf die Erstellungskosten für Wohnungen, welche sich, gemessen an den Baukosten für einen Quadratmeter Wohnraum, 2017 in Sachsen-Anhalt im Verhältnis zum Vorjahr um knapp fünf Prozent erhöhten.

Die Entwicklung des Wohnungsbaus verläuft in Sachsen-Anhalt insgesamt noch unbefriedigend. Nur die zügige Schaffung und Bereitstellung von bezahlbarem Wohnraum, gerade in Städten mit hoher Anziehungskraft, kann dem Preisauftrieb entgegenwirken und dem gegenwärtigen und künftigen Bedarf an Wohnungen gerecht werden.

„Alle bestehenden Programme und Förderinstrumente zur Schaffung von Wohnraum gerade im unteren Preissegment gilt es umsetzen. Darüber hinaus bedarf es Anstrengungen, um den Wohnungsbau in den Kommunen so voranzubringen, dass das bestehende Wohnungsproblem rasch positiv gelöst werden kann“, so das Resümee von Momberg.

Pressemitteilung: Bauindustrieverband Sachsen/Sachsen-Anhalt e. V.