Stuhr (pm) – Hydraulik kommt im Alltag und in der Industrie fast überall vor, aber nur wenige bemerken diese zuverlässige Technologie. Mit dem Ruhestand erfahrener Experten droht jetzt auch das über Jahrzehnte aufgebaute Hydraulik-Know-how zu verschwinden. Grund für den dramatischen Fachkräftemangel ist das Fehlen von Ausbildungswegen und Studiengängen mit Fokus auf Hydraulik. Die neugegründete Hydraulik-Initiative will das ändern: Bereits über 60 Unternehmen engagieren sich, um dem drohenden Wissensverlust entgegenzuwirken und langfristig den Technologiestandort Deutschland zu sichern.
„Hydraulik ist fast überall – ohne sie läuft nichts“, sagt Axel Binner, Initiator der Initiative. „Ob Flugzeug, Sportprothese mit künstlichem Kniegelenk, Friseurstuhl oder die Bremsen eines Tesla: Die Hydraulik ist überall, unverzichtbar – und keiner kennt sie!“
Über 60 mittelständische Unternehmen sind bereits Unterstützer
Trotz ihrer zentralen Bedeutung fehlt es in Deutschland an Ausbildungsangeboten. Gunter Mattes, Geschäftsführer der Wandfluh GmbH, warnt: „Es wird zunehmend schwieriger, Mitarbeitende einzustellen, die Hydrauliksysteme konstruieren können, die Fehler in Hydraulikanlagen finden und diese auch effizient beheben können. Wir haben die Hydraulik-Initiative ins Leben gerufen, weil wir nicht tatenlos zusehen wollen.“
Der Mittelstand schlägt Alarm – und übernimmt Verantwortung
Der Zusammenschluss mittelständischer Unternehmen – Hersteller von Komponenten und von Maschinen sowie Betreiber von Maschinen – wächst stetig. Ziel ist es, einen modernen, praxisnahen Ausbildungsweg mit Schwerpunkt Hydraulik zu etablieren und junge Menschen für die vielseitige, kreative und zukunftsfähige Technologie zu begeistern.
Hydraulik-Know-how darf nicht verschwinden – die Lehre aus dem Halbleiter-Ausstieg
Schon heute werden viele Hydraulik-Komponenten im Ausland produziert. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, müssen künftig ganze Systeme zeit- und kostenintensiv ersetzt und Know-how teuer aus dem Ausland zugekauft werden. Ulrich Hielscher, Geschäftsführer der Internationalen Hydraulik Akademie (IHA), erinnert eindringlich an die Folgen verpasster Chancen: „Wenn das Hydraulik-Wissen verschwindet, werden wir auf Lieferungen und Expertise aus dem nicht-europäischen Ausland angewiesen sein. Das erinnert an das Abwandern der Halbleiter-Industrie – Deutschland hat damals frühzeitig den Anschluss an eine Schlüsseltechnologie verloren! Diesen Fehler dürfen wir nicht noch mal machen.“
Binner zieht ein klares Fazit: „Deutschland ist – noch – führend in der Antriebstechnik. Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir nicht nur eine Schlüsseltechnologie, sondern schwächen auch nachhaltig unseren Wirtschaftsstandort – und machen uns abhängig. Der Großteil der Industrie scheint das bisher zu akzeptieren – wir nicht und wir hoffen, weitere Gleichgesinnte zu finden.“
Quelle: VDBUM